alleine_auf_der_buehne_zeno_pensky_jugendfotos-001Ein Beitrag von Angela Engelhardt

Das Gedränge vor der Brasserie Hermann war am Mittwoch, den 16. Oktober, groß. „Mit so viel Andrang hatten wir auch nicht gerechnet“, ließen uns Loulou Frankenstein und Miro Marsicevic , die Veranstalter des Poetry-Slam-Abends, mit erstaunten Gesichtern wissen. Mit „Möge es wachsen, unser Neugeborenes“, luden die beiden auf ihrer Facebookseite zu der Veranstaltung ein.

Während eine „Glücksfee“ die Reihenfolge der Slamer bekannt gab, saßen wir, die Zuschauer, gespannt in dem kleinen doch gemütlichen Raum der Brasserie und warteten auf den ersten Auftritt. Ich wage es zu sagen, dass ein erfolgreicher Poetry-Slam vor allem eines können muss: Die große Masse mit allgemeinen Themen wie Liebe, Sport, alltägliche Situationen oder Provokationen anzusprechen. Das einzige Mädchen, Isabelle Ponesicky, wurde von der Glücksfee als Erste gezogen. Sie betitelte ihren Slam mit „Etwas will von Innen nach Außen“. Doch durch ihre leise Stimme, konnte ich nicht wirklich spüren, dass etwas von Innen nach Außen will und ich musste mich sehr konzentrieren, um etwas zu verstehen. Thomas Höll  und Jan Wolf berührten uns mit emotionalen, anspruchsvollen Texten und Jost Blasberg, Neuling beim Poetry Slam, machte sich, durch den einen oder anderen Patzer beim Publikum beliebt.

Viele Lacher gingen auf das Konto von Max Gebhard, denn er zog uns mit  „Google mich, Bitch“ in die Welt des World Wide Webs. Während er Papierflieger aus E-mails bastelte und einen „apple-laptischen Anfall“ von zu viel Internet bekam, konnten wir auch bei Konkurrent Diego Hagen nicht aufhören zu kichern. Diego, der später ins Finale gewählt wurde, verwendete in seinem ersten Text Refrains von vielen bekannten Liedern. Obwohl er alle internationalen Chart-Hits ins Deutsche übersetzte, erwischte ich mich dabei, wie ich noch nach der Veranstaltung „We can’t stop“ von Miley Cyrus sang. Mit „Jugend, alter!“ versetzte er uns in unsere Teenie-Zeit zurück. Ich kann nur annehmen, dass viele danach in Erinnerungen, an die glorreiche Zeit als ungezähmter Teenager, schwelgten.

An die „Gemüseteufel“ dieser Welt

Doch er hatte die Ziellinie knapp nach Max Golenz, dem Gewinner des Abends, erreicht. Dieser schickte uns vorerst auf eine Traumreise durch Mutter Natur, was nur die Einführung in seinen eigentlichen Text war. Beim Hauptteil würden unsere Naturliebhaber eher auf die Barrikaden gehen. Er widmete ihn allen „Gemüseteufeln“ dieser Welt, denn sein Text befasste sich unter anderem mit dem Verzehren, Lecken und Einreiben von Fleisch und jeder noch erdenklichen Umgangsform mit den toten Überresten des Tieres.

Wir Zuschauer waren natürlich keinesfalls angeekelt als er davon erzählte, wie er sein neu erworbenes Fleisch von der Metzgerei immer wieder wie ein „Neugeborenes“ hin und her gewogen hatte und die Passage „wer denkt ich könnte nicht romantisch sein, schau her, ich schmiere mich, im Kerzenschein mit Teewurst ein“ lies mir ein Schauer über den Rücken laufen. Jedoch verfehlte die Darbietung ihre Wirkung nicht, denn die Zuschauer lachten laut auf bei solcher Provokation. Max Golenz, möchte mit seinem provokanten Slam zum Nachdenken anregen, wie er mir persönlich erzählte. Doch nicht nur zum Nachdenken, auch zum Lachen brachte er uns mit seinem zweiten Auftritt. Das „neue Fahrrad“ verhalf ihm zum Sieg, den er sich schon so lange erhoffte. Könnte es daran liegen, dass wir uns fast alle mit Fahrrädern in Greifswald identifizieren können?

Max Golenz

Max Golenz

Bisher wurde Max Golenz bei allen Slams Zweiter und zweifelte so langsam daran, dass der Bann sich jemals brechen lasse. Umso schöner war es, den Moment mit ihm teilen zu können, endlich einmal die Nummer eins auf dem Siegerpodest sein zu dürfen. Unser Gewinner des Abends, der Deutsch und Geschichte auf Lehramt studiert, denkt nach seinem Studium nicht ans Lehrersein im klassischen Sinne. Hauptsächlich würde er sich  gerne dem Schreiben widmen oder sogar Stimm- und Sprachtraining lehren. Mit seiner lauten und deutlichen Stimme konnte er uns am 16. Oktober davon schon ganz gut überzeugen.

Nachdem der Gewinner durch Klatschen, Pfeifen und Jubeln „herausgehört“ wurde, durften wir uns kreativ an der Namensgebung der Veranstaltung beteiligen. Neben „Wood Slam“, „Slam in your face“, „I Slam“ konnte uns „Sim sa la Slam“ verzaubern. Und so dürfen wir uns darüber freuen, wenn sich am 13. November in der Brasserie Hermann wieder die magischen Tore des Poetry Slams öffnen und uns versimsalaslamen.

Foto: Golenz – privat, „Alleine auf der Bühne“ – Zeno F. Pensky – schoenefotowelt.de via jugendfotos.de, CC-BY-NC-ND