Eine klassische Melodie ergießt sich in das warme Rot des Koeppenhauses, bald schon Fahrt aufnehmend, sich gemeinsam mit Schlagzeug aufwallend, sich später mit dem Bass sensibel vereinend, um schließlich zur Innerlichkeit zurückzukehren. „Lass die wilden Töne“ ist so ein typischer Titel des Jazz Trios „Center“, der am Abend des 7. November den Hörer auf eine Reise mitnahm, eine Reise durch Stimmungen und Klangfarben.
Trio „Center“ – das sind drei junge Musiker aus Hannover und Berlin, das sind Eike Wulfmeier am Rhodes Piano, Andreas Edelmann am Kontrabass und Lizzy Scharnofske am Schlagzeug. Seit nunmehr sieben Jahren spielen sie zusammen, zwei Alben haben sie bereits aufgenommen, bisher mit Klavier.
Die meisten Stücke an diesem Donnerstagabend sind Kompositionen Eike Wulfmeiers. Virtuos spielt er traditionelle Jazz-Piano-Läufe, genau wie lyrische Melodien auf dem Fender Rhodes (Artikelbild), lässt dabei dem einzigartigen Klang des Instrumentes Raum sich zu entfalten. Am Schlagzeug antwortet Lizzy Scharnofske, die im vergangenen Jahr mit dem Neuen Deutschen Jazzpreis ausgezeichnet wurde. Treibenden Grooves, die wie selbstverständlich Drum’n’Bass-Elemente aufnehmen, gesellen sich zum Piano, ein andermal ist es sensibles Besenspiel. Ihre offensichtliche Freude am Musizieren steckt Spielende und Hörende gleichermaßen an.
Wechselseitiges Ergänzen
Nie überfordert das Schlagzeug den kleinen Saal dynamisch und ist dennoch energetisch. Und zwischen Piano und Drums knüpft Andreas Edelmann am Bass Melodie und Rhythmus zusammen, innerlich wirkt seine Art zu spielen doch keineswegs zurückhaltend. Die Musiker kommunizieren miteinander, ergänzen sich wechselseitig; oft führt das Piano das Trio an, ohne sich in den Vordergrund zu drängen, gelegentlich übernimmt der Bass.
Über den Abend hinweg präsentiert das Trio eine stilistische Breite, ohne den ganz eigenen Charakter zu verlieren. „Small bags, big suits“ ist kompositorisch anspruchsvoll, ruhige und stürmische Puzzleteile bilden ein spannungsreiches Ganzes, mit „Beyond Speaking“ erklingt eine Ballade und in „Fährenmäßig“ trifft ein düsteres Intro mit gestrichenem Bass auf einen Swingpart. Keineswegs scheut sich das Trio, neue Wege zu beschreiten, kündigt mehrere Titel als „Baustellen“ an.
In der Zugabe stellen die Musiker noch einmal unter Beweis, dass sie es verstehen, Sturm und Brise harmonisch zu verbinden, verabschieden sich mit einem beinah rockigem Titel. Das Trio „Center“ ist weit mehr als ein klassisches Jazztrio – es ist ein großartiges Klangerlebnis!
Fotos: Natalie Rath