knäckebröd-Titelbild„Biss ins Knäckebröd“ heißt es nun zum zwanzigsten, aber auch zum letzten Mal, knapp fünf Monate lang habe ich versucht, mich für den webMoritz durch allerlei schwedische Eigenheiten und Traditionen zu „knabbern“. Das mit dem Knäckebrot ist allerdings leichter gesagt als getan, denn in welches beißt es sich wohl am besten? Da hilft nur ein Knäckebrot-Test!

Jahrhundertelang war Knäckebrot in Schweden die beliebteste Brotform, kein Wunder also, dass auch jetzt noch das entsprechende Regal im Supermarkt riesig ist. Im 15. Jahrhundert entwickelte sich hier bis heute übliche Herstellungsweise. Aus vornehmlich Roggenmehl, Wasser und Salz wurden runde Teigfladen kurz und heiß gebacken, um sie anschließend zu trocknen. Das Muster im Bot vergrößert dabei noch zusätzlich die Oberfläche, das Wasser kann also besser entweichen. Und dank des Lochs in der Mitte wurde das Brot dann auf langen Stangen gelagert, bis man sie dort einfach abbrach. Nicht viel mehr bedeutet auch der Name, das schwedische Verb dazu ist „knäcka“ – brechen.

knäcketest

Die Wohnheimküche wurde zum Testlabor der Knäckebrot-Jury.

Soviel zur Theorie, Knäckebrot gibt es heute in den verschiedensten Mustern und Formen. Die eigens für den Test engagierte Jury hat sich deshalb durch fünf repräsentative Sorten geknuspert. Geschmack, Ästhetik und „Knäcke-Faktor“ galt es dabei auf einer Skala von 1 bis 3 zu bewerten, die höchste Summe ergab zum Schluss das beste Ergebnis. Eingekauft wurde das Knäckebrot übrigens im „ICA City“ in Uppsala. Nachdem jegliches Restwissen aus der Statistik- und Methoden-Vorlesung mit Wein eliminiert war, konnte endlich, bewaffnet mit Zettel und Ikea-Bleistift, getestet werden. Fünf Knäckebrote später stand das Ergebnis fest.

Das „Polarbröd-Knäcke“, dessen Geschmack sich wohl erst in den leeren Weiten Lapplands entfaltet, ist klarer Verlierer. Ganz im Gegensatz dazu sieht das „Spisbröd“, nicht nur ziemlich urig aus, sondern beeindruckte nachhaltig beim Brechen mit stiebendem Mehl und knusperte obendrein noch am besten. Nur ein leicht bitterer Nachgeschmack verhinderte die Höchstpunktzahl, der hohe Preis ist da noch nicht einmal berücksichtigt.

Ginge es dagegen nach Alltagstauglichkeit, würde wohl das Brot „Falu“ vom Marktführer „Wasa“ abräumen: es ist kostengünstig, knuspernd und praktischerweise eckig. Die Kandidaten „Gammel Grården“ und „Leksands Knäcke“, welches es genauso als ganze Scheibe gibt, schmeckten gut und machten optisch was her. Die Jury erlaubte sich deshalb das Prädikat „typisch schwedisch“ zu verleihen.

tabelle knäckeGenießen kann man so ein Knäckebrot in den verschiedensten Kombinationen: mit Marmelade oder Früchten schmeckt es genauso gut wie mit Käse, „Köttbullar“ oder allen denkbaren Salaten. Schwedische Klassiker sind natürlich auch Hering oder Garnelen mit Crème fraîche und Dill. Die echten Wikinger unter den Schweden lassen es sich nicht nehmen, im Sommer „Surströmming“ dazu zu essen, eine Delikatesse, die nichts anderes als vergorener Fisch ist. Das ist längst noch nicht alles: dem Knäckebrot werden in Schweden Lieder und Tänze gewidmet, und als Vinyl-Alternative lässt es sich sogar anhören!

Solltet ihr nun also auf den Geschmack gekommen sein, möchte ich euch noch einen überlebenswichtigen Hinweis mit auf den Weg geben, bevor ich mich in meine Semesterferien verabschiede: Knäckebrot krümelt!

Foto/Grafik: Anton Walsch

knäcke1Diese Kolumne ist Teil der Reihe “Biss ins knäckebröd”. Weil jeder ein bisschen Schweden abbekommen sollte, schreibt Anton seit dem 28. Januar jeden Montag über sein Auslandssemester an der Universität Uppsala. Hier kommst du zu den bisher erschienen Kolumnen.