Ein Jahr im Studierendenparlament liegen hinter der Psychologiestudentin Jasmin Dinter. moritz sprach mit der Wahlsiegerin des letzten Jahres – sie bekam 539 Stimmen – über ihre Legislatur.
Was hattest du für Erwartungen, als du dich für das Studierendenparlament (StuPa) bewarbst?
Meine Erwartungen waren eigentlich, dass ganz viele verschiedene Projekte vorgestellt werden, die Unterstützung von links-grünen Menschen brauchen. Ich hätte mir mehr linke und grüne Sachen gewünscht (lacht). Ich wusste auch, dass ich mir viele Satzungen durchlesen und das aneignen musste, weil es wichtig ist, das alles seinen formalen Gang geht. Ich hatte aber nicht damit gerechnet, dass es jede Sitzung Änderungen gibt. Ich dachte eher, dass es eine Satzung gebe, die aber nicht so zentral wichtig ist, dass sie immer wieder besprochen werden muss.
Das klingt so, als hätte dich das StuPa ein bisschen abgeschreckt?
Ja, ich hatte weniger mit formaler als mit inhaltlicher Arbeit gerechnet. Ich studiere nicht Jura. Ich weiß nicht, wie Satzungen und Fi-nanzordnungen aussehen müssen, somit war ich da auch ein wenig raus, weil ich bei Sachen nicht die Relevanz erkenne konnte. Mir wurde das zwar alles erklärt, aber damit hatte ich einfach nicht gerechnet, überhaupt nicht (lacht).
Was nimmst du aus einem Jahr StuPa als Erfahrung mit?
Ich hab Satzungen zu schätzen gelernt, auch das diese präzise formuliert sind (lacht). Ich fand das sehr spannend, ich habe vorher nie in solch einem Gremium gearbeitet. Dadurch konnte ich einiges über strukturelle Abläufe im Gremium lernen. Ich fand es gut, dass wir so aktiv waren und viel bewegt haben. Wir konnten viele Studenten für die Rettung des Club 9 werben. Ich habe aber auch gelernt, mich in bestimmte Debatten nicht einzumischen, wenn diese zu geladen sind. Ich möchte nicht Politikerin werden. Da bin ich mir sicher.
Was sollten die nächsten Stupisten anders machen?
Es ist wichtig, dass gemeinsame Ziele präsent bleiben. Es ist auch wichtig, dass man während des Wochenendes die Satzungen und Ordnungen liest und darüber spricht, aber ich würde viel lieber die Gruppe stärken, weil ich glaube, dass das die ganze Legislatur besser prägen könnte. Beim StuPa-Wochenende hat man die Möglichkeit, alle näher kennen zu lernen. Ich finde, das sollte stärker genutzt werden, um eine Einheit zu bilden.
Ist das nicht kontraproduktiv für die Debatten im StuPa?
Das würde ich nicht denken. Das soll nicht heißen, dass jeder seine Meinung zugunsten einer großen Gruppenidee aufgeben soll. Wenn man sich untereinander kennt, geht man auch ganz anders mit der Meinung des anderen um. Gegenseitig zuhören finde ich wichtig. Ich denke, dass es helfen könnte.
Was würdest du den Stupisten noch mit auf den Weg geben?
Unterschätz den Zeitaufwand nicht. Ich habe relativ viel Zeit jede Woche investiert und denke nicht, dass ich neben dem Studium und den anderen Sachen noch Zeit für eine der Arbeitsgemeinschaft (AG) gehabt hätte. Aber ich kann mir auch vorstellen, dass man sehr viel Spaß daran haben kann, in den AGs aktiv zu sein. Auch könnte meiner Meinung nach das StuPa-Wochenende besser genutzt werden, um die außerparlamentarischen Aufgaben der Stupisten, also die AGs und Ausschüsse vorzustellen. Dort stellen sich ja auch die Medien und der Allgemeine Studierendenausschuss vor und es wird immer ganz klar gesagt, dass Stupisten auf deren Sitzungen gern gesehen sind. Aber bei jeder Sitzung dabei zu sein….
…das muss ja nicht sein, aber man kann ja ein- oder zweimal vorbeigucken, um zu sehen, wie das abläuft.
Das ist richtig. Ich fasse mir da auch an meine eigene Nase. Dort wird man sensibilisiert, was da eigentlich für Arbeit geleistet wird. Die neuen Stupisten sollten auch die einzelnen Bewerber für einzelne Posten ernster nehmen. Hier hat sich ein Mensch beworben, der sich auch darüber Gedanken gemacht hat. Diese Person dann einfach abzulehnen ohne weiter nachzufragen, finde ich immer kränkend. Was ich den neuen Stupisten noch mitgeben kann, ist, dass sie sich nicht demotivieren lassen. Ich muss ganz ehrlich sagen, zu Zeiten ist es mir schwer gefallen, immer Spaß und Freude daran zu haben. Ich habe noch nicht darüber nachgedacht, wie man das ändern kann, aber ich finde es schon erstrebenswert, immer mit Spaß und Motivation zur Sitzung zu gehen.
Ein Interview von Katrin Haubold und David Vössing; Portraitfoto von Katrin Haubold