Im Oktober steht die nächste Rektorwahl an. Zwei Kandidaten wollen den Posten ausfüllen: Professor Hannelore Weber und Professor Robert Seckler. In einer öffentlichen Anhörung sprachen sie über ihre Ziele und Motivationen.
Bis Ende Januar 2013 ist Professor Rainer Westermann noch im Amt als Rektor der Universität Greifswald. Nach ihm wird es zu einem Wechsel kommen, denn er schloss eine neue Kandidatur aus.
Seine jetzigen Aufgaben, die Universität nach außen zuvertreten und die Rechtsübersicht über andere Organe, Gremien und die Studierendenschaft, wird auch sein Nachfolger haben. Nachdem das Stellenangebot für das Amt des Rektors ausgeschrieben wurde, gingen fünf Bewerbungen von unterschiedlichen Professoren außerhalb der Universität Greifswald ein. Nach eingehender Prüfung, schlug der Rektorwahlausschuss daraufhin Professor Robert Seckler vor; den Vizepräsidenten der Universität Potsdam, als Kandidaten. Professorin Hannelore Weber wurde als zweite Kandidatin von der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät vorgeschlagen. Beide Professoren wurden am 19. September von dem engeren Senat bestätigt. Die Wahl findet nun am 17. Oktober statt. Der neue Rektor wird dann ab dem 1. Februar 2013 sein Amt im Uni-Hauptgebäude in der Domstraße 11 antreten.
Professor Robert Seckler, wurde 1954 in Baden geboren. Nach seinem Abitur begann er das Studium der Biochemie an der Universität Tübingen, wo er 1984 promovierte. Seit 1998 ist er der Professor der Physikalischen Biochemie an der Universität Potsdam. Die Motivation für seine Kandidatur für den Rektorposten in Greifswald sieht er darin, dass er neue Aufgaben suche. „Meine fünf Kinder sind jetzt bald alle flügge“, sagt Seckler. Er würde sich jetzt mit ganzer Kraft der Universität Greifswald widmen. Ebenfalls um den Rektorposten bewirbt sich Professor Hannelore Weber, 1955 geboren. Ihre Laufbahn begann mit dem Publizistikstudium 1974. Im folgenden Jahr begann sie das Studium der Psychologie in Mainz. Sechs Jahre später absolvierte sie erfolgreich mit dem Diplom der Psychologie. Ein Stipendium für ihre Promotion von der Studienstiftung des Deutschen Volkes lehnte sie ab, da sie die Stelle als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Persönlichkeitspsychologie und Psychologische Diagnostik an der Universität Bamberg annahm.
Es folgte die Promotion 1987 und die Habilitation 1992 mit dem Thema „Über den Ärger“. 1994 zog sie nach Greifswald, da sie am den Lehrstuhl für Differentielle und Persönlichkeitspsychologie/ Psychologische Diagnostik berufen wurde, wo sie half, dass neu gegründete Institut der Psychologie aufzubauen. Gerade durch den Aufbau des Instituts fühlt sich Weber mit der Universität verbunden. Sie lehnte aufgrund einen Ruf nach Heidelberg ab. Für die Kandidatur bestärkte sie auch ihr Umfeld, viele Kollegen meinten, dass sie die geeignete Person sei. Emotional berührt tritt sie nun die Kandidatur zum Rektor an.
Das Lehramtsstudium soll bleiben
Beide Kandidaten sprachen sich am 18. September in einer öffentlichen Anhörung für den Erhalt des Lehramtsstudiums in Greifswald aus. Den Plan, das Lehramtsstudium in Mecklenburg-Vorpommern komplett nach Rostock zu verlegen, halten beide für nicht realisierbar. Gerade die neue Zielvereinbarung zeige, dass das Lehramtsstudium sowohl nach Rostock als auch nach Greifswald gehöre. Auf die Nachfrage nach der Erweiterung des Angebotes für Lehramtsstudenten, besonders in Richtung der mathematisch-naturwissenschaftlichen Fakultät, reagierten Seckler und Weber ebenfalls gleich. Beide wollen das Angebot nicht erweitern, sondern lediglich die jetzigen Fächer beibehalten. Seckler erklärte weiter, dass er in Gesprächen mit der mathematisch-naturwissenschaftlichen Fakultät keine Begeisterung für das Lehramtsstudium an dieser Fakultät vorgefunden habe.
Ein weiterer gemeinsamer Punkt der beiden Kandidaten ist die Förderung der studentische Kultur. Genauso wie Seckler steht auch Weber dahinter. Man müsse noch mehr tun um Studenten nach Greifswald zu holen. Es sei nicht selbstverständlich für die Universität das Studenten sich zum Standort Greifswald hingezogen fühlen. Gerade die nicht vorhandenen Studiengebühren seien für Studenten attraktiv. Dies ist auch der Grund, warum sich Weber klar gegen die Erhebung von Studiengebühren ausspricht. „Ich möchte nicht, dass befähigte Schülerinnen und Schüler vom Studium abgehalten werden.“
Positiv bewertet Seckler, dass die Universität es geschafft habe,20 Prozent der Stellen zu streichen und dabei noch zu funktionieren. „Die Universität hat es geschafft, sich auf Stärken zu konzentrieren, die nach außen weiterhin sichtbar sind. Wir müssen daran arbeiten, dass das weiter so bleibt.“
Werbung um ausländische Studierende
Weiters Ziel für Weber sei die Verbesserung der Internationalisierung. „Bei einem Ranking der Alexander-von-Humboldt-Stiftung hat Greifswald einen erbärmlich schlechten Platz. Wir haben zu wenige ausländische Studierende und Promovierende“, so Weber. Hier müsse man für eine stärkere Internationalisierung werben. Ebenfalls kritisiert sie die momentanen Verhältnisse in der Zusammenstellung des Personals. „Wir stehen in der Gleichstellung noch zu schlecht da“ Es müssten viel mehr Hochschullehrerinnen und Professorinnen eingestellt werden.
Kritik übt auch Seckler am Bildungssystem, besonders an der Lage der Juniorprofessoren. Nach seiner Ansicht können viele Juniorprofessoren den weiteren Karriereaufstieg nicht mehr schaffen, da sie in ihrer Position festgefahren sind. Gerade hier würde er eine bessere Förderung vorantreiben.
In der Finanzierung sieht Seckler ebenfalls Verbesserungsbedarf. Mit knapp 50 Millionen Euro Förderung vom Land für 11 500 Studenten liegt Greifswald weit unter dem Durchschnitt. Durch eine stärkere Förderung durch das Land Mecklenburg-Vorpommern könnten „intelligente und junge Leute in das Land geholt werden, von denen viele hier bleiben, weil es ihnen so gut gefällt. Das setzt man aufs Spiel, wenn man die Universitäten schlecht ausstattet.“, erklärt Seckler gegenüber dem webMoritz.
Problematisch für Seckler ist die Tatsache, dass er seit dem 1. Dezember 2012 der Vizepräsident der Universität Potsdam ist und er dieses Amt noch bis 2014 inne hat. Falls er die Stelle in Greifswald bekäme, müsste er sein jetziges Amt niederlegen. Auf die Frage, ob er sich auch in Greifswald frühzeitig nach anderen Positionen umschauen würde, wenn er der neue Rektor sei, antwortet er vehemend. „Ich stelle mich darauf ein, an der Universität Greifswald nicht nur eine Amtszeit zu arbeiten, sondern so gute Arbeit zu machen, dass mich der Senat nach den ersten vier Jahren erneut wählt.“
Kaum Unterschiede zwischen den beiden
Auf den Betrachter wirkt es, als ob beide Kandidaten keinen klaren Standpunkt festigen wollen, um jenden in der Universität von sich zuüberzeugen. Kaum ein Unterschied ist zwischen den Aussagen von Seckler und Weber zu finden.
Erst im Oktober wird die Entscheidung fallen, wer die Nachfolge von Professor Rainer Westermann antreten darf. Ob nun ein weiterer Psychologe Platz auf dem Rektorstuhl nimmt oder aber ein auswärtiger Professor, der keinen Lehrstuhl an der Universität Greifswald hat, dies tun kann, bleibt offen.
Ein Bericht von Corinna Schlun mit einem Foto von Johannes Köpcke.