Bei der heutigen Sitzung des Senats der Universität Greifswald wurden Hannelore Weber und Robert Seckler als Kandidaten für die Rektorwahl 2012 nominiert. Sie dürfen somit offiziell antreten. Weiterhin wurde einmal mehr über das Leitbild und den Club 9 diskutiert.

“Jetzt haben wir also zwei Kandidaten zwischen denen wir uns entscheiden können am historischen 17. Oktober” kommentierte die Senatsvorsitzende Maria-Theresia Schafmeister die Nominierung. Elf Stimmen waren für die einfache Mehrheit nötig, Prof. Weber erhielt 15 Ja-Stimmen, vier Nein-Stimmen und zwei Enthaltungen. Auf 14 Ja-Stimmen, zwei Nein-Stimmen und fünf Enthaltungen brachte es Prof. Seckler. Die Grundordnung legt fest, dass nur der engere Senat in geheimer Wahl die Kandidaten nominieren darf. Dieser wird von den Hochschullehrern dominiert, wohingegen im weiteren Senat gleich viele Hochschullehrer und Studierende vertreten sind.

Leitbild-Diskussion zu Ende?

Eines der anderen Themen, mit denen der Senat sich heute beschäftigte, war wieder das Leitbild der Universität, welches schon seit mehreren Monaten überarbeitet wird. Im Juni fand eine hochschulöffentliche Diskussion statt, bei der ein Entwurf diskutiert wurde. Die Leitbildkommission brachte einige der Anregungen ein und stellte heute ihren neuesten Textvorschlag vor (für Uniangehörige online einsehbar).

Die letzte hochschulöffentliche Diskussion über das Leitbild fand am 15. Juni statt.

Dieser stieß abermals vorwiegend auf Desinteresse oder Ablehnung. Prof. Thomas Stamm-Kuhlmann, Lehrstuhlinhaber für Neueste Geschichte, merkte an, dass der Text eine “gewisse Spannung” zum Namenspatron der Ernst-Moritz-Arndt-Universität berge, da dieser auf den zwei Seiten nicht erwähnt wird. Prof. Christof Kessler bezeichnete den Text als “unpräzise”, ihm fehle eine wirkliche Identifikation und andere ihm bekannte Leitbilder seien weitaus griffiger. Allerdings merkte er an, dass er als Naturwissenschaftler (Professor für Neurologie) sowieso eher eine prägnantere Sprache bevorzugen würde.

Erik von Malottki verteidigte den Text als “guten Kompromiss”, außerdem würden Geisteswissenschaftler, wie er, einen etwas lyrischen Ton bevorzugen. Anschließend stellte er einen Änderungsantrag vor, der von allen studentischen Senatoren getragen wurde. Ihr Ziel war es, einen weiteren Passus in das Leitbild einzubringen, das Streben nach einer CO2-neutralen Universität.

“Die Universität könnte dadurch ein Alleinstellungsmerkmal schaffen, welches sie auch offensiv nach außen vertreten kann”, so Erik. Dem entgegnete unter anderem Prof. Jan-Peter Hildebrandt, dass diese Ergänzung einen Systembruch im Text darstellen würde, da das Ziel der CO2-Neutralität viel zu spezifisch wäre, und eigentlich schon durch das Hauptziel “Förderung der nachhaltige Entwicklung zu einer umweltgerechten Universität” mit abgedeckt sei. Prof. Werner Weitschies wies noch darauf hin, dass es keine genaue Definition der universitären CO2-Bilanz gebe. Sollten beispielsweise Reisewege der Studierenden und Professoren mit einbezogen werden, würde diese sehr groß sein.

Letztendlich einigte man sich auf den Satz “Die Universität strebt das Ziel der CO2-Neutralität an.”, welcher im Entwurf eingebaut werden soll. Die Endabstimmung lag bei 20 Ja-Stimmen und 13 Enthaltungen. Nun geht der Text als Empfehlung in das Rektorat und kann dort letztendlich angenommen werden. Sollte dies irgendwann der Fall sein, dient das Leitbild vor allem der Werbung und Selbstdarstellung, denn Sätze wie “Die Universität ist bestrebt, ihren Studierenden auf wissenschaftlich höchstem Niveau eine exzellente Lehre anzubieten.” bergen doch etwas Ironie in sich.

Keine neuen Entwicklungen bei der Raumsuche des Club 9

Das Rektorat prüft derzeit, ob ein baufälliges Gebäude auf dem Gelände der ehemaligen Kinderklinik (Soldmannstraße 15) für die Unterbringung des Club 9 infrage kommt. Sollte dies der Fall sein, werde man sie dem Studentenwerk zur Sanierung anbieten. Dieses wiederum würde dem Club einen Teil der Räume zur Verfügung stellen. “Aktuell warten wir auf eine Reaktionen vom Studentenwerk, danach werden wir die Konditionen klären können”, sagte Rektor Rainer Westermann.

Einige studentische Senatoren beschwerten sich, dass der Abschluss nur funktionieren würde, wenn die Universität einen Teil der Kosten übernimmt und kritisierten ein weiteres Mal das Vorgehen des Rektorats. “Noch immer gibt es keine Alternative, der Club steht vor dem Nichts. In zwei Monaten ist er tot”, meinte Erik von Malottki.

Er spielte darauf an, dass der Club Ende des Jahres aus der Hunnenstraße ausziehen muss und schon seit einem Jahr auf der Suche nach neuen Räumen ist, diese bisher aber nicht bekommen hat. Der Club wird als Präzedenzfall für den Umgang der Universitätsleitung mit den Interessen der Studierenden betrachtet.

Fotos: Uni – Christine Fratze, Leitbild – Johannes Köpcke (beide Archiv)