Die klassischen Ansätze der Entwicklungshilfe in Schwellenländern sind: Nahrungsbeschaffung, Wasserversorgung, Aufbau von Infrastruktur und Bildung. Wieso also nicht Mut zur Veränderung haben und diese vier Ansätze miteinander verbinden? Dies dachten sich auch die beiden Geographiestudenten Kevin Kuhn und Sven Riesbeck, welche ein Sanitärprojekt in einem westindischen Dorf verwirklichen möchten. Denn immerhin haben 2,5 Millarden Menschen keinen Zugang zu Toiletten auf der gesamten Welt.

Hygiene, gerade in Verbindung mit dem Toilettengang, sei trotz dessen Alltäglichkeit immer noch ein großes Tabuthema. Die daraus folgende Unkenntnis sei gerade in Schwellenländer ein drängendes Problem, wie Kevin dem webMoritz berichtet. Er und sein Kommilitone Sven wollen dieses Tabu brechen und gleichzeitig Menschen helfen. Deshalb gründeten sie Anfang März 2012 den Verein Nonwater Sanitation und nutzten diesen zugleich, um ihr erstes großes Projekt voran zu treiben. Dieses läuft unter dem Namen “Guts For Change” und erfreut sich nicht nur auf Facebook einer  großen Anhängerschaft. So startete am 15. April 2012 in Berlin eine Fahrradgruppe unter gleichem Namen “Guts For Change” gen Indien. Die Gruppe, bestehend aus Johann Angermann, Erik Aguardiente, Thomas Jakel und Maushami Chetty möchte mit diesem Wagnis auf das Projekt aufmerksam machen. Doch wie sieht der Mut zur Veränderung weiter aus und was muss verändert werden? Der webMoritz wollte mehr darüber wissen und hat nachgefragt.

Trockentoilettensystem nicht vergleichbar mit Plumpsklo

Die Fahrradgruppe "Guts for Change"

Der Name des Vereins soll das Hauptmerkmal des Projektes veranschaulichen, wie uns Sven im Interview verriet. “Vorallem ist wichtig das NON WATER den Bezug zu dem Wort Trocken legt – Trockentoilettensystem. ” Hellhörig wie man nun mit einem Mal ist, würde man nun einiges mit letztgennanten Begriff assoziieren. Der erste Gedanke ist, wie man von Außenstehenden erfährt, der Vergleich mit einem Plumpsklo. Dabei bleibt das anfängliche Naserümpfen nicht aus. Jedoch erklären die beiden Geographen, dass eine Trockentoilette nicht nur geruchslos ist, sondern auch sonst mit einem Plumpsklo wenig gemein hat.  Eine Trockentoilette sehe äußerlich genauso aus, wie eine ganz gewöhnliche Spültoilette und lasse sich auch einfach reinigen. Mittels eines Trenneinsatzes werden Urin und Feststoffe voneinander getrennt und in einen Tank gesammelt, erklärt Sven. “Der Vorteil hierbei ist, dass kein Wasser verwendet wird und somit kein feuchtes Habitat entsteht, in welchem sich Krankheitserreger bilden können. ”

100 % biologischer Dünger

Mit Toiletten Leben retten

Weiterhin können die Feststoffe zu 100 Prozent biologischem Dünger verarbeitet werden, was das Projekt für den ländlichen Raum prädestiniert. Deshalb wurde als Projektstandort das Dorf Garade ausgewählt, wie Kevin informiert. Dieses liegt südostlich von Mumbai in der Nähe von Pune, wo die EcoSanFoundation ihren Sitz hat. Die Foundation bietet Kevin und Sven Praktikumsplätze und unterstützt das Projekt durch ihre Erfahrung mit Trockentoiletten.

Informieren mal anders

Zum Bildungsaspekt des Projektes wird nicht nur durch Aufklärungsarbeit in Indien beigetragen, sondern auch Interessenten aus Greifswald die Möglichkeit geboten, sich zu informieren, zu spenden oder mitzuwirken. So finden am kommenden Freitag (22. Juni 2012) im Geographenkeller und am 28. Juni im Sankt Spiritus zwei Solipartys statt.

Weitere Infos erhaltet ihr auf www.nonwatersanitation.de.

22. Juni 2012 | Geographenkeller | 22 Uhr | DJ PopHans u Magic Moustache Gang | 1.50 €
28. Juni 2012 | Sankt Spiritus | 19 Uhr | DJ PopHans | 2 €

Fotos: gutsforchange via flickr (ohne CC-Lizenz)