Nicht alle waren begeistert, als Dirk Löschner als künftiger Intendant am Theater Vorpommern und damit als Nachfolger der kommissarischen Leiter Dr. Rainer Steffens und Hans Walter Westphal bekannt gegeben wurde. Doch nicht nur an der unmittelbaren Spitze erfolgt ein Wechsel, auch die Stellen der künstlerischen Leiter wurden neu besetzt. Auf einer Pressekonferenz heute Morgen stellte sich das neue Leitungsteam vor.
Die schlechte Nachricht, dass das Theater Vorpommern in der Spielzeit 2012/2013 ohne einen Oberspielleiter Schauspiel auskommen muss, hob sich Dirk Löschner bis zum Schluss auf. Zuerst standen die Personen im Vordergrund, die zusammen mit dem Intendanten ab August ihre Arbeit am Theater aufnehmen. Diese seien insofern wichtig, betonte der neue Intendant, als dass sie das Profil des Theaters nachhaltig prägen.
Bekannt war bereits, dass Löschner seinen Bruder mit ins Boot holt – Sascha Löschner wird künftig die Stelle des Chefdramaturgen übernehmen. Schon an seiner jetzigen Wirkstätte am Theater der Altmark in Stendal hat er diesen Posten inne. Sein Interesse liegt vor allem darin, regionale Interessen und aktuelle gesellschaftliche Diskurse auf die Bühne zu bringen. Der künftige Intendant merkt jedoch an, dass entgegen aller Vorwürfe keine „Brüderwirtschaft“ herrsche.
Ebenfalls folgen wird dem neuen Intendanten der Austattungsleiter. Dieser Posten wird von Christoph Melching übernommen.
Künftig steht Spielzeit unter einem Motto
Von den Landesbühnen Sachsen in Dresden/Radebeul kommt der künftige Operndirektor Horst Otto Kupich, der vor allem mit jungen Musikern arbeiten und so einen Bezug zu der jungen Generation herstellen möchte. Als Generalmusikdirektor wird Golo Berg das Orchester dirigieren. Dabei kann er mit einiger Erfahrung aufwarten, so arbeitete er bereits mit der Anhaltischen Philharmonie, dem Rundfunksinfonieorchester Berlin oder auch dem Tokyo Metropolitan Symphony Orchestra zusammen.
Das Putbuser Theater übernimmt Peter Gestwa, der bisher in Cuxhaven tätig war und vor allem die Urlauber auf Rügen ins Theater locken möchte.
Ralf Dörnen wird weiterhin als Ballettdirektor und Chefchoreograph arbeiten, sein Vertrag läuft weiter.
Seine dem eigenen Ermessen nach erfolgreichen Konzepte aus Stendal will Löschner fortführen. So wird es in Zukunft ein „Spielzeitthema“ geben, unter dem die Spielpläne konzipiert werden. „So werden vor allem aktuelle gesellschaftliche Bezüge im Theater umgesetzt“, so der neue Intendant.
Als große Herausforderung betrachtet es das Leitungsteam weiterhin, die Ostseefestspiele wieder in dem Maße aufzuführen, dass „der Titel Festspiele gerechtfertigt ist“. Man könne zwar nicht auf dem Level einer Landesbühne arbeiten, aber mit Hilfe starker Verbündeter will man neben Greifswald und Stralsund auch weitere Spielstätten nutzen können.
„Konstruktive Gespräche“ mit Kultusministerium
Häufig fiel das Wort „Kooperation“ in Verbindung mit weiteren Theatern. Die Zusammenarbeit mit der Landesbühne Vorpommern in Anklam soll fortgesetzt werden und auch mit dem Rostocker Theater gäbe es Gespräche. Jedoch wolle man auf keinen Fall Strukturen reduzieren, sondern vorhandene Strukturen nutzen und große Stücke gemeinsam spielen. Mit den 18 Millionen Euro Gesamtetat vom Land will man so auskommen. „Der Kultusminister kann eben auch nur das umsetzen, was im Koalitionsvertrag steht“, so Löschner. Er betonte aber, dass es bereits konstruktive Gespräche zwischen Land und Theater gegeben hätte. „Es kann nur miteinander gehen.“ Allerdings sei auch mit einer „moderaten“ Preiserhöhung zu rechnen, auch wenn man die finanzielle Lage vor allem dadurch verbessern will, mit den neuen Konzepten mehr Zuschauer anzulocken.
Fotos: Andrea Dittmar (Pressekonferenz), Theatersitze (Torsten Heil/webMoritz-Archiv)