Verschneite Kiefernzapfen im Winter 2010/2011… für morgen, Freitag, den 9. Dezember. Wind, Regen, drei bis fünf Grad, der Wochenausblick ist auch nicht besser. Allerdings auch nicht schlechter, was in Anbetracht der beiden vergangenen Winter definitiv eine Erleichterung ist.

Dabei sollte Deutschland schon seit bald zwei Wochen im Schnee versinken. Zumindest laut den „Wetterexperten“ von Bild und der Hamburger Morgenpost. Aber wie sah die Realität aus? Genau: knapp 10° Celsius, ein bisschen Wind, und der trockenste November seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Werfen wir mal einen Blick hinter die Kulissen der Wettervorhersage und stellen klar, was möglich ist – und was nicht.

Soviel zur Theorie

Wetter, was ist das eigentlich? In der Meteorologie versteht man unter Wetter die kurzfristigen Variationen der Atmosphäre binnen weniger Tage. Tatsächlich dauert es vom Aufbau bis zum Zerfall eines Druckgebietes in unseren Breiten in der Regel eine Woche. Da diese Druckgebiete mit ihren Warm- und Kaltfronten das Wetter „machen“, kann man nur schwer vorhersagen, wie das Wetter in ein oder zwei Wochen sein wird. Zum einen, weil die genaue Stärke und Zugrichtung der Druckgebiete sich nicht vorhersagen lassen, zum anderen weil ihr Entstehungsort auch nicht konkret benannt werden kann. Dazu kommt, dass wir trotz jahrzehntelanger Forschung immer noch nicht alle Prozesse in der Atmosphäre verstehen oder simulieren können.

Immerhin, dank der Daten moderner Wettersatelliten können wir heutzutage verlässliche Wettervorhersagen für drei bis vier Tage machen. Alles darüber hinaus kann man eher als bloßes Raten bezeichnen denn als Vorhersage. Je nach Parameter schwankt die Genauigkeit der Vorhersage. Temperaturen sind sehr wankelmütig, Windrichtungen und -stärken hingegen recht zuverlässig. Wenn also die Bild, jene überaus seriöse Tageszeitung, die uns seit Jahren pünktlich Anfang Mai einen 40°-Sommer prophezeit, einen „Horrorwinter“ vorhersagt, kann man das getrost als meteorologische Scharlatanerie abtun.

Der kleine, aber feine Unterschied

Räumung der Straßen vor zwei Jahren.

„Halt“, mag jetzt mancher Leser denken, „woher kommen dann die ganzen Klimaprognosen, wenn wir schon das Wetter vom nächsten Monat nicht kennen?! Ist das auch alles Humbug?“ Dafür gibt’s eine Eins fürs Mitdenken und eine Sechs für Begrifflichkeiten. Denn Klima ist nicht gleich Wetter. Zumindest nicht das Wetter von heute oder morgen, sondern das Wetter einer Region über einen Zeitraum von 30 oder mehr Jahren gemittelt. Um zum Beispiel der Druckgebiete zurückzukehren: Das Klima mittelt die Stärke und Zugbahn aller Druckgebiete über einen langen Zeitraum. Für das Klima spielt das Verhalten eines einzelnen Druckgebietes keine große Rolle. Dafür gewinnen Faktoren, die das generelle Verhalten der Druckgebiete ändern, zum Beispiel eine Veränderung der Meeresoberflächentemperatur oder der Wasserdampfkapazität der Luft, deutlich an Einfluss.

Wenn man nun diese Faktoren in einer Simulation ändert, so erhält man eine Klimaprognose, die angibt, wie sich das Wetter in der Zukunft gegenüber unserem heutigen Wetter ändern könnte. Zum Beispiel wärmere Winter und mehr Platzregen im Sommer. Dies sind aber nur Tendenzen und keine konkreten Vorhersagen. Ob man nun das Wetter in 30 Jahren oder in drei Monaten vorhersagen will, ohne Kristallkugel ist es nicht machbar.

Deshalb sagen wir vom webMoritz euch ganz offen: Wir wissen nicht, wie viel Schnee es diesen Winter geben wird! Aber wir hoffen, dass er dieses Jahr wie die Bahn in den vergangenen zwei Wintern hält: Er kommt spät oder gar nicht.

Fotos: Artikelbild – Erik Lohmann; Schneeschippen – webMoritz-Archiv