Ein Bericht von Lena Auryn und Marco Wagner

Dem deutschlandweiten Aufruf der Organisation Attac sind am Samstag auch in Greifswald ca. 200 Menschen, unter dem Motto „Yes, we camp. Echte Demokratie JETZT“, gefolgt. Das Ziel von Attac war es, die Bevölkerung für die Bankenkrise zu sensibilisieren und die Regierung von ihrem Kurs hinsichtlich der Unterstützung eben jener mit Staatsgeldern abzuhalten. In dem Aufruf der Greifswalder Attac-Gruppe werden vor allem die ungelöste Finanzkrise, sich verschärfende soziale Probleme sowie die immer größer werdende Schere zwischen Arm und Reich kritisiert.

 

Demonstranten stellten Querschnitt durch die Gesellschaft dar

„Auch in Deutschland hat sich die Wut angestaut, weil wichtige Entscheidungen mittlerweile gegen die Mehrheit der Bürger durchgesetzt werden, so wie bei Stuttgart21 oder – hier vor unserer Haustür – die wortbrüchige Einlagerung westdeutschen Atommülls in das Zwischenlager Nord in Lubmin“, heißt es im Folgenden in dem Aufruf.

Die Demonstration begann um 15 Uhr auf dem Marktplatz. Ein Polizeiaufgebot von einem Einsatzwagen war schon vor Ort und die Beamten überprüften die Veranstaltungsgenehmigung. Anschließend wurden Zelte aufgebaut, um den Leitsatz zu untermauern und Transparente installiert. Mittelpunkt war der Attac-Stand, auf dem für den interessierten Bürger Prospekte der Partei Die Linke, linksjugend [`solid]/ SDS Greifswald, der Jusos, der Piraten, Anti-Atomstrom-Bewegung und des Veranstalters Attac auslagen. Das Hauptaugenmerk ihres Inhalts wurde auf die Aufklärung über die Eurokrise und ihre Hintergründe gelegt. Die Teilnehmer konnten sich mit bereitgestelltem Kuchen stärken und auf einer Info-Liste eintragen. Das Programm bestand aus freien Redebeiträgen über Megafon von mitteilungsbedürftigen Besuchern und einer musikalisch-kritischen Darbietung eines engagierten Gesellschaftskritikers. Das Publikum bestand aus Studenten, Mittelschichtangehörigen mit ihren Kindern und Rentnern.  Unterstützt wurde der Protest an diesem Tag von dem Arbeitskreis kritischer Juristinnen (AKJ), Attac, die Greifswalder Sektion der Hedonistischen Internationale, Grünen Jugend, Jusos, der Greifswalder Jugend- und Hochschulgruppe linksjugend [`solid]/ SDS Greifswald.

Kapitalismuskritik nur auf Plakaten und Bannern

Reden, die die Folgen des schrankenlosen Kapitalismus kritisierten, waren nicht zu hören. Dennoch wurde zumindest auf Plakaten und Bannern der gegenwärtige Zustand, die immer weiter aufklaffende Schere zwischen Arm und Reich kritisiert. In Anspielung auf Marie Antoinettes berüchtigten Spruch: „Wie die Leute haben kein Brot? Dann sollen sie Kuchen essen!“ warteten die Hedonisten mit einem Plakat „Recht auf Kuchen für alle!“ auf. Daneben gab es selbst gebackenen Kuchen zum Mitnehmen oder gleich dort essen. Für alle. Die Greifswalder Jusos warteten mit der Losung „Ihr seid reich, wir sind die Mehrheit“ auf, der Sozialistisch-Demokratische Studierendenverband forderte auf einem Banner dazu auf, das „Kapital vom Thron“ zu stürzen. „Ziel dieses Protestes ist es für mich, auf die Folgen der Bankenkrise aufmerksam zu machen“, erklärte einer der Demonstranten dem webMoritz. Größtenteils übereinstimmend war der Wunsch nach sozialer Gerechtigkeit, der die meisten Beteiligten auf die Straße trieb.

Einige führte die Befürchtung über den Verlust ihrer Altersvorsorge zu der Demonstration, andere eine passende Entlohnung für alle Berufe. Durchschnittlich habe bei ihnen allen die Bereitschaft zu demonstrieren seit der letzten Bankenkrise enorm zugenommen, so einer der Anwesenden. Er sei mit seinen Freunden bereits auf der vierten Zusammenkunft dieser Art, allein in diesem Jahr.

Aktion wird bundesweit von Attac als Erfolg bewertet

Die Organisatoren von Attac zeigen sich indes mit der bundesweiten Aktion zufrieden. Wie Max Bank vom bundesweiten Attac-Koordinierungskreis der Wochenzeitung „der freitag“ mitteilte, sei „der Funken übergesprungen“. In mehr als 900 Städten in 82 Ländern hätten die Menschen ihre Wut über die Macht der entfesselten Finanzmärkte auf die Straße getragen.

Während in Greifswald nur 200 Menschen auf die Straße gingen, waren es in Berlin nach Angaben der Zeitung „der freitag“ 10.000, in Frankfurt nach Angaben der Greifswalder Veranstalter 6.000. Während in Greifswald der Marktplatz lediglich für drei Stunden besetzt wurde und zahlreiche Teilnehmer bereits vorher den Platz verließen, sodass zuletzt bestenfalls 50 Menschen auszumachen waren, wurde nach Angaben der TAZ von rund 1.000 Globalisierungskritikern die Wiese vor dem Bundestag besetzt, die gegen Mitternacht von der Polizei beräumt wurde. Bei der Räumung setzte die Polizei TAZ-Informationen zufolge Pfefferspray ein, beschlagnahmte Zelte und nahm einzelne Demonstranten in Gewahrsam. Insgesamt sei nach Angaben der „Zeit“ in etwa 50 Deutschen Städten mit insgesamt über 40.000 Teilnehmern demonstriert worden.

Weiteres zur „Bewegung 15. Oktober“ gibt es hier. Noch mehr Fotos und einen kleinen Bericht gibt es auch in daburnas Logbuch.

Fotos: Marco Wagner