Ein Kommentar.

In der heutigen Ausgabe der Ostsee-Zeitung ist ein Interview mit dem neuen Theaterintendanten Dirk Löschner erschienen, das wohl kaum zur Glättung der Wogen im Streit um die Entlassungen im Theater beitragen wird. Vielmehr dürfte Löschner damit weiteres Öl ins Feuer gegossen haben.Bisher gab es, so Löschner, einen Haustarifvertrag, wonach die Schauspieler für zehn Jahre am Theater angestellt wurden. Dieses System sieht der aus dem Theater der Altmark Stendal kommende Intendant kritisch:

“Heute haben wir ein System, das im künstlerischen Bereich generell auf befristete Verträge setzt und damit eine Durchlässigkeit ermöglicht. So wird eine künstlerische Vorwärtsentwicklung ermöglicht und die Motivation des Einzelnen gefördert, das Beste aus sich herauszuholen.”

Mit anderen Worten sagt Löschner also: Die Schauspieler müssen unter der ständigen Angst arbeiten, im kommenden Jahr entlassen zu werden, um die bestmögliche schauspielerische Leistung herauszuholen.  Freilich kann auf diese Weise die Motivation der Schauspieler gesteigert werden. Das Arbeitsklima dürfte im Theater jedoch dann katastrophal werden, weil dadurch der Konkurrenzkampf der Schauspieler untereinander gefördert wird. Inwiefern da ein wirklich gut eingespieltes Team zustande kommen kann, darf bezweifelt werden.

Als OZ-Lokalchef Benjamin Fischer und Redakteurin Petra Hase Löschner im Interview schließlich fragt, ob er seine Kollegen überhaupt kenne, schießt der neue Intendant endgültig den Vogel ab: “Sehr wenig. Ich habe ein paar Vorstellungen gesehen, kann aber nicht einschätzen, mit wem ich arbeiten könnte.”

Da fragt sich der Leser schon, wie er dann kurzerhand 15 Arbeitsverträge nicht verlängern kann, wenn er nicht einmal einschätzen kann, mit wem er arbeiten kann und gerade mal “ein paar Vorstellungen gesehen” hat. Was, wenn es ausgerechnet die 15 sind, mit denen er zusammen arbeiten kann?

Abschließend bleibt festzustellen, dass sich der neue Intendant Dirk Löschner mit dem Interview keinen Gefallen getan hat. Die Ostsee-Zeitung kann andererseits mit einem sehr aufschlussreichen und gelungenem Gespräch aufwarten, wenngleich man an der einen oder anderen Stelle hätte nachhaken können. Vielleicht hat er es aber alleine deshalb nicht gemacht, um Löschner, angesichts der bereits getätigten Antworten, in der Öffentlichkeit nicht vollständig zu demontieren…

Foto: Simon Voigt