“Uni brennt” – Das Motto der Hörsaalbesetzungen im Herbst 2009 findet ab dem kommenden Donnerstag in einer Veranstaltungsreihe seinen kulinarischen Höhepunkt: “Grillen an Ruinen” betitelt der Allgemeine Studierendenauschuss (AStA) in Zusammenarbeit mit mehreren Fachschaftsräten eine Veranstatungsreihe die auf die baulichen Probleme der Greifswalder Institute aufmerksam machen soll.

Alle Kommilitonen sind in den kommenden Wochen donnerstags jeweils ab 18 Uhr an wechselnden Veranstaltungsorten zum Grillen eingeladen. Den Beginn macht am 12. Mai der FSR Kunst/Kunstgeschichte am Caspar-David-Friedrich-Institut (Bahnhofstr. 46/47), am 19. Mai folgen die Juristen (Hinterhof der Rechtswissenschaften, Domstraße 20) und am 26. Mai der Fachschaftsrat Anglistik. Weitere Fachschaften wollen sich beteiligen, die Termine werden rechtzeitig bekanntgegeben.

AStA: Schuld liegt beim Rektorat

Seit September gesperrt: Das Historische Institut.

Schlechter Bauzustand und mangelnde Ausstattung vieler Universitätsgebäude in der Greifswalder Innenstadt sind seit mehreren Semestern immer auffälliger – erinnert sei nur an die Schließung des Prüfungsamtes und des Historischen Instituts oder an die zahlreichen Umzüge studentischer Initiativen wie StuThe, GrIStuF und auch der Moritz-Medien. Mit der neuen Aktionsform hofft AStA-Referent für Hochschulpolitik Franz Küntzel (JU) auf rege Teilnahme aus der Studierendenschaft: “Im letzten Semester hatten wir ja mehrere Mahnwachen, mit der neuen Form hoffen wir ein wenig saisonal angepasst und in entspannter Atmosphäre auf die Probleme aufmerksam zu machen.” Auch einige Dozenten hätten ihre Teilnahme bereits angekündigt.

Referent für Hochschulpolitik Franz Küntzel

Küntzel sieht die Universitätsleitung um Rektor Professor Rainer Westermann als Hauptschuldige für die Misere: “Natürlich ist die Uni von Landesgeldern abhängig, aber die Verantwortlichen üben einfach zu wenig Druck aus.” Die baulichen Mängel seien seit Jahren bekannt. Statt etwas dagegen zu tun, habe die Uni-Leitung einfach gehofft, dass die Gebäude noch ein paar Jahre länger halten.

Universität: “Wir tun was wir können”

Im Rektorat sieht man dies naturgemäß anders. Die Schuld für die derzeitige Misere liege ausschliesslich beim Land: “Wir tun was wir können”, betonte Uni-Pressesprecher Jan Meßerschmidt. Es vergehe keine Dienstberatung und keine Rektorenkonferenz auf der die Gebäudeprobleme nicht auf der Tagesordnung stünden: “Wer unsere Pressemitteilungen oder auch die Senatsprotokolle regelmäßig liest, der kann sich ein eigenes Bild machen.” Rektor Westermann habe bei jeder sich bietenden Gelegenheit vom Land Verbesserungen gefordert. Laut Meßerschmidt sei man auch in der Verwaltung mittlerweile recht frustriert über die regelmäßigen Absagen der Landesregierung und des Betriebs für Bau und Liegenschaften Mecklenburg-Vorpommern.

Die Situation sei inzwischen so schwierig, dass die Universität dem Land schon Geld leihe, damit die geplanten Baumaßnahmen in der Loefflerstraße schnellstmöglich beginnen könnten. In die ehemaligen Klinikgebäude sollen nach dem Umbau mehrere geisteswissenschaftliche Institute einziehen. Das Rektorat begrüße es zwar, dass sich die Studenten engagieren und auf die Probleme aufmerksam machen wollten, der Adressat sei aber der falsche.

Über die Protestaktion ist man im Hauptgebäude entsprechend verstimmt. Die Verschickung einer vom AStA vorbereitete Einladungsmail wurde am Dienstag von der Uni-Leitung gestoppt. Begründet wurde dies, so Künzel, mit den Anschuldigungen, die sachlich falsch seien. Trotz eines Gesprächs zwischen den Organisatoren und Kanzler Dr. Wolfgang Flieger habe es am Mittwoch keine Annäherung gegeben. Der AStA wolle nun prüfen inwieweit, die Uni-Leitung befugt ist, die Verschickung zu unterbinden.

Fotos: Gabriel Kords (Historisches Institut), Johannes Köpke (Franz Küntzel) via webMoritz-Archiv; Flyer: AStA Greifswald