von Torsten Heil | 29.11.2010

Mensa: Essensausgabe bis 14.30 Uhr.
Ab 1. Dezember 2010 wird die Mensa am Wall in Greifswald eine halbe Stunde länger geöffnet sein. Das Studentenwerk greift damit den Wunsch der Studierendenschaft auf.
„Zukünftig wird die Mensa also nicht nur bis 14 Uhr, sondern bis 14.30 Uhr öffnen“, teil Dr. Jana Kolbe, Abteilungsleiterin im Studentenwerk Greifswald, mit. Die Studierenden können dann bis 14.30 Uhr aus mindestens zwei vollwertigen Gerichten inklusive Beilagen wählen.
Die verlängerte Öffnungszeit wird bis zum Ende des Wintersemesters zunächst probeweise eingeführt. „Wird das Angebot von den Studierenden gut angenommen, möchte das Studentenwerk die verlängerte Öffnungszeit der Mensa dauerhaft anbieten“, so Kolbe weiter.
Erik von Malottki, Präsident des Studierendenparlamentes, begrüßt die Entscheidung des Studentenwerkes: „Nach einem informellen Gespräch mit der Geschäftsführerin des Studentenwerkes, kam man uns entgegen. Schön das die Zusammenarbeit so reibungslos funktioniert hat.“
Foto: Johannes Leopold Ritz via jugendfotos.de, CC-Lizenz
von radio 98eins | 29.11.2010
Am 02. und 03. Dezember findet wieder die Kufina statt: Die Kurzfilmnacht, die alternatives Filmprogramm bietet um so eine Lücke im kulturellen Angebot Greifswalds zu schließen. Dabei sollen vor allem junge Filmemacher aus ganz
Deutschland eine Plattform geboten werden. Wie das genau aussieht, was es dort im wahrsten Sinne zu sehen gibt und wer dahinter steckt, erfahrt ihr am 30.11.2010 von 22-23.00 Uhr bei „Nacht am Meer – der Talk im Strandkorb“: Daniela Buschmann wird Christoph Jeschiniak interviewen. Er ist Mitorganisator der diesjährigen Kufina. Einschalten auf 98,1 Mhz oder im Livestream!
von Tjorven Hinzke | 29.11.2010

Zwischenlager Nord
Der bevorstehende Transport der vier Atombehälter von Caderache in Südfrankreich ins Zwischenlager Nord bei Lubmin ist vorverlegt worden. Er findet laut Ostseezeitung schon am 16. Dezember und nicht, wie geplant, kurz vor Weihnachten statt.
Marion Schlender, Pressesprecherin des Innenministeriums von Mecklenburg-Vorpommern, wollte sich dazu nicht äußern. „Derzeit geben wir keinen Termin bekannt. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt kann ich auch noch nicht sagen, ob und wann der Transport erfolgt“. Auch die Kosten seien noch nicht in Gänze bekannt. Sowohl in diesem als auch im kommenden Jahr würden jeweils 1,2 Millionen Euro an Haushaltsmitteln vor allem für die polizeiliche Sicherung bereitgestellt. Durch die kürzlich erfolgten Terrorwarnungen sei der Transport nicht gefährdet. Die Risikoabwägung läge allein in der Hand des Bundes.
Kosten für Einlagerung vom Bund getragen
Auch Marlies Philipp, Pressesprecherin der Energiewerke Nord (EWN), wollte keinen genauen Termin nennen. Er werde aber rechtzeitig vor dem Transport bekannt sein. Das von den EWN betriebene Zwischenlager Nord in der Gemarkung Rubenow bei Lubmin dient sowohl der Einlagerung von radioaktiven Reststoffen und Abfällen vor allem des alten Atomkraftwerks Lubmin, als auch – in einer getrennten Halle – der Aufbewahrung von Castoren mit Atommüll des Bundes. Von den insgesamt 80 Plätzen sind mit den vier Castoren, die noch in diesem Jahr kommen und mit den fünf, die noch im kommende Jahr das Zwischenlager erreichen werden, 74 belegt. Trotz der noch freien Plätze gäbe es keine Anträge für die Einlagerung von weiterem Atommüll. „Zur Zeit gibt es keine Anforderungen aus öffentlicher Hand. Der Bund hat keine weiteren einzulagernden Kernbrennstoffe“, so Philipp.
Die Kosten der Einlagerung trägt der Auftraggeber. Im Falle der demnächst kommenden Castoren sei dies die Wiederaufbereitungsanlage Karlsruhe, die sich ihrerseits aus Bund und dem Land Baden-Württemberg finanziert. Die Größenordnung, in der sich die Lagerungskosten bewegen, wollte die Sprecherin nicht nennen. Auch ein Antrag auf Verlängerung der 2039 auslaufenden Betriebsgenehmigung würde derzeit nicht gestellt. „Es ist nur unwahrscheinlich dass, auch wenn es 2039 ein Endlager gibt, bis dann schon sämtliche nuklearen Abfälle aller Zwischenlager dorthin umgelagert sein werden. Solange müssen wir diese hier dann noch zwischenlagern. Ein Antrag auf Laufzeitverlängerung wird frühestens fünf bis zehn Jahre vor Ende der ursprünglichen Genehmigung gestellt“, meint die Pressesprecherin. Einer der Hauptkritikpunkte am Zwischenlager Lubmin ist, dass es keine „heiße Zelle“ gibt. In dieser wird der Inhalt der Castorbehälter umgelagert, wenn sowohl innerer als auch äußerer Deckel des Gefäßes undicht werden sollten.
„Das Zwischenlager ist von Bundesbehörden genehmigt worden. Demnach ist eine solche „heiße Zelle“ nicht unbedingt notwendig“, erklärt Philipp. Der in vier Behältern gelieferte Atommüll stammt aus dem laut Website des Bundesamtes für Strahlenschutz aus dem „schnellen Brüter“ (eine kompakte natriumgekühlte Kernreaktoranlage, kurz KNK) des früheren Kernforschungszentrums Karlsruhe sowie aus Experimenten derselben Einrichtung. Hinzu kommen Reaktorstäbe der „Otto Hahn“, einem Reaktorschiff.
Castor-Transport darf nicht über Greifswalder Gebiet fahren

Radioaktiver Abfall in den Hallen des Zwischenlager Nord
Die Transportgenehmigung ist bis zum 31.12.2010 befristet. Konkrete Termine müssen vom Transporteur, der Nuclear Cargo + Service GmbH (NCS), und dem Innenministerium abgestimmt werden. Die genaue Route wird zwischen Landespolizei und Auftraggeber vereinbart. Dabei darf laut dapd nach dem Beschluss der Greifswalder Bürgerschaft der Zug nicht über Greifswalder Gebiet fahren. Das AntiAtomBündns Nord-Ost ruft auf seiner Homepage (www.lubmin-nixda.de) zu einer Auftakt-Demonstration am 11.Dezember in Greifswald auf. Neben anderen wird sich die Greifswalder Bundjugend und die Grüne Hochschulgruppe hier zusammen mit den Bündnisgrünen beteiligen. Weitere Aktionen verschiedener Atomkraftgegner sind in Planung.
Polizeihauptkommissar Falkenberg teilte mit, dass derzeit noch keine Informationen über Polizeiaktionen oder erwartete Demonstrationen weitergegeben werden würden. Man befände sich noch in den Vorbereitungen. Die Bundespolizei könne in Lubmin schon bei der Arbeit beobachtet werden. „Ich kann aber sagen, dass wir die Situation in Gorleben vor Augen haben. Dort lief der größte Prozentsatz friedlich ab, nur ein sehr geringer Anteil der Demonstration war mit Straftaten verbunden. Eine ähnliche Situation wird auch hier zu erwarten sein“.
Fotos: Erik Schumacher (Zwischenlager Nord), Energiewerke Nord (Radioaktiver Abfall)
von Felix Kremser | 28.11.2010
Auch dieses Jahr lud die Hans-Werner-Richter-Stiftung erneut talentierte Jungautoren zur Autorentagung „Junge Literatur in Europa“ ins Begegnungszentrum „Felix Hausdorff“ der Universität Greifswald ein. Auch wenn man aufgrund von Grippeerkrankungen und Terminüberschneidungen auf die Lesungen Mariana Lekys, Nuran David Calis‘ und Vladimir Vertlibs verzichten musste, zeigte sich Prof. Dr. Hans Dieter Zimmermann, Vorstandsvorsitzender der Stiftung, erfreut über die diesjährige Besetzung und das Wiedersehen mit ehemaligen Teilnehmern. So wolle man in der Tradition der von Hans Werner Richter organisierten Treffen der bedeutenden Gruppe 47 weder über ästhetische Grundfragen, noch politische Kontexte diskutieren, sondern lediglich „den Text zum Zentrum der Kritik“ machen.

Besonders am zweiten Tag zeigt sich die Tagung auch von "außerhalb" gut besucht.
Über drei Tage hinweg trugen die Künstler unter der Moderation von Literaturprofessoren, Lektoren oder Übersetzern halbstündige Auszüge aus ihren Prosawerken vor, die in einer anschließenden, ebenfalls halbstündigen Diskussion erörtert wurden. Das Publikum der Tagung variierte stark von Lesung zu Lesung. Waren bei den meisten Lesungen hauptsächlich die Autoren und ihre Moderatoren anwesend, so füllte sich der Saal bei den nordeuropäischen Schriftstellerinnen Leena Parkkinen, Asta Põldmäe und Amanda Svensson bis an die Grenzen seiner Kapazitäten mit Studierenden der Nordistik. Bei den vorgetragenen Texten handelte es sich nicht nur um bereits veröffentlichte Werke, sondern teilweise auch um unvollendete Manuskripte, deren weiterer Verlauf noch nicht abzusehen war. Daher waren die anschließenden Diskussionen und „besonders auch die privaten Gespräche nach den öffentlichen Lesungen, in denen der Umgang untereinander offener war“ wertvolle Rückmeldungen auf das noch glühende Metall, wie Jan-Peter Bremer verriet. Die Auswahl der Künstler erwies sich sowohl auf inhaltlicher als auch darstellender Ebene als facetten- und abwechslungsreiche Konstellation. So fanden die Organisatoren eine ausgewogene Mischung zwischen „schwerer“, nachdenklicher Literatur und humorvollen Darstellungsweisen nicht minder tragischer Personen und zwischenmenschlicher Verhältnisse.
Melancholisch-Schwere und…

Reinhart Kaiser-Mühlecker im anschließenden Autorengespräch
In Andreas Schäfers Roman Wir Vier (2010) legt sich der Mord am ältesten Sohn bleiern über das alltägliche Leben einer vierköpfigen Familie. Dieser ist jedoch nur der Anstoß zu einer feinfühligen Darstellung der verschiedenen Haltungen der Verbliebenen zum Mörder, in denen sich auch die verschiedenen Bindungsebenen zum ältesten Sohn widerspiegeln. Ein intakteres aber kommunikativ ausbaufähigeres Familienleben zeigte Reinhard Kaiser-Mühlecker bei der Lesung aus einem noch namenlosen Manuskript auf. Hier projizierte er die eigenen Erfahrungen seines Zivildienstes in Bolivien und die Heimkehr zur Familie in die österreichische Provinz in ein literarisches Konstrukt, das über die nüchterne Beschreibung eines Bemerkens kultureller Unterschiede allerdings kaum hinausgeht. Den wohl ambitioniertesten Beitrag zum Thema „Familienschicksale“ steuerte Jen Petersen mit seiner Erzählung bei. In „Bis dass der Tod“ (2009) stürzt eine dem Wachkoma ähnliche Krankheit das intakte Leben von zwei Liebenden in den Abgrund. Entgegen aller Ratschläge lässt der Partner seine Geliebte nicht in ein Sanatorium einliefern, sondern beschließt, die Pflege seiner Frau in eigene Hände zu nehmen. In der vorgetragenen, deutlich von Cormac McCarthy (The Road) beeinflussten, Schlussszene stilisiert Petersen minutiös jedes Detail seiner Erzählung, vom Aussehen der handelnden Figuren bis hin zu deren karger Umgebung, die in einen modernen Epos über die Ambivalenz von Euthanasie alle Anwesenden sichtlich gefangen nahm.
Amüsant-Aufmerksame Literatur
Neben Erzählungen über die tragischen Abgründe des Lebens gab es auch humorvoll konotierte Auszüge zu hören. Patrick Hofmanns Roman Die letzte Sau (2009) beispielsweise thematisierte die Zwangsumsiedlungen ostdeutscher Gemeinden auf Grund geplanter Tagebauerweiterungen. Die von ihm inszenierte Familie sinniert jedoch nicht über die Unmenschlichkeit und Kurzsichtigkeit derartiger Baumaßnahmen, sondern plaudert in aufmerksam dokumentiertem Lausitzer Dialekt über Kriegs- und Nachkriegserlebnisse der Großeltern. Darüber hinaus wird die Familie, die das Schlachten einer Sau plant, weit mehr von der Ankunft der weiblichen Schlachterin als von den drohenden Abrissbaggern erschüttert.

Patrick Hofmann bei der multimedialen Vermittlung seines Romans "Die letzte Sau"
Auch der Protagonist aus Jan Peter Bremers unveröffentlichtem Manuskript Der Amerikanische Investor, ein erfolgloser Schriftsteller, taumelt zwischen den Extremen psychischer Unzurechnungsfähigkeit und pointierter Selbstironie. In seiner Wohnung liegend praktiziert der Schriftsteller eine literarische Chaostheorie, die sich anhand rhetorischer und in ihrem Ausmaß fast schon neurotischer Fragestellungen ins Unermessliche steigert; und doch steckt hinter allen witzigen Kopfkino-Trailern die Ungewissheit in der eigenen Existenz, die Konstruktion und Dekonstruktion des Selbst. An deutsche Popliteratur im Stile Benjamin von Stuckrad-Barres erinnerte schließlich die Lesung aus Amanada Svenssons Debütroman Hey Dolly (2008), dessen Übersetzung durch Studierende und Lehrende des Skandinavistikinstituts der Univserität Greifswald erarbeitet wurde. Unter Zuhilfenahme vieler Zitate der modernen Popkultur, die im anschließenden Gespräch durch Prof. Schiedermair amüsant näher beleuchtet wurden, und unerwarteter Anekdoten schildert Svensson die Identitätssuche einer jugendlichen und gelangweilten Schwedin, die in schwedischen Literaturzeitschriften für großes Aufsehen sorgte.
…und Grenzgängerinnen
Am eindringlichsten verkörperte dennoch Lucy Frickes Roman Ich habe Freunde mitgebracht (2010) die Synthese aus Tragödie und Komödie. In einer beklemmend-lakonischen und desillusionierten Ausdrucksweise porträtiert sie, wie sich vier Freunde Mitte 30 in ihren gescheiterten Lebensentwürfen wiederfinden und nun mit der Frage nach dem eigenen Zukunftsentwurf konfrontiert sind. In der kurzen Formel „war’s das schon?“ schlägt sich die bittere Tragik der vier Existenzen wie ein Vorschlaghammer nieder. Die Erzählweise der jungen Wahlberlinerin offenbart zwar mit jedem Komma einen neuen Abgrund ihrer Figuren, doch verbergen sich in einigen Nebensätzen treffend zynisch-sarkastische Beobachtungen und Paradoxien der modernen Gesellschaft. Einen außergewöhnlichen Kontrast zu den „deutschen“ Schreibarten bot die estnische Schriftstellerin Asta Põldmäe mit ihrer Kurzprosa Briefe an die Schwalben (2009). In einer sehr sensiblen und naturalistischen Sprache gibt sie die Gedanken und Emotionen einer unerwiderten Liebenden wieder, deren einzige Gesprächspartner die am Himmel kreisenden Schwalben sind. Ihre lyrisch-prosaische Grenzwanderung besticht durch einfühlsame Anspielungen auf estnische Symbolizismen und wirkt neben den Selbstverständlichkeiten moderner Prosawerke, wie beispielsweise von Fricke oder Svensson, beinahe wie ein anachronistisches Faszinosum, das von den Wundern vergangener Tage und Welten erzählt.
Fazit
Auch Nicht-Germanisten bot die diesjährige Tagung „Junge Literatur in Europa“ einen umfangreichen Einblick in die Gegenwartsliteratur, der abseits der Lesungen auch vertiefende und lockere Gespräche mit den Autoren ermöglichte. Diese und die Moderatoren zeigten sich gegenüber allen Formen von Kommentaren und Fragen zu ihren Büchern interessiert und aufmerksam, sodass jeder Hauch von Elitarität im Keim erstickt wurde. Auf der Prämisse, es werde lediglich über den Text diskutiert, ruhte sich der eine oder andere Autor allerdings ein wenig zu sehr aus. So sorgte die naive Frage eines Besuchers, der offenbar nicht der Eröffnungsrede beiwohnte, nach einer ästhetischen Innovation des Genres und der Kolonialisierung Südamerikas für nervöse Schnappatmung, große Augen und hilfesuchende Blicke. Verständlich, denn wer kann schon von einem Schriftsteller erwarten, sich darüber Gedanken zu machen? Und letztlich standen bei fast allen Diskussionen Fragen bezüglich der Textgenese und Schreibmotivation im Vordergrund, die selten den Text als solchen thematisierten. Vermutlich muss man sich hier aber damit zufrieden geben, dass die Autoren, wie Jan-Peter Bremer meinte, in den öffentlichen Diskussionen mit Kritik zurückhielten, um diese im Privaten etwas detaillierter zu äußern. Nichtsdestotrotz bietet „Junge Literatur in Europa“ eine in Greifswald einmalige Möglichkeit, sich thematisch breit gefächerter Gegenwartsliteratur zuzuwenden, und wenn’s nur zum Signieren des eigenen Exemplars ist.
Fotos: Felix Kremser; Startseite: Sabine Schmutzler via jugendfotos.de;
von Torsten Heil | 27.11.2010
Die Wege ins Master-Studium sind verschlungen, das Dickicht der Zulassungsbeschränkungen in Deutschland ist schwer zu durchdringen. In Greifswald kommt nun Licht ins Dunkel.

Dekan Professor Alexander Wöll bringt den Antrag in den Fakultätsrat.
Der Fakultätsrat der Philosophischen Fakultät hat die Master-Sperre gestrichen. Bis jetzt mussten Studierende ihren Bachelor-Abschluss (BA) mit einer Mindestnote von 2,5 bestehen, um ein Master-Studium an der Greifswalder Uni aufnehmen zu können. Durch die Streichung der Zugangsnote als Voraussetzung, kann nunmehr jeder BA-Absolvent ein Masterstudiengang studieren. Die Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät hat es im Oktober vorgemacht.
Keine Überlastung durch Aufhebung der Master-Hürde
Hinter dem Antrag zur Änderung der Prüfungsordnung für die Master-Studiengänge steckt der hochschulpolitische Referent des Allgemeinen Studierendenausschusses (AStA) Franz Küntzel und der Präsident des Studierendenparlaments Erik von Malottki. Da beide nicht antragsberechtigt sind, brachte der Dekan der Philosophischen Fakultät Professor Alexander Wöll den Antrag in den Fakultätsrat ein.
Der Studiendekan der Philosophischen Fakultät Professor Patrick Donges erklärte: „Momentan sind die Master-Programme in der Philosophischen Fakultät noch längst nicht ausgelastet.“ Donges erteilte einem zukünftigen Überlastungsszenario eine klare Absage: „Das ist ein hypothetisches Problem. Meine Planungen erfolgen auf realistischen Zahlen. Aber notfalls mach ich auch ein Seminar mehr.“
Senkung des Standards schadet der Uni-Greifswald
Professor Philipp Harfst, Geschäftsführender Direktor des Instituts für Politik- und Kommunikationswissenschaft, machte hingegen seine Bedenken gegen das „Absenken der Standards“ deutlich. Es schaffe ein Signal nach außen, das Greifswald nun jeden Studierenden nimmt und somit sein Niveau senke. Harfst widersprach Donges weiter: „Bei einer künftigen Überlastung wird es mit einem zusätzlichen Seminar nicht getan sein. Andere Dozenten haben vielleicht nicht diese Kapazität.“

Professor Patrick Donges verteidigt den Antrag.
Harfst erklärte zur Auslastung: „Der Markt bringt momentan nicht genügend BA-Absolventen hervor, denn auch an anderen Orten sind die Master-Programme noch nicht ausgelastet. Erst ab dem Wintersemester 2011/2012 kann man es genauer abschätzen.“ Ins selbe Horn stieß auch Ratsmitglied Professor Michael Soltau: „Das Aufheben der Zugangsnote wird zur Abwertung des Bachelor führen und den Master-Abschluss zum Regelstudium erheben.“ Harfst unterbreitete ein Kompromissvorschlag. Er sprach sich für fachspezifische Zugangskriterien aus. Da der Geschäftsführende Direktor kein ordentliches Fakultätsratsmitglied ist, fand sein Vorschlag keine Berücksichtigung.
AStA begrüßt die Aufhebung der Master-Sperre
Auch der Stellvertretende Senatsvorsitzende Thomas Schattschneider schaltete sich in die Debatte ein: „Es muss jedoch auch darauf geachtet werden, dass genügend Kapazitäten im Masterbereich vorgehalten werden, um allen Studieninteressierten auch einen Studienplatz zu ermöglichen. Sinnvoll wäre es jedoch gewesen, dass die an einem Masterstudienplatz Interessierten auch auf eine adäquate Bachelornote hingewiesen werden. Ein Absolvent mit 4,0 wird wohl kaum in der Regelstudienzeit seinen Master deutlich besser abschließen.“ Schattschneider sprach sich ebenfalls für einen Kompromiss aus.
Am Ende stimmte eine deutliche Mehrheit von 16 Mitgliedern dem Antrag von Dekan Wöll zu. Lediglich drei Ratsmitglieder enthielten sich der Stimme. Der AStA nahm die Streichung mit Freuden zur Kenntnis. „Der Beschluss zeigt, dass die Kritik der Studierenden am Bologna-Prozess durch die Fakultätsleitung und den Fakultätsrat ernst genommen wird und die Studierendenschaft ihren Teil zur Reform und Akzeptanz von Bologna beitragen kann“, sagte AStA-Vorsitzende Daniela Gleich.
Fotos: Marco Wagner (Wöll und Donges), Simon Voigt (Uni-Hauptgebäude), Maximilian Muehlens via jugendfotos.de (Uni-Abschluss)