Ein Kommentar.
Nachts im Hörsaal sitzen: Das klingt nach verbotenen Sachen, nach Einbruch und auch ein bisschen nach Abenteuer. Verboten war die neunte 24-Stunden-Vorlesung, ausgerichtet vom AStA, nun nicht unbedingt. Trotz einiger negativer Vorfälle können die Organisatoren auf einen reibungslosen Ablauf ihrer Veranstaltung zurückblicken, die mit einigen Höhepunkten an Vorträgen glänzen konnte.
Gute Zeiten, schlechte Zeiten – auch im Hörsaal
Besonders hervorheben kann man hier sicherlich die Veranstaltung „The truth is out there – and other reasons why the X-Files (and other popular culture) matter“ von Dr. Anette Brauer. Sie verstand es, das teils müde Publikum morgens um vier mit Ausschnitten aus „Akte X“ und dem Studentenfilm „The truth is out there“ zu wecken.
Zu diesem Zeitpunkt saß ich bereits zehn Stunden im Hörsaal und hatte den verschiedensten Themen gelauscht. Die Stunden um Mitternacht herum wurden dabei von politischen Themen beherrscht, bei denen auch der Hörsaal nicht besonders gefüllt war. Dazu gehörte auch „Islam und Migration: Ist der Islam ein Teil Deutschlands?“. Die Aktualität versprach eigentlich einen spannenden Vortrag, leider gab es diesbezüglich eine große Enttäuschung. Der Referent Odai Al-Masaimeh bezog sich nicht auf aktuelle Diskussionspunkte, sondern zählte größtenteils auf, warum er Deutschland und die Deutschen als migrantenfeindlich ansieht.
„Von Totenschädeln, Wachsfiguren und der Suche nach dem wahren Ich“ hingegen war sehr gut besucht. Der Dozierende, Professor Joachim Schiedermair, bezweifelte jedoch gleich zu Anfang, ob alle hier richtig seien. Denn wie sich herausstellte: Es ging nicht um irgendwelche Mythen oder ähnliches, sondern um Kunst, genauer um Porträts. Dies rief nicht bei allen Teilnehmern Begeisterung hervor.
Hingegen gab es auch Vorlesungen, die weniger Besucher zum Samstag in den Hörsaal gelockt hatten, aber trotzdem wirklich hörens – und sehenswert waren. Dazu zählt auch die Vorlesung über Phraseologismen, gehalten von Professor Harry Walter. Er erklärte, wie sich alltägliche Sprichwörter, deren Ursprung uns in den seltensten Fällen bekannt ist, entwickelt haben.
Bilanz eines Wachmarathons
Welches Fazit kann ich also aus diesen 24 Stunden ziehen? Ich habe viele interessante Sachen zu Themen gehört, mit denen ich mich im Alltag wohl nicht befasst hätte. Und bis auf einige Durchhänger war es auch nicht schwer, die ganze Zeit durchzuhalten. Ein Lob an den AStA für die Versorgung rund um die Uhr, trotzdem hätte ich mir für die nächtlichen Stunden leichtere Themen gewünscht und nicht einen politischen Vortrag nach dem anderen. Der Podiumsdiskussion der moritz Medien zum Thema Rechtsextremismus in Greifswald hätte man durchaus mehr Zeit einräumen können, um eine tiefer gehende Debatte zu dem Thema zu erreichen und auch, um mehr Zeit für Publikumsfragen nutzen zu können.
Alles in allem eine ganz nette Veranstaltung, die leider am Rande von einigen Unannehmlichkeiten gestört wurde, die ihre Kreise bis in die Moritz-Medien und das Studierendenparlament zogen.
Fotos: Kilian Dorner