Ein Beitrag von Marietta Beielstein

Im Rahmen der Besetzung einer W2-Professur für Kommunikation mit dem Schwerpunkt Organisationskommunikation am Institut für Politik- und Kommunikationswissenschaft, fanden am 22. und 23. Oktober 2010 im Hörsaal der Deutschen Philologie öffentliche Vorstellungsvorträge statt.

Zum Verfahren ist folgendes zu erläutern: Das entscheidende Organ bei der Wahl der zukünftigen Professur ist eine sogenannte Berufungskommission, bestehend aus verschiedenen Vertretern des Instituts für Politik- und Kommunikationswissenschaft, zwei Studierendenvertretern und einem Vertreter einer anderen Fakultät. Bevor diese aber ihr Urteil verkünden, wer die neue Professorenstelle übernehmen soll, muss die Stelle erst einmal ausgeschrieben werden.

Daraufhin folgen dann Bewerbungen der verschiedensten Personen, die an der Stelle interessiert sind. Aufgrund der im Hochschulgesetz vorgeschriebenen Anforderungen, werden alle Bewerbungen hinsichtlich dieser formalen Kriterien überprüft. Nur diejenigen Bewerbungen, die formal den Anforderungen entsprechen, gelangen in die engere Auswahl, bei der dann darauf geachtet wird, wie stark der Bewerber die Kriterien für die Kommunikationswissenschaft, insbesondere Organisationskommunikation erfüllt.

Vorstellungsvortrag als Bewerbungsgespräch

Noch wissen die Studenten der Kommunikationswissenschaft nicht, wessen Vorstellungsvortrag überzeugt hat.

Aus diesen Untersuchungen ergeben sich dann eine bestimmte Anzahl von Bewerbern, die gebeten werden, sich in einem Bewerbungsgespräch persönlich vorzustellen und einen Vortrag über ein von ihnen selbst gewähltes Thema zu halten. Jeder Vortrag soll dabei maximal 30 Minuten dauern. Danach folgen 20 Minuten, in der über die Inhalte des Vortrags Fragen gestellt werden können. Und weitere zehn Minuten, um Fragen der Studierendenschaft zu klären.

Danach setzt sich die Kommission in einem anderen Raum zusammen und berät über den Vortrag. Nachdem alle Bewerber angehört wurden, wird eine Liste, meistens aus drei Namen bestehend, erstellt, die die präferierten Kandidaten für die Stelle auflistet. Diese wird dann den verschiedenen Gremien, unter anderem dem Fakultätsrat und dem Rektorat präsentiert, wobei der Rektor als einzige Person die Macht besitzt, einen Ruf zu erteilen. Dabei ist zu beachten, dass nicht immer der Kandidat, der an erster Stelle steht, auch wirklich den Ruf annimmt.

W2-Professur unbefristet

Daraufhin würde dann versucht werden, die Person, die an zweiter Stelle steht, einzustellen. Allerdings ist das Berufungsverfahren ein längerer Prozess, der mehrere Monate andauern kann (da der Bewerber unter anderem verbeamtet werden müsse). Im Moment wird versucht die neue Stelle bis zum kommenden Sommersemester (2011) zu besetzen, aber aller spätestens bis zum Wintersemester 2011/2012. Mit dieser Besetzung wird auch die Absicht verfolgt, einen neuen Masterstudiengang für die Kommunikationswissenschaft einzuführen. Dementsprechend handelt es sich hierbei um einen Abschluss in Organisationskommunikation. Dies erfordert dann allerdings noch weitere organisatorische Maßnahmen, die erst in Angriff genommen werden können, wenn die W2-Professur vergeben ist.

Die Bezeichnung W2 hat dabei eine einfache Erklärung. Bei einer sogenannten W2-Professur handelt es sich um eine spezielle Gehaltsklasse, wobei es bei W1 (Juniorprofessur) beginnt und bei der höchsten Stufe (W3) endet. Im Gegensatz zu einer W1-Stelle, die auf sechs Jahre befristet vergeben wird, ist die W2-Stelle unbefristet und bietet die Aussicht auf eine W3-Stelle, allerdings an einer anderen Universität. Insgesamt waren es sieben Bewerber, die eingeladen worden sind.

Bewerber:

Professor Dr. Peter Szyszka (Universität Wien)
o „Was wir beobachten (sollten), wenn wir Organisationskommunikation und Public Relations kommunikationswissenschaftlich beobachten. Theoretische Annäherung und Forschungsbeispiele.“

Professor Dr. Stefan Wehmeier (FH Wien, Studiengänge der Wiener Wirtschaftskammer)
o „Paradoxien integrierter Kommunikation in der neuen Medienwelt.“

Dr. Simone Huck-Sandhu (Universität Hohenheim)
o Orientierung durch interne Kommunikation. Neue Perspektiven für die Organisationskommunikation.“

Dr. Jens Woelke (Universität Münster)
o „‘Wahrnehmung, Globalisierung, Erfolgsbewerbung‘. Methodische Herausforderungen für die Forschung zur Organisationskommunikation.“

Professor Dr. Lars Rademacher (Macromedia Hochschule für Medien und Kommunikation München)
o „Unternehmenskultur und Behavioral Branding. Organisationsdesign als der Problem der Organisationskommunikation.“

Professor Dr. Jochen Hoffmann (Universität Karlstad-Schweden)
o „Wenn das ‚Außen‘ zum ‚Innen‘ wird. Die gesellschaftliche Multireferenzialität von Organisationskommunikation.“

Professor Dr. Olaf Hoffjann (Mediadesign Hochschule Berlin)
o „Lüge – aber bitte vertrauenswürdig! Entwurf einer Theorie des Vertrauens in PR“

Die Vorträge fanden zwar bereits Ende Oktober statt, doch erst im kommenden Sommersemester wird klar sein, welcher der sieben Bewerber sich durchsetzen wird.

Foto: Ronald Schmidt