Betreten verboten: Die Mitarbeiter des Historischen Instituts wurden heute Vormittag in ein langes Wochenende entlassen.

Betreten verboten: Die Mitarbeiter des Historischen Instituts wurden heute Vormittag in ein langes Wochenende entlassen.

Das Historische Institut auf dem alten Campus in der Domstraße ist heute gesperrt worden, nachdem ein Statiker des Landesbetriebs Bau- und Liegenschaften (BBL) Zweifel an der Belastbarkeit einzelner Deckenteile geäußert hat. Bereits vor zwei Wochen waren Teile des Gebäudes dicht gemacht worden, weil sich dort große Mengen Putz aus der Decke gelöst hatten. Zum Vorschein kamen poröses Mauerwerk und verrostete Stahlträger.

Heute empfahl der Statiker, das ganze erste Obergeschoss zu sperren. Der stellvertretende Kanzler Dr. Peter Rief habe dann entschieden, sicherheitshalber das komplette Gebäude zu sperren, sagte Uni-Pressesprecher Jan Meßerschmidt, denn: “die Decken sind ja überall gleich gebaut.”

“EINE REINE VORSICHTSMAßNAHME”

Uni-Pressesprecher Jan Meßerschmidt.

Meßerschmidt betont, die Sperrung sei zunächst “eine reine Vorsichtsmaßnahme”. Die Uni erwarte, dass sich der zuständige Landesbetrieb am kommenden Montag konkret darüber äußere, was jetzt zu tun sei. Christine Kropidlowski vom BBL hatte dem webMoritz gestern noch erklärt: “Die Standsicherheit des Gebäudes ist nicht in Frage gestellt.”

Heute sah man das aber offenbar nicht mehr so. Sollte die Statik gefährdet sein und eine aufwändige Sanierung der Bausubstanz erforderlich werden, wird das Monate dauern – wenn nicht sogar länger. Jan Meßerschmidt sagt dazu: “Wir hoffen, dass es nicht so weit kommt, aber im Notfall gibt es leer stehende Gebäude zum Ausweichen.” Das sei aber mit viel Stress verbunden und “eine Zumutung für die Mitarbeiter.”

“MUSS DAS GANZE WOCHENENDE ARBEITEN”

Der Historiker Dr. Alexander Drost wollte mit der Entscheidung aber nicht bis Montag warten. Er und seine Mitarbeiter transportierten heute zahlreiche Computer und Akten aus dem Gebäude: “Bei uns laufen gerade mehrere Projekte. Ich muss das ganze Wochenende arbeiten und will außerdem meine Daten gesichert wissen.” Falls die Sperrung andauert, wäre das ein schwerer Schlag für mehrere Institute: Zwei Hörsäle und drei Seminarräume, die auch von Slawistik, Germanistik und der Theologischen Fakultät genutzt werden, stünden nicht zur Verfügung.

BALD: NOTLÖSUNG FÜR DIE FACHBIBLIOTHEK

Die Fachbibliothek belegt das gesamte Untergeschoss. Ihre Sperrung trifft Studenten und Dozenten schwer.

Für die schon seit zwei Wochen geschlossene Fachbibliothek der Historiker zeichnet sich indes eine Notlösung ab: Uni-Verwaltung und Historisches Institut bereiten zumindest einen Umzug des wichtigen Semesterapparats vor, künftiger Standort soll voraussichtlich die Alte Bibliothek in der Rubenowstraße werden. Außerdem will die Uni die Titel, die nur in der Fachbibliothek verfügbar sind, für die Fernleihe freigeben. Dann könnten sie aus anderen Bibliotheken bestellt werden, was zurzeit noch nicht möglich ist.

Professor Jens Olesen berichtete dem webMoritz, er helfe Studierenden, die sich auf Prüfungen vorbereiteten oder Hausarbeiten schrieben, nach Möglichkeit, indem er ihnen seine eigenen Bücher leihe: “Das ist fast so wie 1994, als ich hierher kam”, erinnert er sich. Christin Binz und Katarzyna Poplawski vom Fachschaftsrat Geschichte hoffen indes, dass alle Dozenten “Rücksicht auf die gegebene Situation nehmen.”

Fotos: webMoritz-Archiv/Felix Kremser (Meßerschmidt), Gabriel Kords (sonstige Bilder)