Das Centrum für Hochschulentwicklung bewertet Unis

Vor einigen Tagen wurde das neue „CHE-Ranking“ mit den Ergebnissen der Erhebung von 2009 veröffentlicht. Die Hochschulleitung der Uni Greifswald zeigt sich mit den Ergebnissen sehr zufrieden.

CHE – was ist das?

CHE – das steht für „Centrum für Hochschulentwicklung“, eine gemeinnützige GmbH der Bertelsmannstiftung. Seit 1998 führt das CHE Befragungen durch, um die Qualität ganzer Studiengänge und Universitäten im deutschsprachigen Raum einzuschätzen und miteinander zu vergleichen. Dabei erfolgt die Evaluation gestaffelt, das heißt, dass jedes Jahr nur ein Drittel aller Fachbereiche untersucht wird. Dieses Jahr nahm man sich der Anglistik/Amerikanistik an, der Germanistik, Geschichtswissenschaft sowie der Psychologie.

Wie wird das Ranking durchgeführt?

Das Ranking, also der Vergleich der Hochschulen, erfolgt nach bestimmten Kriterien. Wie bereits erwähnt, werden nur einzelne Fachbereiche der Universitäten miteinander verglichen, nicht jedoch ganze Hochschulen. Auch gibt es für die Fachbereiche mehrere Kategorien, die bewertet werden, wie die Betreuung der Studenten durch Lehrende, die Bibliotheksausstattung, Praxis- und Berufsbezug des Studienganges, aber auch die Höhe der Forschungsgelder, die jedem Wissenschaftler zustehen. Um etwa den Kontakt von den Studierenden zu ihren Dozenten zu bewerten, bezieht das CHE auch Befragungen der Studenten und Hochschullehrer in das Ranking mit ein. Am Ende wird ein Wert ermittelt – in den meisten Kategorien ist dies eine Schulnote -, durch den dann die jeweilige Uni mit anderen Hochschulen verglichen werden kann. Die Hochschulen werden dafür in eine von drei Ranggruppen einordnet: Spitzenplatz, Mittelgruppe oder Schlusslicht.

Wie schneidet die Uni Greifswald ab?

Wie gut ist die Philosophische Fakultät?

Insgesamt zeigt sich bei den Fachbereichen, die in diesem Jahr untersucht worden sind, doch ein durchwachseneres Ergebnis als die Lobhudelei der Uni auf ihrer Homepage vermuten lässt. Während die Psychologie in immerhin vier der zwanzig untersuchten Kriterien einen Spitzenplatz belegt und sich auch kaum Schwächen leistet, kann die Geschichte nicht einen einzigen Spitzenplatz vorweisen. Stattdessen findet man hier bei den Punkten Forschungs- sowie Praxisbezug unter den Schlusslichtern.

Die Germanistik befindet sich zwar fünf mal in der Schlussgruppe, erhält aber auch ausgezeichnete Einschätzungen für ihre Räumlichkeiten, die IT-Infrastruktur und die Ausstattung der Fachbibliothek. Die Anglistik zu guter Letzt ist in fast allen Belangen im Mittelfeld der deutschen Hochschulen anzusiedeln.

Durchweg besser als die Einschätzungen des CHE fallen die ebenfalls veröffentlichten Ergebnisse der Studentenbefragungen aus. Im Groben und Ganzen attestieren die Studierenden den Fachbereichen gute Studienbedingungen.

Was bedeutet das?

Zum einen sei herausgestellt, dass das Ranking des Centrums für Hochschulentwicklung nicht unumstritten ist. Zu intransparent sei die Datenerhebung, zu groß der Einfluss von Studierenden-Urteilen, zu willkürlich die Bewertungskriterien und Stichproben. Zudem gilt die Bertelsmann-Stiftung, die das CHE zusammen mit der Hochschulrektorenkonferenz trägt, als einseitig neoliberaler Thinktank, dessen politische Neutralität immer wieder in Frage gestellt wird. Zudem sei die Stiftung wegen ihrer Größe eine gefährliche Meinungsmacht, außerdem unterstütze sie vehement den Bologna-Prozess. Durch eine Kooperation mit dem Hochschulmagazin ZEIT Campus wird das Ranking jedoch häufiger mit dieser als mit der Bertelsmann-Stiftung in Verbindung gebracht. Ein exemplarischer Artikel zu dem Thema findet sich bei Studis-Online.

Zum anderen muss beim Blick auf das Ranking beachtet werden, dass jede Hochschule in den einzelnen Fachbereichen Stärken und Schwächen aufweist. Kaum einer Hochschule gelingt es, überall Spitzenpositionen zu belegen.

Obwohl die Ergebnisse auf den ersten Blick nur mittelprächtig aussahen, braucht Greifswald den Direktvergleich mit anderen Universitäten, etwa Rostock, nicht zu scheuen. Hier sieht man, dass Greifswald in den Philologien öfter Spitzenpositionen erreicht als etwa die Universität an der Warnow, ein Faktum, auf das auch Professor Alexander Wöll, Dekan der Philosophischen Fakultät, bei der Podiumsdiskussion zum Lehramt verwies.

Detaillierte Ergebnisse: www.das-ranking.de

Bild: Logos der Organisationen, Gabriel Kords (Phil. Fak.)