von Carsten Schönebeck | 11.12.2009
Am Freitagmittag teilte der dänische Energiekonzern DONG Energy in einer Pressemitteilung mit, dass man sich entschieden habe die Kraftwerksplanungen für den Standort Lubmin aufzugeben. Der mögliche Kraftwerksbau hatte seit mindestens anderthalb Jahren die Gemüter in MV, speziell in der Region Greifswald, bewegt.
Mehrfach hatte es in Greifswald große Demionstrationen gegen das Kraftwerk gegeben.
Viele Bürger hatten sich mit Initiativen, Unterschriftensammlungen, Flashmobs und vielen anderen Aktionen gegen den Bau des Steinkohlekraftwerks stark gemacht. Der Beginn des UN-Klimagipfels in Kopenhagen hatte dazu geführt, das die Proteste sich in den letzten Wochen noch einmal verstärkt hatten.
Bereits vor einigen Wochen war in vielen Medien offen über einen möglichen Rückzug von DONG spekuliert worden. Unternehmenssprecher Michael Deutschbein hatte damals gegenüber dem webMoritz noch erklärt: „Der Bau des Kraftwerks hat nie in Frage gestanden“
In der heutigen Presseerklärung heißt es:
Der Aufsichtsrat von DONG Energy hat in seiner heutigen Sitzung den Rückzug von einer weiteren Teilnahme an den Untersuchungen für einen Kraftwerkbau in der Nähe von Greifswald in Norddeutschland beschlossen. (…)
Im Zuge der jüngsten Meldungen der Landesregierung Mecklenburg-Vorpommerns ist DONG Energy nicht mehr davon überzeugt, dass das Projekt den erforderlichen politischen Rückhalt genießt. Hinzu kommt, dass sich das Genehmigungsverfahren seit Einreichung des ersten Projektantrages vor drei Jahren, ohne Aussicht auf baldige Klärung, sehr in die Länge gezogen hat.
„DONG Energy ist auf eine enge Kooperation mit der örtlichen Gemeinschaft angewiesen, die wir bedienen. Da wir den Eindruck haben, dass das Projekt bei der Landesregierung Mecklenburg-Vorpommerns die erforderliche politische Unterstützung nicht findet, ziehen wir die entsprechenden Konsequenzen. Deshalb haben wir die Einstellung unserer Projektteilnahme beschlossen, um uns fortan vollends auf andere geplante Investmentprojekte konzentrieren zu können“, so der geschäftsführende Direktor Anders Eldrup. (…)
Besonders seit dem Amtsantritt von Ministerpräsident Erwin Sellering (SPD) vor gut einem Jahr hatte sich das politische Blatt für DONG gedreht, im Gegensatz zu seinem Vorgänger vermied Sellering öffentliche Unterstützungsbekundungen für die Pläne des Energiekonzerns. Lediglich der kleinere Koalitionspartner in der Landesregierung, die CDU, hatte in den letzten Monaten den Bau offen befürwortet.
Zusatzinfos:
Vollständige Pressemitteilung von DONG Energy
Bilder:
webMoritz-Archiv
von Christine Fratzke | 11.12.2009
Anlässlich der 328. Plenarsitzung der Kultusministerkonferenz am 10. Dezember fand gestern eine landesweite Bildungsdemonstration in Rostock statt. Insgesamt demonstrierten 1.200 Studierende und Schüler in der Hansestadt. Auch die Greifswalder Studierendenschaft war vertreten.
Gegen 12 Uhr fuhren zwei Busse aus Greifswald los. Diese schienen, angesichts der überschaubaren Teilnehmerzahl sehr großzügig kalkuliert – immerhin hatten die 40 Studierenden und die zahlreichen Transparente ausreichend Platz. Eric Hartmann, Juso-Vorsitzender und Student der Politik- und Kommunikationswissenschaft, fand es unverständlich, dass zwei Busse bereitstanden: „Zum einen sind die nicht voll geworden, zum anderen wären MV-Tickets der Studierendenschaft wahrscheinlich günstiger gekommen“, vermutet er.
In Rostock traf man sich mit den anderen Studierenden auf dem Bahnhofsvorplatz. Dort wurden zunächst erste Demo-Vorbereitungen getroffen: Trillerpfeifen und Liedtexte wurden verteilt, Reden noch mal durchgegangen. Bei der ersten Kundgebung vor dem Hauptbahnhof sprach unter anderem Christopher Denda vom Bildungsbündnis Greifswald – und erhielt für seine vorgetragenen Missstände und Forderungen, etwa nach gut ausgebildeten und ausreichenden Lehrkräften an Schulen und Universitäten viel Applaus.
Marco Fittig, Lehramtsstudent für Mathematik und Religion an der Universität Rostock im ersten Semester, möchte sein Recht auf Bildung wahrnehmen. „Für viele sind die Ausbildungsbedingungen an Schulen und Universitäten nicht hinnehmbar. Mich stören die veralteten Lehrmaterialien und der Lehrermangel.“
Bildungsstreik in Rostock
Die Demonstration, die durch die Rostocker Innenstadt zog – am Weihnachtsmarkt vorbei bis zum Auditorium maximum, wurde von den Besetzern des Rostocker Audimax organisiert. Seit über dreieinhalb Wochen wird dieses besetzt, im Durchschnitt sind zehn bis 20 Studierende darin anwesend. Tobias Weber, Student der Wirtschaftswissenschaft im dritten Semester, gehört zu den Besetzern. „Bis morgen blockieren wir noch das Audimax, dann endet die Besetzung“, erläutert er. Die Gruppe bekommt dann für unbefristete Zeit Räumlichkeiten zugesichert – ähnlich wie vor einigen Wochen in Greifswald. Für die Demo sammelten die Besetzer E-Mails, um eine Aussetzung der Anwesendheitspflicht durchzusetzen. Immerhin 1.400 E-Mails erreichten die Gruppe, die Uni-Leitung zeigte sich kooperativ. (mehr …)
von Arik Platzek | 11.12.2009
Ein Kommentar zur Vollversammlung 2009
Immerhin 350 Studierende wollten gestern hören, sprechen, mitbestimmen. Darunter auch viele, die zum ersten Mal eine Vollversammlung besuchten – sowohl aus höheren Semestern wie auch als „Erstis“. Es galt deshalb, diese auch für die nächste Vollversammlung zu gewinnen. Mehr noch als bei der großen Versammlung im Sommer kann man guten Mutes sein, dass das gelungen ist aber ein beklemmendes Gefühl war trotzdem da.
Das Gute vorweg: Mehr als auf vorangegangenen Versammlungen gab es viele Anträge von den Interessenvertretern aus dem StuPa, die schließlich teils sehr kontrovers diskutiert wurden. Und man langweilte sich weniger über improvisierte Schnellschüsse, deren Inhalt das Interesse von Mehrheiten nicht mitzuziehen gelang. Wo früher langwierig über die Beschaffenheit von Unversitäts-Toilettenpapier gestritten wurde, hatten viele Themen nun breiteren Bezug. Es zeigte sich, dass es für aktive, lebhafte und mitreißende Debatten auf Vollversammlungen hilfreich ist, wenn politische Gruppen oder einzelne Studierendenvertreter die Anliegen ihrer alten und vielleicht neuen Wähler selber in diese Veranstaltung einbringen – und ihre ureigenste Aufgabe nicht vielbeschäftigten AStA-Referenten aufbürden, wie es früher oft geschah. Dass an der Debattenkultur zu feilen ist und auch dem AStA das Recht zu eigenen Anträgen nicht abgesprochen werden soll, bleibt gleichwohl unbestritten.
Erst kurz vor Beginn der Vollversammlung wurden Stühle im Saal erlaubt, gereicht hätte der Platz auch anders nicht.
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von Arik Platzek | 10.12.2009
Unmittelbar nach der Vollversammlung hat sich webMoritz-Autor Arik Platzek unter einigen Besuchern umgehört und die Stimmung nach der dreieinhalbstündigen Versammlung eingefangen. Er fragte: „Was ist dein Eindruck von der Vollversammlung?“
Judith Lübke (20), Psychologie (Diplom) im dritten Semester
„Ich fand es wieder sehr beeindruckend, wieviele Studierende gekommen sind. Leider hat diese Versammlung keine so große Wirkung, weil wir trotzdem nicht beschlussfähig waren. Die Themen, über die wir informiert wurden, fand ich relevant – gerade auch bei dem Antrag der Jusos zu den finanziellen Rücklagen. Denn es geht uns alle etwas an, was mit unserem Geld passiert. Für die Vollversammlung müsste mehr Werbung gemacht und gerade für Bachelorstudierende finde ich wichtig, dass während Vollversammlung keine Vorlesungen stattfinden.“
vlnr: Judith Lübke, Christoph Henke, Thorben Vierkant
Christoph Henke (21), Psychologie (Diplom) im dritten Semester
„Ich vermute, die Länge der Vollversammlung schreckt viele ab. Dieses Hin und Her wollen sich viele nicht antun. Die Themen sind teilweise nicht nachvollziehbar, es wird etwas zu wenig aufgeklärt. Auch die Tagesordnung war zu unverständlich formuliert. In Verlauf der Vollversammlung war mein Eindruck, dass es hier weniger um die Studierenden, sondern eher um gegenseitiges „Köpfe einhauen“ der studentischen Parlamentarier ging. Ob man das Prozedere verändern kann, weiß ich nicht. Und irgendwie muss es aber wohl auch so laufen, denn das ist Politik.“ (mehr …)
von radio 98eins | 10.12.2009
Heute dreht sich bei „Das Magazin – am Puls der Stadt“ noch einmal alles um das Thema Klima. Redakteur Hannes Seeger hat sich mit der Ortsgruppe von Greenpeace getroffen und mit ihnen über Klimaschutz gesprochen. Außerdem hat sich Redakteur Jakob Rüger mit Ina Lehmann unterhalten, sie ist Mitarbeiterin des politikwissenschaftlichen Institut der Universität Greifswald und blickt mit uns hinter die Kulissen des politischen Klimagipfels in Kopenhagen.
Außerdem haben wir wie jeden Tag unsere Veranstaltungstipps für Greifswald im Programm. Die Spotlights sind die Nachrichten aus Greifswald und Mecklenburg Vorpommern und das Wetter. Die CD der Woche kommt diese Woche von Brothers of End und sit wie immer zu gewinnen. Passend zum Donnerstag gibt es natürlich auch unsere Rubrik „Ich hab da mal ne Frage“, in der wir heute die Begriffe Nussknacker und Tannenbaum erklären. Moderatorin Lea Albrecht hat im Zuge der kommenden 5. Kurzfilmnacht von radio 98eins mit Christoph Jescheniak ein Interview geführt.
Durch die Sendung führt euch Lea Albrecht.
Also rein hören lohnt sich auf 98eins.