Der Groschen ist noch nicht gefallen – Der 14. polenmARkT

Was wissen wir eigentlich über Polen? Es ist ein Nachbarland von Deutschland, klar. Die Flagge ist rot-weiß, die Hauptstadt heißt Warschau und unser östlicher Nachbar ist seit Mai 2004 Mitglied in der EU. Und dann?

Armia_038-Eva HeldDas diesjährige Kulturfestival polenmARkT, das je nach Zählung bereits zum 12. beziehungsweise 14. Mal stattfand, soll einen Beitrag leisten, die polnische Kultur und Geschichte dem Greifswalder Publikum näher zu bringen. Zum ersten Mal standen die diesjährigen Kulturtage unter einem Motto: Polen und seine Nachbarn. Die Veranstalter wählten diese Thematik, um Polens kulturelle Offenheit gegenüber den ost- und westeuropäischen Ländern darzustellen und zu zeigen, dass es ein Land der bewegten Grenzen ist. Dabei wurde einerseits ein thematischer Schwerpunkt auf das Verhältnis Polens zur Ukraine gelegt, da diese zahlreiche gemeinsame Verbindungen teilen. Das wurde bereits bei der feierlichen Eröffnung am 20. November deutlich, bei der die ukrainische Schriftstellerin Natalia Sniadanko, die ebenfalls als Deutsch-Übersetzerin arbeitet und bereits Greifswald schon einmal besuchte, las. Nebenbei ist die Uni Greifswald die einzige Hochschule bundesweit, die den Studiengang Ukrainistik anbietet.

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Die Jagd nach dem nützlichen Menschen

Es ist über 2000 Jahre alt, hält sich hartnäckig wie kein zweites und ist auch in Deutschland fest verwurzelt: Das Vorurteil, dass die Jugend nichts taugt. Doch was ist dran an dem Ausspruch?

Es ist ein Prinzip der Philosophie. Man kann für eine Behauptung, oder auch ein Vorurteil, endlose Bestätigungen finden und sie wird niemals endgültig wahr. Doch man braucht nur ein einziges Gegenbeispiel, um zu beweisen, dass eine These falsch ist.

mm81-38-bierkran-daniel FockeVor dem Supermarkt riecht es nach Bier. Eine Flasche liegt gesprungen auf dem Parkplatz. Der Alkoholkonsum in Deutschland ist in allen Altersgruppen extrem hoch. Allein bei den zwölf bis 17-Jährigen beläuft er sich auf 50,4 Gramm pro Woche pro Kopf (alle Nicht-Trinker sind in der Statistik enthalten). Auf einem Kasten Billigbier sitzt ein Junge um die sechzehn und lacht lauthals, während er mit blankem Finger abwechselnd auf zwei Mädchen vor sich zeigt. Anbei stehen drei weitere Gestalten in weiten schwarzen Sachen, welche man aus der Entfernung kaum wahrnimmt. Auf die Frage, ob sie einem Bachelorstudenten für Journalismus bei der Arbeit helfen würden, antwortet der Junge auf dem Kasten: „Es gibt keinen Bachelorstudiengang Journalismus. Zumindest nicht hier in Greifswald.“ Seine Gefährten brechen in Gelächter aus.

Als sie verstummen, stellt sich der Kastenjunge mit seinem Namen vor. Marco* heißt er, ist seit zwölf Minuten siebzehn Jahre alt und feiert mit Freunden an der frischen Luft. Auf ein Stirnrunzeln hin wirft eines der Mädchen ein, dass Marco Partys hasse und lieber abseits der Clubs und der eigenen Wohnung sei. Das alles kann die Gruppe um Marco sympathisch machen, doch ein konkreter gesellschaftlicher Nutzen ist ihnen bis zu diesem Punkt nicht nachgewiesen. Keiner der sechs zeigte sich bis zu diesem Zeitpunkt sozial oder politisch engagiert, das ging aus einem Gespräch hervor. Abgetan wird diese Tatsache von Marco mit den Worten: „Oma liebt mich und das nicht nur, weil ich ihr beim Einkauf helfe.“ Es drängt sich die Frage auf, woran Wörter wie nutzbringend oder tauglich gemessen werden. Ein Kran ist nutzbringend wenn er große Lasten heben kann, aber ein Mensch? Angestachelt von diesem spontanen Gedankenexperiment, soll Marco den Bierkasten heben. Wenig überraschender Weise schafft er es. Macht ihn das nützlich? Kaum. Er erzählt, wie er sich seine Zukunft vorstellt: „Studieren, wenn‘s das Geld hergibt, Lehramt Deutsch und Geschichte soll es sein“, sagt er. Dann bittet er darum, seinen Geburtstag fragenfrei weiterfeiern zu dürfen. Einen Wunsch den man nicht abschlagen kann. (mehr …)

Der webMoritz wünscht frohe Weihnachten

weihnachten-sandra-reinecke-jugendfotos-250Liebe Leser,

die webMoritz-Redaktion wünscht Euch und euren Familien ein frohes und besinnliches Weihnachtsfest und einen guten Übergang ins Jahr 2010. Die Redaktion des webMoritz blickt auf ein ereignisreiches und erfolgreiches Jahr 2009 zurück. Für das Vertrauen und die Treue unserer Leser, aber auch für deren stete kritische Begeleitung unserer Arbeit, bedanken wir uns herzlich.

Gleichzeitig bitten wir um Verständnis dafür, dass der webMoritz über die Festtage keine oder kaum neue Artikel veröffentlichen wird – wichtige und dringende Nachrichten sind davon natürlich ausgenommen. Nach Weihnachten wird der Betrieb langsam wieder anlaufen und im neuen Jahr geht es dann genauso emsig weiter wie bisher.

Foto: Sandra Reinecke via jugendfotos.de

Festakt zur Neueröffnung der Stadthalle

Die über Jahre hinweg sanierungsbedürftige Stadthalle Greifswalds wurde nach umfassenden Renovierungsarbeiten am 18.Dezember in einem knapp zweieinhalbstündigen Festakt der Theater Vorpommern GmbH als neuer Betreiberin übergeben.

Bereits vor dem offiziellen Beginn der Veranstaltung nutzten viele der geladenen Gäste den Getränkeausschank in der Eingangshalle und dabei auch die Gelegenheit, die restaurierten Räumlichkeiten zu begutachten. Mithilfe eines Beamers wurden an einer der Seitenwände Videos von den Renovierungsarbeiten gezeigt. Positiv fielen auch die Modernisierungen des Gebäudes wie die behindertengerechten Toiletten und der Anbau eines Fahrstuhles auf.

Über das mehr oder weniger kontrastreich gelb und grau gestrichene Treppenhaus gelangten die zahlreichen Gäste in den Kaisersaal, den größeren der beiden Säle der Stadthalle.

Das Programm begann mit kleiner Verzögerung und unruhig werdendem Publikum nach Ankunft des Generalmusikdirektors Karl Prokopetz mit einer Darbietung der Leonoren-Ouvertüre Nr.3 (C-Dur, op.72 a) von Ludwig van Beethoven durch das Philharmonische Orchester Vorpommern, welches sich auch für die folgenden Stücke verantwortlich zeichnete.

Anschließend hatte Dr. Hans Peter Ickrath, der Geschäftsfüher und Verwaltungsdirektor der Theater Vorpommern GmbH, das Wort. Er sprach über die Zeit, in der das Theater Vorpommern die Räumlichkeiten für Proben nutzte und der schlechte Zustand nicht nur dadurch auffiel, dass es im Winter schier unmöglich gewesen sei, die Kälte aus dem Gebäude zu vertreiben: „Man hatte grundsätzlich den Eindruck, dass es schmierig und hässlich ist“. Das Theater habe sich verpflichtet gefühlt, zur Verwirklichung der Sanierung beizutragen. Es freue sich „insbesondere über die Inbetriebnahme des Rubenowsaals“, denn hier wird das Theater auf einer Studiobühne einziehen.

Dr. Ickrath schloss seine Rede mit umfangreichen Dankesworten und sowie dem Hinweis auf den in der Stadthalle stattfindenden Silvesterball, zu welchem etwa 500 Gäste erwartet würden, und übergab das Wort an Greifswalds Oberbürgermeister, Dr. Arthur König.

Dessen Rede wurde gleich nach den einleitenden Worten „Es fällt mir heute Abend ein Stein vom Herzen“ durch Applaus des Publikums unterbrochen. Er stellte heraus, dass für die Renovierung des Gebäudes bis zur wohl letzten Gelegenheit 2005 sowohl Finanzen als auch politischer Wille gefehlt hätten. In lobenden Worten fasste er das Ergebnis der Arbeiten zusammen, wobei er einzelne architektonische Elemente besonders hervorhob.

Nach einigen Dankesworten berichtete er ausführlich über die wechselvolle Geschichte der 1914 erstmals eröffneten heutigen Stadthalle. Anläufe zur Restauration seien im Vorfeld mehrmals gescheitert, bis am 1. April 2008 offizieller Baustart war. Dr. König schloss seine Rede mit Worten seines Amtsvorgängers Dr. Gerding, der diese bei der Eröffnung des Gebäudes vor 95 Jahren nutzte: „Sie sei […] eine Kulturstätte ersten Ranges“ und verlieh seiner Überzeugung Ausdruck, dass die Stadthalle auch heute noch die gleiche Bedeutung für die Entwicklung Greifswalds haben werde wie seinerzeit.

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Professor Nekovar, Intendant des Theaters Vorpommern, bei seiner Ansprache

Symbolisch übergab er daraufhin einen Schlüssel an Professor Anton Nekovar, den Intendanten der Theater Vorpommern AG. Es folgte Mendelssohns „Meeresstille und glückliche Fahrt“ (Konzertouvertüre op.27).

Zu einer kleinen Überraschung kam es  im späteren Verlauf des Abends, als Generalmusikdirektor Karl Prokopetz mitteilte, dass es eine kleine Änderung im Programmablauf gäbe und das Publikum ein paar Minuten in verwirrtem Schweigen ließ, bis er erklärte: „So klänge diese Stadthalle ohne das Orchester. Wir bitten Sie darum, lassen sie nicht zu, dass dieses Orchester abgeschafft wird.“ Am 12. Dezember habe Kultursenator Ulf Dembski erklärt, das Orchester teilweise oder ganz abschaffen zu wollen.  Nach teils stehendem Applaus folgte mit Wagners Vorspiel zu „Die Meistersänger von Nürnberg“ (WWV 96) das Ende des offiziellen Teils.

Bilder: Julia Löcherbach

„12 Meter ohne Kopf“

Am 13. Dezember waren wir für euch im Cinestar Greifswald und haben die Filmcrew von „12 Meter ohne Kopf“ getroffen. Regisseur Sven Taddicken sowie die Hauptdarsteller Ronald Zehrfeld und Matthias Schweighöfer erzählen über den Dreh des Störtebeker-Films.