Am 25. März 2008 starteten die Bauarbeiten am ehemaligen „Kreiskulturhaus“ und der zukünftigen Stadthalle in unserer Hansestadt. Bereits 2001 hatte Oberbürgermeister Dr. Arthur König mit einer Wiederbelebung und der damit verbundenen Restaurierung der Stadthalle Wahlkampf gemacht und stieß damit auf breites Interesse in der Öffentlichkeit. Der damalige SPD-Kandidat behauptete, dass ein Projekt, wie König es sich vorstelle, in den darauffolgenden Jahren nicht zu realisieren sei. Tatsächlich passierte nach dem nur knappen Wahlsieg von König jahrelang nichts. Erst 2008, als erneut der Bürgermeister-Wahlkampf vor der Tür stand, kam Bewegung in das Bauvorhaben.

Was bisher geschah

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Stand der Bauarbeiten Mitte Juli

Schon vor dem offiziellen Baustart mussten einige Einbauten und andere bauliche Veränderungen des  Kreiskulturhauses abgetragen werden, um die Stadthalle in ihren ursprünglichen und damit restaurierungsfähigen Zustand zurückzuversetzen. Dadurch wurden schon während dieser ersten Vorbereitungsmaßnahmen wertvolle Originalteile wiedergefunden sowie gut erhaltene Baukunst freigelegt. Im Kaisersaal, dem größeren der beiden Hauptsäle, stellten die Handwerker alte Türen und Wände wieder her oder legten Öffnungen und Durchbrüche frei. Im Rubenowsaal waren vor allem noch Stuck und Wandgemälde gut erhalten. Jedoch wurden auch viele ursprüngliche Elemente während der Nutzung als Kreiskulturhaus weggeschlagen und zerstört.

Durch die Vorarbeiten und den rasch folgenden Baubeginn konnte die Stadt als Bauherrin schnelle Erfolge und zügigen Fortschritt vorweisen. Als erste Restaurierungsmaßnahme erhielt die Außenhülle des Gebäudes ihren alten Glanz zurück. Durch die ständige Überprüfung und fortwährende Begleitung der Bauarbeiten durch den Restaurator Hans-Henning Bär konnten etwa Gesimsteile nachgearbeitet werden, die unter anderen Umständen verloren gewesen wären.

Immer wieder unerwartete Herausforderungen

Im weiteren Verlauf der Bauarbeiten gab das alte Gemäuer aber auch immer wieder Tatsachen preis, die die Planungs- und Bauteams bis heute vor Herausforderungen stellen. Das Fundament musste verstärkt werden, alte Stahlträger wurden freigelegt und versiegelt oder der Einbau einer komplett neuen Geschossdecke war notwendig. Vieles, weil die moderne Nutzung durch neue Anforderungen unter anderem der Technik, eine bessere Statik nötig machen als noch vor knapp 100 Jahren. Der Grundstein für die Stadthalle wurde immerhin im Jahre 1913 gelegt.

Das damalige Flair kehrt nun nach und nach wieder in die Innenräume des historischen Gebäudes zurück. Der dafür verantwortliche Malerbetrieb hat schon dem Innenraum der Aula im Universitätshauptgebäude eine neue Atmosphäre verliehen. In der Stadthalle bewirken dieses Dekorelemente aus dem späten Jugendstil, die vor allem aus Blumenelementen, Perlenschnüren und anderen floralen Motiven bestehen. Dabei wird mitunter auf historische Aufnahmen des Stadtarchivs zurückgegriffen. Auf prachtvolle Farbspielereien werde man aber nicht hoffen dürfen, heißt es seitens der Bauherrin. Die Untersuchungen haben gezeigt, dass im ursprünglichen Zustand eher mit dezenten und zurückhaltenden Farben und Formen gearbeitet worden ist.

Das Bauwerk als prunkvolles Monument…

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Noch ist die Fassade nicht völlig restauriert

Monumental ist per definitionem etwas, wenn es denkmalartig, bedeutend oder auch eindrucksvoll ist. Greifswald hat die Chance, mit diesem Projekt ein historisches Erbe wiederzubeleben und einen lang vermisstes Kultur- und Kongresszentrum, als pulsierenden Magneten im Herzen der Stadt zu etablieren.

Bisher mussten große Gesellschaften auf den eher kleinen Konferenzsaal im Krupp-Kolleg, oder größere Veranstaltungen in den Dom verlegt werden. Auch in die Nachbarstädte weichen Veranstaltungen mitunter aus: Der Medizinerball vor wenigen Wochen fand in Stralsund statt – weil es in Greifswald nach Angaben der Veranstalter keine Räumlichkeit von geeigneter Größe und entsprechendem Ambiente gebe. Das soll nach der Eröffnung des Gebäudes ein Ende haben und die Stadt bereichert sich damit um ein repräsentatives Vorzeigeobjekt. So zumindest argumentieren die Befürworter des Projekts. Es eröffnet bei guter Planung und Verwaltung die Möglichkeit, den Standort Greifswald in der Region Ostvorpommern langfristig für Tagungen und Großveranstaltungen attraktiv zu machen.

Um den Weg dorthin zu gewährleisten, wurde extra eine Tochtergesellschaft der WVG, die PGS Greifswald gegründet. Diese leitet nach eigenen Angaben das gesamte Projekt und trägt auch in Zukunft Verantwortung über die Durchführung von Veranstaltungen und Vermietung der Räumlichkeiten jeglicher Art. Bisher wurden kaum Kosten und Mühen gespart. Sogar ein Dokumentarfilm wird es geben. Die Projektgesellschaft und die Agentur „haus neuer medien“ , die auch die Internetseiten der Stadt betreut, arbeiten derweil an einer Dokumentation, die historische und neuzeitliche Ereignisse im Zusammenhang mit der Stadthalle darstellen soll. Dabei wird auch verstärkt auf Erlebnisse und Material aus der Bevölkerung gesetzt. Nicht zuletzt damit wird die Möglichkeit unterstrichen, Geschichte und Moderne so zu verbinden, dass nachhaltig in das Wachstum der Stadt investiert wird.

… oder als „weißer Elefant“?

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Theater und Stadthalle werden einen riesigen Komplex bilden. Wird der Nutzen ebenfalls "riesig"?

Doch sind diese Vorstellungen realistisch? Im englischen wird ein Besitz, der mehr Kosten als Nutzen verursacht, als „white elephant“ bezeichnet. Bei Bekanntgabe der Baugenehmigung wurde noch von einer Projektsumme von 5 Millionen Euro ausgegangen. Inzwischen werden  knapp 8 Millionen Euro geschätzt. Dazu kommen nach der Fertigstellung die laufenden Kosten. Gedeckt werden können diese durch regelmäßige Events von externen Veranstaltern. Diese müssen jedoch erstmal durch geschicktes und kostspieliges Marketing nach Greifswald gelockt werden. Ob es gleich in diesem Jahr gelingt, ist mehr als fraglich: In dem Bereich gibt es Konkurrenz durch etablierte Angebote auf der Insel Usedum und in Stralsund.

Fest steht: Durch die hohen Kosten sind schon jetzt Gelder gedeckelt, die dringend an anderer Stelle benötigt würden. Durch kostspielige Prestigeobjekte, wie zum Beispiel die Stadthalle, seien der Bürgerschaft auf Jahre die Hände gebunden, monieren Kritiker seit Jahren. Bleibt auch die Frage, ob die Hansestadt, wenn externe Interessenten ausbleiben, die neuen Kapazitäten in einem rentablen Maße nutzen würde. Immerhin ging das kulturelle Leben nachdem das Kreiskulturhaus 1989 geschlossen wurde, zwanzig Jahre lang auch ohne einen entsprechenden Ersatz weiter. Dennoch spricht sich die Geschäftsleitung der PGS Greifswald im aktuellstem Geschäftsbericht „aufgrund der Entwicklung der Bevölkerungszahlen und der Arbeitslosenquote von einem positiven Umfeld für die Betreibung der Stadthalle.“

Wer wird Betreiber?

Noch liegen alle dispositiven Aufgaben bei der Projektgesellschaft. Oberbürgermeister König sprach sich im Zuge der Vorbereitungen allerdings dafür aus, das Theater als Betreiber einzusetzen. Dieses hatte sich zu damaligen Zeitpunkt bereits mehrfach angeboten und dürfte auch heute nicht abgeneigt sein. Auch im Geschäftsbericht 2007 wird das Theater als „zukünftige Pächterin und Betreibern“ bezeichnet. Bis dahin tragen aber mit der WVG-Tochter PGS indirekt die Bürger Greifswalds die Kosten für das Projekt.

Tatsächlich ist es um die Stadthalle ruhiger geworden. Die letzten Fortschrittsmeldungen über die Deckenrestaurierung im Kaisersaal liegen vier Monate zurück. Dennoch soll nach der Bauplanung das Gebäude Ende 2009 fertiggestellt sein. Bleibt zu hoffen, dass es sich dann um die Einweihung eines denkmalartigen Lebensspenders und nicht um die eines „weißen Elefanten“ handeln wird.

Fotos: J. Faulbrück, Theater M-V