Mit Zutaten wie Musik aus den 60ern, großen britischen Komikern, erfolgreichem Schreiber/Regisseur und einer interessanten Geschichte kann eigentlich nichts schief gehen, oder? Wir werden sehen.

Worum geht es überhaupt?

1966 gibt es im normalen Radioprogramm (= BBC) klägliche zwei Stunden Rock’n’Roll pro Woche und da springen die sogenannten Piratensender in die Bresche. Werbefinanziert und niemandem außer dem Publikum verpflichtet senden sie sich von der Nordsee in die Herzen der jungen (und nicht mehr ganz so jungen) Zuhörer. Die Originale nannten sich Radio Caroline oder Radio London (von wo u.a. John Peel seinen Perfumed Garden sendete) und im Film wird daraus Radio Rock. Das klingt erstmal dämlich, aber mit dem englischen Filmtitel The Boat That Rocked ergibt das Sinn.

Radio Rock Revolution Plakat

Auf dieses Schiff wird er junge Carl von seiner Mutter geschickt, nachdem er wegen Drogenkonsums der Schule verwiesen wurde. Dort soll er endlich unter der Aufsicht seines Patenonkels Quentin das wahre Leben kennenlernen und erwachsen werden. Das wahre Leben besteht natürlich aus Sex, Drugs and Rock’n’Roll und die verrückte DJ-Kommune unterstützt ihn kräftig beim Erwachsenwerden.

Mit diesen Vorgaben alleine wäre der Film zwar musikalisch fantastisch, aber die Spannung fehlte und deswegen wird ein böser Regierungsminister ins Rennen geschickt, der seine einzige Aufgabe im Abschalten der Piratensender sieht.

Wer macht alles mit?

Prinzipiell könnte man sagen, dass alles mitspielt, was Rang und Namen in Großbritannien hat. Der Chef Quentin wird gegeben von Bill Nighy, der schon in Tatsächlich Liebe seine musikalische Ader ausleben konnte. Die DJs werden verkörpert von Rhys Ifans (der schräge Mitbewohner aus Notting Hill), Nick Frost (Hot Fuzz, Shaun of the Dead), Chris O’Dowd (The IT Crowd) uvm. Aus den USA hat man sich Verstärkung geholt mit dem exzellenten Philip Seymour Hoffman als The Count. Auf der anderen Seite stehen Kenneth Branagh und Jack Davenport (Coupling).

Verantwortlich zeichnet sich Richard Curtis, der als Schreiber der erfolgreichsten britischen Komödien (Mr Bean, Vier Hochzeiten und ein Todesfall, Notting Hill, Bridet Jones, Tatsächlich Liebe) zum zweiten Mal ebenfalls Regie führt und sein musikalisches Wissen unter Beweis stellt.

Was gibt es zu sehen und zu hören?

Die Musikauswahl ist hervorragend und man merkt, dass da jemand am Werk war, der Ahnung hat. Die Songs werden in die Handlung eingewoben und verstärken das Kinoerlebnis. Immer werden Szenen von Zuhörern reingeschnitten, die – natürlich in Sechzigerklamotten – gebannt vor den antiquierten Radiogeräten sitzen und jedes Wort der DJs und jede Note der Songs mitverfolgen. Wenn man diesen Bildern glauben darf, wurden die Piratensender von Leuten jeden Alters, Berufs, Geschlechts und sozialem Status gehört. Wo wir schon bei Mode sind, sollten darüber noch ein paar Worte verloren werden, denn hier wurde richtig tief in Großvaters Klamottenkiste gewühlt und ein farbenfrohes Ensemble übertrifft das andere.

Noch gar nicht erwähnt, wurde die Tatsache, dass wir es hier mit einer Komödie zu tun haben. Die Witze decken die gesamte Bandbreite ab von kindischen Kalauern über Running Gags bis hin zu schön durchdachten Momenten. Natürlich leidet der Film unter der Übersetzung und so manch fantastischer Witz wird zerstört. An einigen Stellen kann man das Original noch erahnen und dann darüber lachen, denn die deutsche Version ist alles andere als lustig. Sehr schwer tat man sich z.B. mit den Namen der dienstbeflissenen Assisten des Ministers, Twatt und Clitt.

Neben dem Humor leiden auch die Charaktere, denn die verschiedenen Akzente gehen verloren (amerikanisch, walisisch, irisch, neuseeländisch, nordenglisch, Londoner,…) und die Stimmen sind nicht immer gut ausgewählt. Die Synchronsprecher reichen von gewohnt gut (Bill Nighy, Emma Thompson) über meistens passend (Philip Seymour Hoffman, Kenneth Branagh) bis grenzwertig schlecht (Chris O’Dowd, Katherine Parkinson).

Fazit: ein Hit mit Schwächen

Der Film ist ein Muss für alle Musikliebhaber und die, die mit dem Namen John Peel etwas anfangen können. Wer die Möglichkeit hat, sollte die Gelegenheit nutzen und den Film in englisch sehen. Zur Not eben auf die DVD warten, denn das hat der Film wirklich verdient.

Bildquelle: offizielle Seite