moritz-print-mm76-09-hopo-rubrikstarter-quo-vadis-asta-katja-krohn-arik-platzekkNicht der Mai macht immer alles neu. Im Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA) Greifswald ist stets April der Monat, nach welchem vieles nicht mehr ist, wie es vorher war. Mit dem Ende ihrer Legislatur im vergangenen Jahr nahmen viele ehemalige AStA-Referenten ihren Hut und überließen das Herzstück der studentischen Selbstverwaltung einem ungewissen Schicksal. Das Studierenparlament reformierte die Struktur und dachte, damit sei es getan. Weit gefehlt, aber den Generationenwechsel konnten die neu gewählten Referenten bewältigen. Viele erwartete Probleme konnten gelöst werden, den unerwarteten Problemen traten die meisten AStA-Referenten mit großen Engagement entgegen. moritz kommentiert zwei Jahre AStA-Arbeit: Ein vergangenes und ein kommendes.

Stell dir vor, es sind AStA-Wahlen und keiner geht hin. Der AStA bleibt unbesetzt. Kein Platzmangel herrscht mehr an den Tischen des Studierendenparlamentes. Das StuPa hat in jeder Sitzung eine zusätzliche Stunde zur politischen Debatte. Entscheidungen werden gefällt, aber nicht weiter bearbeitet. Fragen werden gestellt, aber nicht beantwortet. Internationale Studierende bleiben ratlos, Prüfungsordnungen auch deutschen Studenten unverständlich. Studierende Eltern müssen glauben, was die Behörden sagen. Mittellose Studenten ebenso. Studenten stehen vor verschlossenen Türen. Fachschaften und Vereine bekommen kein Geld. Der Hochschulsport wird totgekürzt. Homosexuelle Studenten wieder gemobbt. Die Erstsemesterwoche fällt aus und Verwaltungsgebühren werden nach Gutdünken eingeführt. Mieten steigen unwidersprochen. Studiengänge verschwinden ohne jeglichen Protest.

Was hier als Schreckensszenario dargestellt wird, wurde 2008 noch nicht wahr. Wohl eher überraschend als erwartet, fand sich zu keinem Zeitpunkt eine große Zahl Bewerber für ein AStA-Referat. Wo der Uni-Laden über fünfzig Bewerbungen auf zwei Stellenausschreibungen zu bearbeiten hatte, wollten vor ein rund 12.000 Studenten vertretendes Studierendenparlament nur etwa halb soviele interessierte Studenten treten.

Der letzte Referent wurde erst im Januar, also zum Ende der Legislatur, gewählt und trotzdem sind bis heute viele AStA-Referate unbesetzt. Dass die eben gezeichnete Vision im durch den Abtritt zahlreicher erfahrener und geschätzter Referenten verursachten Umbruchjahr 2008 nicht wahr geworden ist, verhinderte vor allem die Einsatzbereitschaft der AStA-Mitglieder. Manch ein StuPist würde hier wohl gern argumentieren, dass nur seine kritische und sorgfältige Auswahl zu einem guten Ende eines schwierigen Jahres geführt hat. Tatsächlich war es aber wohl vielmehr Glück, denn selten konnte das fast nie vollbesetzte Gremium aus studentischen Parlamentariern wirklich wählen: Meistens entschied sich die Frage vor allem daran, ein Referat weiterhin unbesetzt zu lassen oder nach dem flüchtigen Eindruck der nur kurz währenden Vorstellungs- und Befragungsrunde dem angetretenen Bewerber eine Chance zu geben. Nur die wenigsten Mandatsträger verwendeten auf Überlegungen zur Referentenwahl mehr Zeit als zur Entscheidung über ihr Mittagsmenü. Warum auch nicht, bei so wenigen Alternativen? Dass die geringe Auswahl im eigenen Machtbereich steht, realisierte bis heute kaum jemand der zur Interessenvertretung Bestimmten. Zur StuPa-Sitzung am 14. April 2009 plant der AStA eine Selbstevaluation und wie schon im vergangenen Jahr widmet auch moritz dem AStA der vergangenen Wahlperiode einen ausführlichen Beitrag, der Rückblick und Vorausschau zugleich sein soll.

moritz-print-mm76-12-hopo-sebastian-nickel-marco-herzogkSebastian Nickel stellte sich Ende Juni 2008 zur Wahl des stellvertretenden AStA-Vorsitzenden. Der auf den ersten Eindruck als Gegenentwurf zum etwas biederer wirkenden vorherigen AStA-Vorsitzenden Thomas Schattschneider 23-jährige BA-Student der Geschichts- und Politikwissenschaft, scheute wie alle anderen davor zurück, ohne jegliche Erfahrung sofort den Vorsitz des AStA übernehmen zu wollen. Wohl wissend, dass die Aufgaben des AStA-Vorsitzes ohne den damals in Aussicht stehenden Vorsitzenden vom Stellvertreter ohnehin übernommen werden müssten, konnte er sich mit der überwältigenden Mehrheit von 21 Ja-Stimmen gegen die ebenso ohne Erfahrung angetretene Anne-Kathrin Mulsow und den ehemaligen webMoritz-Chefredakteur Uwe Roßner durchsetzen. In den folgenden Wochen erwartete ihn eine gewaltige Arbeitslast, die im Normalfall nur für Karrieristen und andere Arbeitstiere gemacht worden sein konnte. Verwaltungskostenbeitrag, AStA-Aufbau, Erstiwoche und die üblichen Formalia verlangten nicht 20, sondern 60 Wochenstunden von ihm ab. Nachdem er und das AStA-Team die Erstsemesterwoche, zumindestens äußerlich, mit Bravour gemeistert hatten, zog vermutlich irgendwann nach den Schweriner Demo-Tagen im Oktober seine Freundin die Stirn kraus. Und er entschied sich für sie und sein Bachelorstudium. Ein Verlust für den AStA, den viele sehr bedauert haben.

moritz-print-mm76-12-hopo-scarlett-faisst-christine-fratzkekSeine Nachfolge trat ab Anfang November die neugewählte AStA-Vorsitzende Scarlett Faisst an, welche bereits Mitte Mai mit der ersten Welle frischer Referenten im Referat für Soziales und Wohnen des neu strukturierten AStA angekommen war. Sie wurde aber erst zur Vorsitzenden gewählt, nach dem der bis dahin im stellvertretenden AStA-Vorsitz amtierende Sebastian Nickel erklärt hatte, sein Amt wegen zeitlicher Überforderung nicht weiter ausführen zu wollen. Vor allem drei Dinge hatten Sebastian Nickel aufgerieben: Zum einen stand er vor einem fast komplett unerfahrenen AStA, zum anderen bedeuteten die Pläne des Landes zur Einführung eines Verwaltungskostenbeitrages eine große Herausforderung. Letztlich war in der gleichen Zeit auch noch die Erstsemesterwoche des Wintersemesters zu bewältigen.

Wo Sebastian Nickel am Ende seiner Kräfte nicht zuletzt wegen des großen Selbstbewusstseins der damaligen Referentin für Soziales und Wohnen in bezug auf den damals immer noch offenen AStA-Vorsitz erschöpft aufgab, obwohl er bis dahin noch als heißester Kandidat für diesen Posten gehandelt wurde, steht der AStA mit Scarlett Faisst heute vergleichsweise gut da: Die unter dem Vorsitz von Nickel organisierte Demo vor dem Schweriner Landtag im Oktober 2008 trägt Früchte, denn der Bildungsausschuss rät von einer Einführung Verwaltungsgebühren durch das Land ab, wenn damit auch das Thema noch nicht vom Tisch ist. Und auch die fast völlige Neubesetzung des nächsten AStA ist für die nunmehr schon in der Gremienarbeit geübte Scarlett Faisst nicht zu erwarten, denn viele der zuletzt gewählten Referenten wollen weitermachen. Und die vor ihr liegende Erstsemesterwoche ist die des Sommersemesters, also kleiner.

Die Psychologiestudentin Faisst erklärte moritz auf Nachfrage, den AStA-Vorsitz auch im neuen Jahr weiterführen zu wollen. Die Antennen der AStA-Vorsitzenden für Probleme und Aufgaben sind sensibel und ihre Arbeitsweise war bisher professionell. Intern scheint ebenfalls mehr Ruhe in den AStA eingekehrt zu sein. Sogar wenn einige Projekte, wie die Werbung für die Gremienwahl, mit mehr Vorbereitung hätten wirkungsvoller ausfallen können, hofft man bei ihr nicht unberechtigt, dass sie mit Übung ihren Meister macht. Wenn sie weitermachen will, was zu erwarten ist, muss sie sich aber auch spätestens bis zur Wiederwahl Gedanken über ihre Nachfolge machen. Denn wie die Vergangenheit gezeigt hat, ist ihr Amt zu bedeutend, um es dem Zufall zu überlassen, dass sich für die Zeit nach ihr der Richtige findet.

moritz-print-mm76-12-hopo-fabian-freiberger-christine-fratzkek„Keine Angst, es gibt keine Demo“, erklärte der seit 8. Juli 2008 für den AStA arbeitende Referent für Hochschulpolitik, Fabian Freiberger, auf der Vollversammlung Mitte November 2008 zur Überraschung einiger, als er über den damaligen Stand zum Verwaltungskostenbeitrag informierte. Solche Sätze lassen Zweifel an der Leidenschaft des Referenten aufkommen, aber vielleicht sprach er auch nur im Sinne der Studenten, die wegen Reisekrankheit vor Busfahrten nach Schwerin scheuen. Der nun bei den Gremienwahlen 2009 in den erweiterten Kreis studentischer Senatoren eingezogene Geschichts- und Powi-Student (B.A.), wurde Anfang Juli 2008 in die studentische Selbstverwaltung gewählt. Und stand im vergangenen Jahr häufig im Zentrum der Aufmerksamkeit. Denn der Verwaltungskostenbeitrag, die Vollversammlung und die Gremienwahlen bleiben immer zentrale Inhalte seines Amtes. Das Arbeitsverhältnis zum AStA-Vorsitz ist bestens. Er selbst hatte sich vorgenommen, Studenten für Politik zu aktivieren. Sich selbst hat er sicherlich aktiviert, aber die Aktivierung anderer bereitete ihm auch Kopfzerbrechen. Seine vor den Gremienwahlen veranstaltete Podiumsdiskussion der Kandidaten, die der bisherige StuPa-Präsident Frederic Beeskow schon vor einem Jahr in einem Interview mit moritz angeregt hatte, war hier ein guter Ansatz, der zur Regel werden sollte. Auf fehlende Routine muss man es bei gutem Willen aber zurückführen, dass diese Veranstaltung wie auch die Vollversammlung und die Wahl selber zu wenig Wahrnehmung in der Öffentlichkeit fanden. Dem kommenden Bildungsstreik 2009 steht er wegen der Beteiligung linksextremer Gruppen skeptisch gegenüber und will deshalb eigene Veranstaltungen organisieren. Er besetzt eines der vom StuPa am genauesten beobachteten Referate, man sollte also gespannt bleiben.

moritz-print-mm76-12-hopo-alexander-harms-arik-platzekk„Haushalte prüfen, Haushalte prüfen und lass mich überlegen, Haushalte prüfen“, beschreibt Alexander Harms seine derzeitige Tätigkeit als Finanzreferent. Seit Januar ist er dabei und wurde vom kurzfristig eingesprungenen ehemaligen Finanzer Matthias Rebling eingearbeitet, der seit Tim Krätschmanns Ausscheiden die Referatsaufgaben vertretungsweise ausführte. Alexander bringt gute Voraussetzungen mit: Nach einer abgeschlossenen Ausbildung zum Bankkaufmann studiert er nun im zweiten Semester BWL. Er konnte sich schnell einarbeiten, auch die Zusammenarbeit mit dem Co-Referenten Paul Beresnatzki funktioniert anscheinend reibungslos.

„Ich sehe nicht ein, dass der AStA eure Bürostühle finanziert, wenn ihr noch etwas Geld auf dem Konto habt“, meinte der Referent zu moritz. Aber Alexander zeigt sich lernbereit. So machte er sich ein eigenes Bild von den maroden Stühlen in der moritz-Redaktion. Und stellte kopfschüttelnd fest: „Das ist ja kein Zustand, ich will mal sehen, was sich machen lässt.“ Ob er seine Arbeit gut macht? Kollegin Katja Krohn bestätigt mit einem Augenzwinkern: „Es haben sich schon einige Fachschaftsräte beschwert. Das heißt, dass der Finanzreferent gute Arbeit leistet.“ Hoffentlich sehen die FSRs das genauso, ansonsten steht moritz als Ansprechpartner bereit. Alexander Harms steht für eine weitere Legislatur zur Verfügung. Und kann dann zeigen, was er noch gelernt hat.

moritz-print-mm76-12-hopo-diana-berndt-christine-fratzkekDiana Berndt brachte gute Voraussetzungen für das Referat Kultur, Sport und Erstsemesterwoche mit, die sie im Mai bei ihrer StuPa-Wahl herausstellte: „Ich war Ersti und Tutorin, deswegen habe ich Erfahrungen in dem Bereich.“ In den ersten Wochen gründete sie die Ersti-AG und plante, wie es die Referatsbeschreibung verlangt, verschiedene kulturelle und sportliche Veranstaltungen und kümmerte sich um den Hochschulsport. Die Erstsemesterwoche im Wintersemester 2008/2009 verlangte der meist überaus wohlgemuten Lehramtsstudentin einiges ab. Denn ihre Erwartungen zur Unterstützung des gesamten AStAs bei der Erstiwoche wurden nicht erfüllt. „Einige haben mich gut unterstützt, andere kaum“, stellte sie am Ende nüchtern fest. Trotz dessen und dass die 24-Jährige nebenbei noch ein Praktikum zu absolvieren hatte, lief die Ersti-Woche aber erstaunlich gut.

Im Wintersemester organisierte sie unter anderem eine Karaoke-Party in der Kiste, ein Volleyball- und ein Fußballturnier, deren Organisation nicht ganz reibungslos verliefen. Fußballklau und ein wirtschaftliches Würstchendefizit wurden bemängelt.

moritz-print-mm76-12-hopo-solveijg-jenssen-marco-herzogkDie Aufgaben für Solvejg Jenssen, Referentin für Studium und Lehre, sind umfassend: Sie ist unter anderem Anlaufstelle für Studienplanung, Prüfungsfragen, Hochschulwechsel, Evaluationsangelegenheiten. Dabei geht es um die Sicherung und Verbesserung der Lehre. Hier kennt sich die Jurastudentin schon aus, sie selbst hatte einen Hochschulwechsel hinter sich. Seit Mai berät sie, organisierte die 24-Stunden-Vorlesung und hinterfragt skeptisch. Derzeit begleitet sie die Probleme an der deutschen Philologie und würde, „falls nötig, auch eingreifen.“ Auch dem moritz hilft sie als erste Anlaufstelle. Mit ihrem Pensum ist die 21-Jährige gut ausgelastet, für die Evaluation bleibt leider zu wenig Zeit.

Jörn Sander tanzt auf vielen Hochzeiten. Neben seinem Referat für Fachschaften und Gremien ist er Vorsitzender des Studententheaters, war AStA-Kassenwart, unterstützte den Gremienwahlleiter, animierte die demonstrierenden Studenten vergangenen Oktober in Schwerin und bietet bei vielen Gelegenheiten sein schauspielerisches Unterhaltungstalent an. Ein gutes Beispiel: Das Wahlwerbevideo zu den Gremienwahlen, das Jörn mit vielen fiktiven Figuren darstellerisch auflockerte. Aber er ist auch in seinem Referat bemüht, er steht in Kontakt mit den Fachschaftsräten und hat noch vor, eine AG Projektwoche zu gründen.

moritz-print-mm76-12-joern-sander-marco-herzogkOft fragt er sich selbst, laut anderer AStA-Referenten, ob er genug in seinem Referat macht und was er noch verbessern könne. Bei den anderen Referenten ist der Lehramtsstudent auf Grund seiner sympathischen und engagierten Art beliebt. „Ich finde die Kollegialität unter uns Referenten bemerkenswert“, stellt Jörn fest. Doch der 26-Jährige wird keine weitere Legislatur ranhängen. „Ich will in Zukunft kürzer treten und mich mehr meinem Studium widmen.“

Jens Pickenhan, Co-Referent für politische Bildung, fiel in den Gremienwahlen eher durch seine eigene offensive Wahlwerbung auf, als durch seine Referatstätigkeiten. Mit Bonbons und einer umfassenden Flyeraktion, auf dem er das Schild der Philosophischen Fakultät putzte, warb er für sich.

Ziel des Co-Referats ist unter anderem, Nachwuchs für die Universitätsgremien und die Steigerung des hochschulpolitischen Verständnisses zu gewinnen. Nachwuchs konnte er gewinnen, denn Jens ist nun selbst Mitglied im Philosophischen Fakultätsrat. Bei seiner Bewerbung im November betonte er, dass man auf die Wichtigkeit der Hochschulpolitik aufmerksam machen müsse.

moritz-print-mm76-12-hopo-jens-pickenhahn-christine-fratzkekDer 22-jährige Lehramtsstudent hält sich bei AStA- und StuPa-Sitzungen eher bedeckt, ist aber nicht untätig. Zwischendurch vertrat er beispielsweise das Referat für Internet und Technik. Für die Zukunft plant er einen Infoabend zu den Kommunalwahlen. Mal sehen, ob er auch ohne Bonbons und Nutellastullen genügend Interessenten findet, die dieser Veranstaltung beiwohnen werden.

Medizinstudent Hussien Al-Haushaby ist seit Ende Mai Co-Referent für Ausländerfragen, nachdem er sich gegen Korbinian Geiger durchsetzen konnte. Die Stellenbeschreibung erklärt, „der Co-Referent für Ausländerfragen leistet Hilfestellung bei der Integration ausländischer Studierender. So ist er Ansprechpartner bei allen Problemen mit Behörden oder beim Studium. Er organisiert Veranstaltungen, bei denen die Studierenden Einblick in die Kulturen der ausländischen Kommilitoninnen erhalten können und setzt sich für eine ausländerfreundlichere Politik ein. Ein besonderer Arbeitsschwerpunkt ist das Studienkolleg.“

moritz-print-mm76-18-hussien-al-haushaby-marco-herzogkDas Studienkolleg war sein Arbeitsschwerpunkt. Sein Problem ist die Sprache. Der arabischstämmige Student legte den Schwerpunkt nach Ansicht vieler aber auch zu sehr auf den arabischstämmigen Teil der internationalen Studenten. Andererseits bestehen auch dort die größten Integrationsprobleme, denn Klagen von osteuropäischen Studenten hört man vergleichsweise selten. AStA-intern glänzte er nicht selten durch Abwesenheit. Der Schwierigkeiten zum Trotz kann man nicht bestreiten, dass er sich engagiert hat. moritz 68 schrieb zu seiner Vorgängerin, Sabryna Junker, dass „die Integrationsproblematik im Ostseeviertel und Wohnraumverteilung noch Entfaltungsmöglichkeiten für Nachfolger“ bieten. Große politische Herausforderungen für einen Referenten, der keine ausführliche Vita im europäischen Raum nachweisen kann. Die Hürden für eine eindrucksvolle Arbeitsleistung des Nachfolgers im AStA der Uni Greifswald sind daher hoch und Kritiker müssen sich fragen, ob sie in seiner Situation mehr hätten vollbringen können. Wenn Hussien Al-Haushaby noch einmal für das Referat kandidieren sollte, wäre er für das StuPa nicht die beste aber auch nicht die schlechteste Wahl. Apropos, Sprache und Rechtschreibung: Vielleicht korrigierte man in der nächsten Legislatur wenigstens seinen Namen auf der AStA-Homepage.

moritz-print-mm76-12-hopo-korbinian-geiger-christine-fratzkekEin Jura-Student aus dem Allgäu, der regelmäßig die FAZ liest und Mitglied der CDU und des RCDS ist, der das Co-Referat „Queer und Gleichstellung“ erfolgreich ausführt. Ein Widerspruch? Korbinian Geiger bewies eindrucksvoll das Gegenteil. Ursprünglich bewarb sich der 26-Jährige für das Referat für Ausländerfragen, bekanntlich nicht sonderlich erfolgreich. Zwei Wochen später trat er noch einmal vor das Studierendenparlament und bewarb sich für das AStA-Referat Queer und Gleichstellung. Dort musste er sich skeptischen Fragen stellen: Ob er es als Problem sehe, dass er nicht der „Szene“ angehöre. Korbinian verneinte. Warum er denn finde, dass das Studium eine geeignete Zeit für das Kinderkriegen sei. Korbinian erklärte. Und konnte sich trotz leicht professoralen Auftretens mit überzeugenden Argumenten gegen seine zwei Mitbewerberinnen durchsetzen.

Seitdem überzeugt er durch viel Engagement: Er organisierte Eltern-Kind-Cafés, Queer-Stammtische, Veranstaltungen, gab in seinen Sprechstunden sogar Beziehungstipps, stößt Diskussionen an. Die kritischen Stimmen verstummten allmählich. Viel mehr, denn bei homosexuellen Kommilitonen ist der angehende Jurist anerkannt und wird gelobt. Nebenbei engagiert er sich bei LEI, übernahm sogar vertretungsweise das Referat „Soziales und Wohnen“ und reichte alleine im Januar drei Anträge ins Studierendenparlament. Dass er bei der Gremienwahl so gut abschnitt, er zog ins StuPa und in den Senat, lässt sich auf seine gute Arbeit zurückführen. Ein Wermutstropfen bleibt, denn Korbinian wird seine Arbeit als AStA-Referent nicht weiterführen. Bleibt zu hoffen, dass sein Engagement im StuPa und Senat nicht abreißt.

moritz-print-mm76-12-hopo-katja-krohn-christine-fratzkekKatja Krohn gehört mit zu den „alten Damen“, was ihre AStA-Zugehörigkeit betrifft. Wie Scarlett Faisst, Solveig Jenssen und Diana Berndt wurde die 24jährige und stets gutgelaunte Oranienburgerin im AStA Greifswald „frühzeitig“, also am 13. Mai 2008 Mai, gewählt. Die Co-Referentin für Studierendenaustausch und Internationalisierung ist bei LEI dabei und war somit nicht gänzlich unerfahren mit dem Inhalt ihres Referates. Trotzdem war sie eine „AStA-Ersti“, und auch eine verlässliche – wie alle der an ihrem Wahltag in den AStA gelangten Referentinnen. Katja Krohn, die nebenbei bei Subways arbeiten muss, setzte mindestens eine eigene Veranstaltung um, nahm an anderen regelmäßig teil und übernahm auch stets referatsfremde Aufgaben, um sich mit unvertrauten Themen zu beschäftigen, wenn es nötig wurde. Dank ihr erhielt moritz nach Sebastian Nickels Ausscheiden wieder Pressemitteilungen des AStA, denn seit seinem Ausscheiden vertrat sie auch die Öffentlichkeitsarbeit, eigentliche Aufgabe des stellvertretenden Vorsitzes. Was sie bisher noch nicht geschafft hat: Den Bologna-Prozess mit eigenen Beiträgen zu begleiten und zur weiteren Internationalisierung der Lehre und zu Lehrkooperationen beizutragen. Eigene Ideen umzusetzen, wie beispielsweise kostenlosen Eintritt für internationale Studierende in Greifswalder Clubs und bei anderen Veranstaltungen, bleibt ein Ziel für die hoffentlich nicht allzu ferne Zukunft. Hoffentlich nicht das einzige, denn auch abseits der Partyszene fehlen ihrem Referat universitätsweit bekannte Veranstaltungen. Ihr Studium endet allerdings im März 2010 und nur wenn sich niemand an ihre Nachfolge traut, würde sie bis dahin einspringen. Es ist zweifelhaft, ob ihr(e) NachfolgerIn diese Ziele ad hoc erreichen kann. Mit Katja Krohn konnte man darauf hoffen.

moritz-print-mm76-12-hopo-angelika-meisner-christine-fratzkekAuch Angelika Meißner, die BAföG-Referentin mit den Halstüchern als Markenzeichen, strebt auf ein Ende ihrer Abschlussarbeit zu und wird den AStA im kommenden Jahr nur noch solange begleiten, wie sie es mit ihrem Lehramtsstudium vereinbaren kann und kein anderer Referent gewählt ist. Bedauerlicherweise, füllte sie dieses auftragsmäßig doch klar abgegrenzte und inhaltlich fundierte Referat bisher gut aus und unterstütze den AStA mit guter Arbeit. Ihre Erfahrungen und ihr Detailwissen wird sie nun mit in das Berufsleben nehmen, während sich vermutlich ein unerfahrener Bachelorstudent in die Vielfältigkeit der Anforderungen ihres Referates einarbeiten werden muss.

„Paul hat nichts zu berichten.“ Diesen Satz findet man auf fast jedem AStA-Protokoll, seit Paul Beresnatzki im November zum Co-Referenten für Finanzen und Nachhaltigkeit gewählt wurde. seine Aufgabe ist, den Finanzreferenten bei der Abrechnung von Veranstaltungen zu unterstützen. Weiterhin ist der Referent für die Beschaffung und den Verkauf von Büromaterialien verantwortlich. Klingt nach einem eher trockenen Verwaltungsreferat, das sich so auch in den Rechenschaftsberichten Pauls wieder findet.

moritz-print-mm76-12-hopo-paul-beresnatzki-christine-fratzkekDer 22 Jahre alte Jura-Student war einige Wochen mit der Beschaffung eines Druckers beschäftigt, was ein wenig Unmut bei anderen Referenten hervorrief. AStA-Vorsitzende Scarlett Faisst räumte aber ein, dass der Drucker schwer zu bekommen sei. Generell ist sie mit der Arbeit Pauls zufrieden. Auch wenn seine Rechenschaftsberichte fast immer die gleichen Inhalte vorweisen: Sprechstunden, Kassenwartstätigkeiten, Wartung und Bestellung vom Drucker und Kopierer.

Ein Highlight im Bericht ist da das Aufräumen der Teeküche. Diskussionen um die Notwendigkeit und Gestaltung des Referats gab es bereits im vergangenen Jahr und sie werden wieder geführt werden. Vielleicht wird die Grüne Hochschulgruppe helfen können, dieses Referat nachhaltig mit neuen Ideen zu versorgen.

moritz-print-mm76-12-hopo-daniel-teuteberger-christine-fratzkekVon Daniel Teuteberger, jüngst gewähltem IT-Profi des AStA, kann man sich nur ein Update der AStA-Homepage wünschen. War sie ursprünglich ein Sprung nach vorn, rutschte sie mangels fehlender Referatsbesetzung langsam in die Lächerlichkeit ab. Während die Seite des Studierendenparlamentes an Aktualität und Inhalten unter dem Vorsitz von Frederic Beeskow, Paul Dederer und Jaana Rohde gewonnen hat, erfuhr die AStA-Seite die umgekehrte Entwicklung. Das Layout war zeitweise unlesbar deformiert und kein einziges AStA-Protokoll findet man online. Die AStA-Rechner laufen, Voraussetzung für seine Wiederwahl muss also ein baldiges gestalterisches und inhaltliches Update des Internetauftrittes des AStA Greifswald sein.

Autoren
Arik Platzek, Christine Fratzke