Seit April ist Paul Dederer stellvertretender Präsident des Studierendenparlaments (StuPa) – dem höchsten beschlussfassenden Organ der Studierendenschaft. Der 24-jährige Student der Politikwissenschaft und Geschichte ist aber kein gewähltes StuPa-Mitglied, sondern wurde auf den Vorschlag des Präsidenten Frederic Beeskow gewählt. Nun unterstützt Paul ihn, gemeinsam mit der stellvertretenden Präsidentin Jaana-Leena Rode. Mit uns sprach der Schleswig-Holsteiner über die Attraktivität eines solchen Amts, die Arbeit des Studierendenparlaments und das hochschulpolitische Interesse der Greifswalder Studenten.
moritz Hat sich die Tatsache, dass du stellvertretender Präsident bist, positiv auf dein Liebesleben ausgewirkt? Macht Macht sexy?
Paul Dederer Nicht wesentlich, aber meine Freundin findet das anscheinend sexy.
moritz Was war dein erster Einstieg in die Hochschulpolitik?
Paul Mein erster Einstieg in die Hochschulpolitik war ein Praktikum beim Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA). Seither ist mein Interesse geweckt und ich wollte bei einem der beiden Gremien, AStA oder StuPa, mitwirken.
moritz Und warum hast du dich dann für das StuPa und nicht den AStA entschieden?
Paul Das hat letztendlich mit der Struktur des Ausschusses zu tun. Den zeitlichen Aufwand, den man als Referent hat, konnte ich nicht mit meinem Bachelorstudium vereinbaren.
moritz Was hat dich veranlasst, dich für das Amt des stellvertretenden Präsidenten zu bewerben?
Paul Ich habe gehört, dass der stellvertretende Präsident kein Mitglied des Studierendenparlaments sein muss. Also habe ich mit Frederic, dem Präsidenten, ein Gespräch über das Präsidium geführt. Ich wollte in der Hochschulpolitik mitwirken, sie mitgestalten und Verantwortung übernehmen. Das Studierendenparlament war ja bis dahin eine relativ unbekannte Instanz für mich.
moritz Was sind die Aufgaben des Präsidiums?
Paul Das Präsidium hat grundsätzlich drei Hauptaufgaben: Die StuPa-Sitzungen vor- und nachzuarbeiten und durchzuführen. Mit Jaana wechsele ich mich mit dem Protokollschreiben und der Zuständigkeit für die Abstimmungsliste ab.
moritz Wie viel Zeitaufwand ist mit dem Präsidium verbunden?
Paul Der Aufwand ist höher, als ich erwartet habe. 20 Stunden pro Woche sind es auf jeden Fall. Dann hätte ich mich auch um ein Co-Referat bewerben können.
moritz Was hast du, seit du stellvertretender Präsident bist, gelernt?
Paul Ich habe die Erfahrung gemacht, wie demokratische Entscheidungsprozesse in der Praxis ablaufen. Außerdem habe ich gelernt, besser unter zeitlichem Druck zu arbeiten.
moritz Möchtest du dich dann im April erneut für das Präsidium bewerben?
Paul Ich möchte mich gerne in der Hochschulpolitik weiterhin engagieren. Aber nicht noch einmal für das Präsidium.
moritz Wie groß sind die Gestaltungsmöglichkeiten des StuPas innerhalb der Studierendenschaft?
Paul Jeder Studierende hat die Möglichkeit, einen Antrag an das StuPa zu stellen, wenn die Richtlinien eingehalten werden. Leider trauen sich das nur wenige. Viele glauben, dass sie keine Hilfe bekommen. Ich denke hingegen, dass ein vom Parlament gefasster Beschluss viel bewirken kann.
moritz Wo sind die Grenzen?
Paul Es gibt einen bestimmten Spielraum, der im Landeshochschulgesetz (LHG) festgelegt ist, was zum Beispiel die AStA-Struktur betrifft. Allerdings ist es schwer, Dinge zu verändern. Wir brauchen Mehrheiten.
moritz Wie bewertest du die Arbeit des StuPas?
Paul Die Anträge der Studierenden, die sich hauptsächlich mit finanziellen Angelegenheiten beschäftigen, werden schnell zum Beschluss gefasst. Anträge mit inhaltlichen Schwerpunkten ziehen oft eine lange Diskussion mit sich.
moritz Die Studenten der Universität Greifswald sind hochschulpolitisch kaum interessiert. Liegt das mangelnde Interesse der Studierenden daran, dass sich das StuPa viel mit sich selbst beschäftigt?
Paul Die geringe Wahlbeteiligung hat wahrscheinlich viele Ursachen, ich kann allerdings hier auch nur vermuten. Viele Studenten konnten wir vor der Wahl nicht erreichen. Vor allem diejenigen, die sich hauptsächlich am Campus Beitz-Platz aufhalten.
moritz Warum sollten sich mehr Studenten für Hochschulpolitik interessieren?
Paul Ich bin mir sicher, dass, wenn Studierende ihre Probleme deutlich machen, auf die Universitätsleitung ein gewisser Druck aufgebaut wird.
moritz Sitzen immer die Fähigsten in den Gremien?
Paul Es gibt wenige Leute, die viel bewegen können. Die bereiten sich gut vor, kennen sich mit den Satzungen aus und sind während der Sitzungen aktiv. Ich bin überzeugt, dass man den Mund aufmachen sollte, denn StuPisten haben auch eine Pflicht gegenüber ihren Wählern.
moritz Warum ist die Erhöhung der Wahlbeteiligung sinnvoll?
Paul Die Beschlüsse aus dem StuPa werden dann repräsentativer. Ich bin mir sicher, dass das Parlament etwas bewegen kann. Deshalb habe ich auch eine Gruppe gegründet, die sich mit dem hochschulpolitischen Interesse aktiv beschäftigt.
moritz Was sind eure Ziele?
Paul Wir wollen die Wichtigkeit der Hochschulpolitik unterstreichen, Interesse wecken und dass die Studenten wählen gehen. Insgesamt wollen wir auch auf die guten Leistungen des StuPas und AStAs aufmerksam machen.
moritz Vielen Dank für das Gespräch.
Das Interview führten Christine Fratzke und Björn Buß.