Flashmobs und spontaner Spaß

Blauer Himmel. Sonnenschein. 25 Grad.
Groß und Klein genießen auf dem Greifswalder Fischmarkt einen der letzten Sommertage. Kinder laufen herum. Ein Pärchen schlendert Hand in Hand über den Platz. Die Cafés sind gut gefüllt. Ein normaler Tag wie jeder andere. Doch der Schein trügt. Plötzlich erklingt laute Musik. Rund 20 Menschen springen in den Fischbrunnen. Sie tanzen, bespritzen sich mit Wasser, schreien und lachen. Nur ein paar Minuten dauert dieses Spektakel. Die Musik endet und die feiernde Gruppe löst sich wieder auf. Überrascht schauen die Passanten auf das bunte Treiben. „Was war das denn”, fragt sich wohl so mancher. Antwort: ein Flashmob.

Flashmobs sind kurze Aktionen im öffentlichen Raum, zu denen sich Menschen vorher verabreden. Sie kommen zusammen, tun etwas Ungewöhnliches und verschwinden wenige Augenblicke später wieder im Nichts. Einer der ersten Flashmobs fand im Sommer 2003 statt. Mit Hilfe des Internets initiierte der Journalist Bill Wasik einen Flashmob in New York. Mehr als hundert Teilnehmer versammelten sich in einem Kaufhaus um einen Teppich. Kaufhaus-Mitarbeitern sagten sie, dass sie einen „Liebesteppich” suchen und Kaufentscheidungen grundsätzlich gemeinsam treffen würden. Danach versammelte sich eine noch größere Gruppe in einer Hotel-Lobby und applaudierte exakt 15 Sekunden. Die Freude an der öffentlichen Aufmerksamkeit führte seitdem auf der ganzen Welt zu zahlreichen Flashmobs, denen es an Kreativität nicht mangelt. Das Repertoire reicht von Kissenschlachten bis hin zu lauten Simultan-Handygesprächen.

Auch in Greifswald hat das Phänomen der Flashmobs viele Anhänger gefunden. Marcus Leip, Gründer der StudiVZ-Gruppe „Flashmob Greifswald”, erinnert sich gern an die erste Spontan-Aktion in der Hansestadt zurück. „Vor einem Jahr haben wir uns auf dem Markt getroffen, um dort für ein paar Minuten mitten in der Bewegung still zu stehen.” Der Philosophiestudent gab mit der Trillerpfeife das Startsignal und alle Flashmobber verharrten minutenlang in einer Position. „Die Leute um uns herum waren sehr erstaunt, ein paar haben sogar geklatscht”, erzählt Leip. Etwa 30 Studenten haben damals teilgenommen. Verabredet hatten sie sich über das Internet. Auch der bisher letzte Flashmob auf dem Fischmarkt wurde so organisiert. „Ich dachte einfach, dass es mal wieder Zeit für eine Aktion wäre”, erklärt Felix Göllner. Gesagt, getan. Der 25-Jährige informierte Freunde, Bekannte und die Mitglieder der StudiVZ-Gruppe. Ein paar Tage später fand die Aktion statt. „Wichtig ist für mich, dass das Ganze spontan wirkt, Musik dabei ist und alle Spaß daran haben”, sagt Göllner. Eine politische Motivation steckt nicht dahinter. „Ziel war es die Menschen zu irritieren und aus dem Alltagstrott herauszuholen.” Auch der Flashmobber Jens Kleeberg sieht den Zweck der spontanen Spaßaktionen vor allem darin Leute zu überraschen. „Wenn man mit einem Flashmob im Bewusstsein der Zuschauer Fragezeichen hinterlässt, dann ist das heutzutage schon viel.”

Autor: Grit Preibisch