Patrick Leithold entwickelt sich langsam zum Dauerbrenner, wenn das Studentenparlament (StuPa) zur Wahl aufruft. Im letzten Jahr versuchte er zweimal erfolglos, Finanzreferent des Allgemeinen Studentenausschusses (AStA) zu werden. Damals sah er persönliche Probleme mit alten AStA-Mitgliedern als Grund für seine Niederlage. Zuvor war der Theologiestudent nämlich als Queer-Referent für die Studenten unterwegs. Am 13. Mai stellte er sich dann für den Posten des AStA-Vorsitzenden auf. Trotz langer, intensiver Debatte: Leithold schaffte es wieder nicht. Nur zaghaft wagten sich indes auch Neulinge in das hochschulpolitische Terrain.

Lediglich neun der 15 Referate sind nach der Ausschreibung inzwischen wieder besetzt. Wie erwartet trat beinahe keiner der vorigen Amtsinhaber für ein weiteres Jahr an. Mit drei Ausnahmen. Alexander Köcher wurde nach einem zweiten Wahlgang wieder zum Co-Referenten für politische Bildung gewählt und damit für seine letzte Amtszeit bestätigt. Gegenbewerber Mario Wenzel hatte es schwer und beförderte sich spätestens mit seiner Stellungnahme zu Studiengebühren ins Abseits. Diese werden in der Studentenschaft nicht mehr diskutiert, sondern rundherum abgelehnt. Dabei schienen einige der Parlamentarier den Politikwissenschaftsstudenten Köcher lieber um einige Etagen höher zu sehen, so in etwa auf der Ebene des stellvertretenden
AStA-Vorsitzenden. „Politische Bildung ist genau mein Ding“, wich dieser direkten Fragen aus. Den Vorsitz schließt er kategorisch aus. Lieber wolle er ein kleines Referat, welches Spaß macht, als ein großes, welches hohen und langweiligen organisatorischen Aufwand erfordere sowie viel Verantwortung mit sich bringe. Bis zur Wahl eines Stellvertreters wird Köcher diesen Posten aber vertreten.

Mehrfachnennung

Weniger erfolgreich verlief die Wahl für Christian Müller und Lisa Steckel. Der ehemalige Referent für Evaluierung und Hochschulentwicklung Müller wollte sich um Studium und Lehre kümmern. Dies wird nun Solvejg Jenssen übernehmen. Diese studiert seit kurzem an der Greifswalder Uni Rechtswissenschaften, war davor auch mal Mitglied der LHG gewesen. Das verbuchte die Hochschulgruppe auf ihrer Internetseite als Sieg für sich, ebenso die Wahl des neuen Finanzreferenten, Tim Krätschmann. Lisa Steckel, die sich im letzten Jahr um die Öffentlichkeitsarbeit des AStA bemühte, trat gegen zwei Mitbewerber an, um das Amt der Queer-Referentin zu ergattern. Weder auf der ersten Sitzung, noch auf der zweiten Sitzung nach jeweils mehreren Wahlgängen, entschied sich das StuPa für einen Kandidaten. Die Situation glich ein wenig der letzten Legislatur als sich drei Studenten, teilweise mehrfach, um den
Posten des Finanzreferenten bewarben. Erst der vierte Kandidat wurde damals angenommen. So auch hier. Korbinian Geiger, Mitglied der CDU, will künftig vor allem der Gleichstellung mehr Aufmerksamkeit
widmen.

Studenten ohne Vertretung

Nun gibt es im AStA, bis auf eine Ausnahme, endlich einen grundlegenden Wechsel. Die Posten des sozialen Bereichs sind inzwischen fast vollständig besetzt, auffällig häufig mit Studentinnen. Bisher
reiht sich in den Reigen der Referenten außerdem kein einziger Bachelorstudent. Im letzten Jahr waren von dieser Spezies insgesamt drei Vertreter Teil des Teams. Offen sind dagegen noch immer einige
der wichtigsten Posten, wie der des Vorsitzenden und seines Stellvertreters sowie des hochschulpolitischen Referenten. Als Stellvertreter bewirbt sich gegenwärtig der ehemalige webmoritz-Chefredakteur Uwe Roßner. Dennoch erfordern gerade die ernsthaften und oft als langweilig empfundenen Aufgabenbereiche mehr als eine Person. Momentan brodelt es wieder in der Gesetzesküche. Bis Herbst will das Bildungsministerium einen Gesetzesentwurf für das neue Landeshochschulgesetz (LHG) vorlegen. Richtet sich das nach dem bisherigen Diskussionspapier, verlieren Studenten und der Rektor gewinnt an Macht. Über kurz oder lang setzen sich Universität und
Land auch wieder zur Ausarbeitung einer neuen Zielvereinbarung zusammen. Letztere brachte vor zwei Jahren beinahe eine Schließung aller Lehramtsstudiengänge mit sich. Hier muss eine zukünftige Führungsspitze des AStA Stellung einnehmen. Schlimmstenfalls kann die Nichtbesetzung dieser wichtigen Ämter eine Handlungsunfähigkeit der Studentenvertretung nach sich ziehen.Geschrieben von Maria Trixa, Björn Buss