„Zen in der Kunst des kampflosen Kampfes“ von Meister Takuan

Ein Schwertkämpfer im Kampf. Im Zustand höchster Geistesgegenwart verweilt sein Geist an keinem Ort, wird durch keinen Gedanken abgelenkt, von nichts festgehalten. Auf diese Weise ist sein Geist überall gleichzeitig und er kann im Hier und Jetzt des Kampfes unmittelbar (re)agieren. In „Fudochishinmyoroku – Die Geheimnisvolle Aufzeichnung von der bewegungslosen Weisheit“ unterweist der Zen-Meister Takuan Soho den Schwertmeister Yagyu Munenori in der Schulung des Geistes, die auch zur Erreichung dieser Geistesgegenwart führt.

Takuan Soho (1573-1645) lebte im feudalen Japan. Dort war er Berater und Lehrmeister von Shogun und Kaiser, berühmten Samurai, aber auch einfachen Bürgern. Neben dem Zen brachte es Takuan Soho in vielen weiteren Künsten, wie etwa der Malerei, der Kaligrafie oder der Dichtung zur wahren Meisterschaft. Drei seiner schriftlichen Werke, die zu Klassikern der Zen Literatur gehören, sind in „Zen in der Kunst des kampflosen Kampfes“ (O. W. Barth) erstmals vollständig in deutscher Sprache erschienen. Außer dem bereits erwähnten „Fudochishinmyoroku“ sind dies „Reiroshu – Der klare Juwelenlaut“, in dem sich Takuan Soho allgemein mit der Natur des Menschen und dem Sein der Dinge auseinandersetzt, und „Taiaki – Analen des Schwertes Taia“, das sich mit der Suche nach sich selbst und dem, mit dem Finden verbundenen, Zustand der Unabhängigkeit und Freiheit befasst.
Auch heute sind diese Texte noch aktuell und laden zum Reflektieren ein. Die bildhafte Sprache und die verwendeten Gleichnisse machen das Lesen zum zeitlosen Genuss.

Wie leicht gelingt es Takuan Soho, die auch heute bestehende Beschränktheit des Menschen darzustellen: Alles was er dazu benötigt, sind ein Baum und ein Berg. Der Baum steht vor dem Berg und verdeckt ihn. Der Betrachter sieht nur den Baum, nicht aber den viel größeren Berg, den der Baum eigentlich nicht verdecken kann. Es kommt somit nur auf den Standpunkt des Betrachters an. Ein Buch, welches sich zu lesen lohnt.

Geschrieben von Maximillian Fleischmann