Die Studentenparlamente, -räte und Vertretungen in Deutschland sind ein buntes Gemisch. Viel stärker als in landes- oder gar bundesweiten Wahlen können an der Universität Personen die Politik prägen. Parteizugehörigkeit gerät da, vielleicht auch zurecht, manchmal zur Nebensache. Im neuen Greifswalder StuPa, das sich Mitte April erstmals trifft, stellen die Parteilosen mit 43 Prozent der Sitze die stärkste Kraft.
In der Lokalpolitik sind derzeit grüne Themen auf dem Vormarsch. Man erinnere sich nur an die Demonstrationen und die Volksinitiative (mittlerweile nötige Unterschriftenzahl erreicht) gegen das geplante Kohlekraftwerk in Lubmin. Im Wahlkampf zum Oberbürgermeister Greifswalds gibt es Bewerber jeglicher „Färbung“ und natürlich mit Ulrich Rose auch einen grünen Kandidaten.
Und wie sieht es in der Hochschulpolitik aus? Von 27 Mitgliedern des StuPa ist lediglich einer der grünen Hochschulgruppe zuzurechnen (GHG) – Alexander Schulz-Klingauf. Mit 152 Stimmen erreichte er den 5. Platz. Dem Wahlmoritz konnte man u.a. seine Forderung nach einem stärkeren Umweltbewusstsein an der Uni entnehmen.
Wagen wir den Vergleich! Man suche ein Bundesland ohne (landes-) parlamentarische Vertretung der Grünen, eine
Universitätsstadt und ein StuPa. Man findet: Potsdam! In Brandenburg scheiterten die Grünen bei der Landtagswahl 2004 mit 3,6 Prozent ebenfalls an der 5%-Hürde. Im StuPa Potsdam (KLICK) sind die Grünen (Grün-Alternative-Liste) mit 7 Sitzen stärkste Kraft!
Zusätzlich gibt es noch eine zweite grüne Hochschulgruppe – die Grün-Überparteiliche Liste (GÜL). Sie holte nochmals 2 Sitze bei der letzen Wahl. Insgesamt kommt man auf ein Ergebnis von 9 von 27 Sitzen. Das sind beachtliche 33 Prozent. In Greifswald stellt der Abgeordnete Schulz-Klingauf mit 4 Prozent eine Minderheit dar.
Woran liegt das schlechte Abschneiden der Grünen im Greifswalder StuPa?
Zuallererst einmal daran, dass nur ein Kandidat sich explizit zur GHG bekannte. Die Grünen haben in einem Studierendenparlament aufgrund ihrer Wählerschichten mehr Potential – grüne Politik findet bei Studenten überdurchschnittlich hohe Zustimmung. Es gibt also für die nächsten Wahlen noch sehr viel Luft nach oben. Eine nicht-repräsentative Umfrage im Uniforum lässt dies erahnen (KLICK).
Die mangelnde Kandidaten-Vielfalt bei der GHG konnten vor allem die anderen Hochschulgruppen für sich nutzen. Möglich ist auch, dass sich noch der ein oder andere „Freie“ im Laufe der Legislatur einer der politischen Hochschulgruppen anschließt – vielleicht ja auch der GHG.
Artikel von Enrico Howe.
Ich wollte nur mal anmerken, dass ich es ein unding finde, dass sich die hochschulgruppen überhaupt einbringen dürfen. Ich denke, man sollte im StuPa für sich und seinen studiengang stehen, aber nicht für eine Parteimeinung – aber das ist natürlich der deutlich leichtere Weg. Mich persönlich stört es, dass die Junge Union einen Einfluss auf unsere Hochschulpolitik hat, mal abgesehen davon finde ich dass es in punkto Chancengleichheit auch unfair den parteilosen gegenüber ist, dass bestimmte Kandidaten von ihren Gruppen so unterstützt werden und sich also aufwendigere Wahlkampagnen etc. leisten können. Ein gutes StuPa wär ein stupa ohne Parteienzugehörigkeit. Ob die grünen also dabei sind oder nicht, ist also meiner Meinung nach echt das kleinste Problem.
Ach ja und hier die Parteienvielfalt bei der Oberbürgermeisterwahl anzuführen, ist ja wohl ein schlechter Scherz. Also ich habe alle zwanzig CDU Plakate vielleicht mal eins von den Linken gesehen. Soviel zum Thema Vielfalt.
lieber 5 rcds-ler als auch nur einen vom braunen nhb. in einer gegend in der die braunen ratten wieder ans tageslicht drängen, siehe einzelne beiträge hier (rugia, markamonnia, kiste, toilettenhäuschen an der mensa), ist gegen ein parteipolitisches bekenntnis nichts einzuwenden, ja sogar willkommen. ein klassiker, aber vielleicht sind die linken cdu-ler, linker als die rechten jusos? letzlich werden sie an ihrer arbeit gemessen und bei der nächsten wahl…..
Erstmal danke fürs Feedback.
@ Lene: Hochschulpolitische Gruppen haben häufig keinen direkten Bezug zu einer Landes- bzw. Bundespartei. Sie dienen hauptächlich der Orientierung für dich und die Studenten. Die hochschulpolitischen Gruppen stehen den Parteien zwar inhaltlich relativ nah, dennoch sind sie an keine Parteidisziplin gebunden und stimmen teilweise auch ganz anders ab. Der große Vorteil ist, dass die Studenten nicht jeden der 27 Kandidaten im StuPa persönlich kennen muss. Die meisten kennen ja nicht einmal die Kandidaten, die sie wählen, geschweige denn das gesamte StuPa.
Auffällig ist, dass die grüne Hochschulgruppe, gemessen an ihren traditionellen Sympathien in der Studentenschaft unterrepräsentiert ist.
Inwiefern „unabhängige Kandidaten“ weniger Chancen haben ihre Ziele zu erreichen, frag am besten Sebastian Jabbusch oder Florian Bonn. Die kennen sich mit der konkreten Arbeitsweise im StuPa besser aus.
Formal gab es bei der OB-Wahl Parteinvielfalt. Dass im Endeffekt die CDU dermaßen dominiert (warum auch immer – finanzielle Mittel,…), gefällt mir auch nicht gerade.
@ anonymous: „ein klassiker, aber vielleicht sind die linken cdu-ler, linker als die rechten jusos?“
Ich glaube nicht, dass man so extrem von den Grundwerten einer Partei abweicht. Aber in Detailfragen kann das durchaus mal passieren.