Die Bilanz kann sich sehen lassen. Mit einem Besucherrekord endete am vergangenen Sonnabend das siebte Festivaljahr der Barther Kammermusiktage.

?Es ist für mich ein Traum in Erfüllung gegangen“, sagte der bewegte Künstlerische Leiter Martin Panteleev. Insgesamt 800 Zuhörer erlebten die fünf Konzertabende im Ringhotel „Speicher“ am idyllischen Hafen. 200 mehr als 2007. Dem nicht genug. Spürten die Veranstalter bislang den Bedarf an Karten erst an der Abendkasse, so buchten in diesem Jahr gleich 80 Prozent der Gäste ihre Karten vorab. Entsprechend musste die Bestuhlung im Konzertsaal des einstigen Kornspeichers und heutigen Vier-Sterne-Hotels nach hinten erweitert werden.

 Dennoch blieb es allein nicht bei diesen Überraschungen. Beim Themenabend „Klassik ohne Grenzen“ gab Martin Paneteleev und seine Freunde am vergangenen Freitag mit einen ansprechenden Programm aus Klassik und Tangomusik den Ton an. Ein insgesamt begeistert aufgenommener Ersatz für die kurzfristige Absage des Echo-Preisträgers Jozsef Landvays von 2005. Vor allem dank der bewegend eingängigen Tango Nuevos des argentinischen Komponisten Astor Piazzollas.

Zu einer guten Tradition ist der musikalische Marathon am Abschlussabend des Festivals geworden. Ungewöhnlich schwach starteten Lida Panteleev (Klavier) und Julia Krastev (Violoncello) den langen Samstagabend mit Robert Schumanns Fantasiestücke op. 73 und der eigentlich gut in Ohr und Händen liegenden Cellosonate op. 38 in e-Moll von Johannes Brahms. Dies gänzlich vergessen und im romantischen Spielfluss gefangen nehmen konnten Johannes Brahms Klavierquartett „alla zingarese“ op. 25 in g-Moll und das beschwingend dargebotene „Forellequintett“ op. 114 in A-Dur. Natürlich und am Ende immer mit viel Applaus bedacht. Egal ob von jung oder alt.

Die Angst, Martin Panteleev könnte die Kammermusiktage in Barth durch seine jüngsten internationalen Erfolge zurückstellen, ist unberechtigt. Zu sehr ist ihm die Boddenstadt zugleich Ruhepol und musikalisches Experimentierfeld geworden. Sprich ans Herz gewachsen. Nicht allein das. Denn spätestens seit diesem Jahr hat er dem Publikum und der Stadt gegenüber eine künstlerische Verpflichtung. Auf welchen neuen Bahnen das Festival in den kommenden Jahren wandeln wird, ist derzeit offen. Eines steht allerdings jetzt bereits fest: Es bleibt spannend.

Geschrieben von Uwe Roßner