Peter I. Tschaikowskys „Schwanensee“ in der Inszenierung von Wladimir Fedianin im Volkstheater Rostock

Der böse Zauber bricht. Die Liebe siegt. Prinz Siegfried findet zu seiner endlich erlösten Odette. Die volle Beleuchtung wird abgedämpft. Das schwer geprüfte Paar bildet als traumhafter Scherenschnitt das letzte Bild der derzeitigen Schwanensee-Inszenierung am Volkstheater.

Den triumphalen Erfolg des heutigen Ballettklassikers erlebte Peter I. Tschaikowsky (1840 -1893) nicht mehr. Die Moskauer Uraufführung am 4. März 1877 im Bolschoi-Theater gelang dank der tänzerischen Leistung nicht über das Mittelmaß hinaus. Erst Lew Iwanows choreographische Neugestaltung des zweiten Aktes bei Petersburger Gedächtnisveranstaltung ein Jahr nach dem Tod des Komponisten und die Produktion am Mariinski-Theater verhalfen dem Werk zur heutigen Berühmtheit. Bereits 1871 vertonte Tschaikowsky das Ballett „Lebedinoje osero“ aus der in erweiterter Form die eingängige Schwanensee-Musik entstand. Der Auftrag für letzteres erteilte 1875 das damalige kaiserliche Theater Moskau.

Wladimir Fedianin knüpft mit seiner Choreographie und Inszenierung an der klassischen Tradition an. Nicht allein das. Der Tanz der vier Schwäne im zweiten Bild beruht auf der Originalchoreographie Lew Iwanows. Wirkt Hans-Martin Scholders Bühnenbild anfangs als unschlüssiger Mischung aus Bar und Schlosssaal überfrachtet so gibt die Bühne während des ersten Bildes in mehreren Stufen den Tänzern ihren Boden und dem Publikum die gebührende Augenweide. Denn tänzerisch blieben keine Fragen offen. Ausgiebig beklatschten die Zuschauer die Kompanie für ihre angemessene Kühle und elegante Ruhe in der Bewegung. Die Norddeutsche Philharmonie hinkte an diesem Abend diesem Niveau etwas hinter her. Leider. Denn fehlte der ersten Violine die gehörige Herzenswärme in der Cantilene, so rannte die erste Oboe beim zweiten zärtlichen Einsatz hörbar dem Orchester davon. So verführerisch kann ein Klassiker sein.

Geschrieben von Uwe Roßner