Greifswalder Studierende stellten Zeichnungen des verstorbenen Inuitkünstlers Alootook Ipellie aus

Ein Inuit liegt bewusstlos am Boden. In der Hand eine zerbrochene Flasche Alkohol. Er träumt. Von seiner Familie. Eigentlich nur eine Zeichnung, doch beschreibt sie das Schicksal vieler Inuit, wie Alootook Ipellie einer war.

Am 8. September des letzen Jahres starb Alootook Ipellie. Er tuschte und zeichnete viele solcher Bilder, die sich mit dem Leben und Leiden seines Volkes beschäftigen. Anlässlich seines plötzlichen Todes stellten Studenten des Instituts für Anglistik/Amerikanistik einige Werke Ipellies für zwei Wochen im St. Spiritus aus. Die meisten der satirisch-politischen Zeichnungen klagen die „westlichen Eindringlinge“ an, die das Land der Inuit lediglich als Rohstofflager sehen und ihre Kultur missachten. Darin sah der Künstler auch seine wichtigste Aufgabe: als Visionär und Sprecher für die Inuit machte er mit seinen schriftstellerischen und künstlerischen Arbeiten auf die Probleme seines Volkes, vor allem auf den Alkoholismus an dem er auch selbst litt, aufmerksam.

Für diese Themen wurden Greifswalder Studierende bereits durch die gemeinsame Übersetzung der Autobiographie eines Inuit aus Labrador, Abraham Ulrikab, sensibilisiert. Ulrikab wurde 1880 mit sieben anderen Inuit nach Deutschland gebracht und berichtet in seinem Buch von ihren Qualen als Ausstellungsobjekte. Ipellie schrieb das Vorwort zu dieser ersten Biographie eines Inuit und entwarf das Cover. 2006 kam er im Rahmen einer Tagung zum Thema „Indigeneity and Immigration“ nach Greifswald und stellte im Rathaus seine Arbeiten aus. Da entstand auch der Kontakt zu den Studenten. „Humorvoll, ruhig, offen; irgendwie liebenswürdig“, beschreibt Juliana Babing den Künstler.

Einige Arbeiten Ipellies wurden dem Institut nach der Ausstellung 2006 überlassen. Deswegen konnte die zweite Ausstellung im St. Spiritus relativ spontan organisiert werden. Prof. Hartmut Lutz, in Greifswald, freute sich besonders über das Engagement seiner Studenten: „Die Initiative ging von ihnen aus.? Obwohl es dafür keinen Schein gab. Denn das moduläre System hätte diese Art des Lernens und Tuns kaputt gemacht. ?Ich bin meinen Studenten sehr dankbar“, sagt der Professor für Kanadistik. Die Zusammenarbeit lief zur Zufriedenheit aller, doch im St. Spiritus wurde es den Besuchern nicht leicht gemacht, die Ausstellung zu besichtigen. Zu häufig war während der auf dem Flyer angegebenen Öffnungszeiten die Tür verschlossen und letzten Endes haben nur wenige die Arbeiten zu Gesicht bekommen. Einige Ausstellungsstücke haben mittlerweile den Weg ins Institut für Anglistik und Amerikanistik in der Steinbeckerstraße 15 gefunden. Allen Besuchern, die im St. Spiritus vor verschlossener Tür standen, bleibt somit die Möglichkeit, eine kleine Auswahl der Bilder dort anzuschauen. Michaela Schölzel, eine der engagierten Studenten, resümiert für sich: „Durch solche Dinge, die man außerhalb des normalen Stundenplans macht und organisiert, lernt man sehr viel. Das bedeutet wirklich Lernen und Studieren; wir werden uns immer an Alootook Ipellie, seine Kunst und seine Gedichte erinnern.“ Geschrieben von Jennifer Seelig