Das Feuerzeug – ein Märchenmusical nach Hans Christian Andersen im Theater Vorpommern

Nach beendeten Krieg und Entlassung aus der königlichen Armee zieht ein armer Soldat durch das Land in seine Heimat zurück. Auf seinem Weg trifft er eine alte Hexe, deren Feuerzeug in einen riesigen holen Baum gefallen ist und den Soldaten bittet, ihr doch zu helfen und es wieder herauf zu holen. Er solle auch reich dafür belohnt werden. Der Soldat kriecht in den Baum und steht plötzlich vor drei Türen, die mit Kupfer, Silber und Gold gefüllt sind und von drei großen Hunden bewacht werden. Den Tornister voll Gold und das Feuerzeug in der Tasche, kehrt er wieder nach oben zurück, wo die alte Hexe schon nach ihrem Feuerzeug verlangt. Doch der Soldat fällt nicht auf sie herein. Im Kampf überwältigt er die Hexe und behält das alte Feuerzeug für sich.

In seiner Heimatstadt angekommen, lässt er sich das beste Zimmer der Stadt geben, die feinsten Röcke schneidern und sich vom armen Schusterlehrling regelmäßig neue Stiefel anfertigen. Mit dem restlichen Gold, lässt er es sich lange Zeit gut gehen, bis eines Tages alles ausgegeben war. Mit dem Geld verschwinden auch die ihm so zugetanen Bürger und Freunde wieder. Durch Zufall benutzt er eines Abends das Feuerzeug und entdeckt sein Geheimnis. Es ruft die drei Hunde, welche dem Soldaten, je nach Wunsch, etwas von dem Kupfer, dem Silber oder dem Gold bringen und all seine Wünsche erfüllen können. Mit Hilfe des geheimnisvollen Feuerzeugs gelingt es ihm am Ende den König zu überrumpeln und die eingesperrte Prinzessin aus dem Kupferturm zu heiraten.

Mit diesem und über 150 anderen Märchen schuf der weltberühmte dänische Dichter Hans Christian Andersen (1805-1875) einen neuen Märchentypus gegenüber dem Volksmärchen. Einen Typus, der kraft der kindlichen Augen die Wirklichkeit zum Märchen macht. Andersen war ein zielbewusster Künstler und griff die Kindersprache als das stilbildende Element für seine Dichtung auf. In seiner Erneuerung der Märchenpoesie humanisierte er die Grimmsche Welt, merzte das meiste von allem grob Fantastischen aus und führte zahlreiche kleine, deutliche Züge aus dem wirklichen Leben ein. Er entfernte die allzu wunderhafte Machtentfaltung und brachte den Glauben hervor, arm und von unten kommend zuerst Böses durchmachen zu müssen, um dann von Gott und den Menschen geliebt zu werden. Andersens Lebenslauf selbst besteht in einem außergewöhnlichen Aufstieg aus armen Verhältnissen hin zu einer von fürstlicher Seite protegierten Dichterexistenz am Königshof. Diese soziale Doppelperspektive bestimmt nicht nur „Das Feuerzeug“, sondern alle Märchen des Dänen bis in die feinsten poetischen Verästelungen hinein. Vor allem prägt er das Märchen durch seinen eigenen Stil und spricht in ihm seine Gedanken, Ideen und Empfindungen aus. Was ihn dabei besonders auszeichnet, ist die Gabe der lebendigen, mündlichen Rede. Es ist sein großer Einfall, sie in die Schrift zu übertragen und dadurch den alten Sinn der Märchen, die doch von Mund zu Mund gingen, wieder zu erfüllen.

Andersens Prosa erweist sich als übermütig, vorwitzig und durchtrieben ihre Naivität ist so scheinheilig wie ihre Artigkeit. Er selbst erklärte einmal, er habe seine Märchen auf ein heterogenes Zielpublikum hin berechnet In einem Brief an seinen romantischen Dichterfreund Ingemann: „Ich greife eine Idee auf, die für Ältere gedacht ist und erzähle sie dann den Kleinen, während ich daran denke, dass Vater und Mutter oft zuhören, und ihnen muss man etwas für den Verstand geben.“
Mittlerweile gehört dieses Märchen zur Weltliteratur und wurde 1959 von der DEFA verfilmt. In Koproduktion mit dem Mecklenburgischen Landestheater Parchim ist jedoch nun unter der Regie von Thomas Ott-Albrecht ein Märchen-Musical zu „Das Feuerzeug“ entstanden und wird derzeit im Greifswalder Theater aufgeführt. Die Geschichte um den jungen Soldaten und die Liebe zu der Prinzessin, verbunden mit den Tücken des Lebens wird für die Kleinen ab fünf Jahren heiter erzählt und dargestellt und ist nicht nur für sie amüsant und lehrreich zugleich. Das Besondere an diesem Märchen-Musical ist nicht nur der Verzicht auf die Umsetzung grausamer Szenen des Originaltextes, sondern zudem die Musik der jungen Sängerin und Liedermacherin Vaile, die vielen als Schauspielerin in der Serie „Marienhof“ bekannt ist. Eine märchenhafte Musik also, die die Handlung treffend untermalt.

Geschrieben von Steffi Besch