?Ein kurzer Film über das Töten? von Krystof Kieslowski

Auge um Auge. Zahn um Zahn. Der junge Jacek (Miroslas Baka) ermordet grundlos den Taxifahrer Waldemar (Jan Tesarz). Als Verteidiger vor Gericht steht ihm der frischgebackene Strafverteidiger Piotr (Krysztof Globisz) zur Seite. Der Sachverhalt ist eindeutig: Jacek wird zum Tode verurteilt. Zwei Menschen leben nicht mehr: Opfer und Täter eines Gewaltverbrechens. Piotr zweifelt von nun am Sinn des Strafsystems und stellt seine eigenen Bemühungen als Verteidiger in Frage: Habe ich wirklich genug unternommen?

Erstmals in Deutschland ist jetzt Krysztof Kieslowskis Film „Ein kurzer Film über das Töten“ auf DVD erschienen. Dies ist zum einen wunderbar, weil endlich ein weiteres Werk des polnischen Ausnahmeregisseurs – neben seiner Drei-Farben-Trilogie – bekannter wird. Zum anderen ist dieses Drama Teil eines größeren filmischen Komplexes: Dekalog. Die biblischen Zehn Geboten sind das Ausgangsmaterial für die jeweils eigenständigen Filme. Mit dem Filmzyklus zog der Pole internationale Resonanz auf sich und erhielt 1988 für dieses auf das fünfte Gebot „Du sollst nicht töten“ basierende Kinostück den Spezialpreis der Jury beim Filmfestival in Cannes.

Besonders die realistische, fast dokumentarische und extrem detailierte Darstellung der Tötung des Taxifahrers zu Beginn und die Hinrichtung des Mörders am Ende quält die Zuschauer. Für die Augen ist die Bildqualität genauso anstrengend. Ein dunkler Schleier schränkt den Blick auf die sehr guten Aufnahmen des Kameramanns Slawmir Idziak ein. Diesen Mangel kann aber das sehr lange Interview mit dem Filmschaffenden ausgleichen.       

Geschrieben von Björn Buß