Georges Bizets ?Die Perlenfischer?

Als der französische Opernkomponist Georges Bizet („Carmen“) 1863 Premiere mit seiner Oper „Die Perlenfischer“ feiern will, hat er wenig Erfolg. Zu unausgereift, zu laut ist seine Komposition, zu üblich das Libretto, an das er sich halten muss. Auch heute noch wird der musikalische Stoff aufgrund dieser Mängel und der Unvollständigkeit der hinterlassenen Partitur selten aufgeführt. Das Theater Vorpommern versuchte es trotzdem, mit heterogenen Ergebnissen.

Zurga, gerade zum Anführer der Perlenfischer auf Ceylon gewählt, trifft seinen Jugendfreund Nadir wieder. Die beiden hatten sich einst in dasselbe Mädchen verliebt, waren im Streit auseinander gegangen und wollen sich wieder versöhnen. Außerdem findet gerade das Fest zur Ernennung der saisonalen Hohepriesterin statt. Diese ist Leila, hinter einem Schleier verborgen, das Mädchen in das die jungen Männer verliebt waren. Nadir erkennt die Verschleierte und die beiden nehmen ihre heimliche Liaison wieder auf. Doch die Jungfrau wird mit dem Geliebten entdeckt, der älteste Priester Nourab verurteilt das Paar zum Tode. Zurga gerät in einen Gewissenskonflikt und zündet schließlich den Tempel an, damit die beiden fliehen können. Durch das fehlende Schauspiel macht es die konzertant aufgeführte Oper dem Zuschauer schwer, der Geschichte zu folgen.

Besonders ins Gewicht fällt dadurch die unausgereifte Artikulation des Chores, der seiner Aufgabe, die Handlung zu erklären, nicht gewachsen ist. Auffallend positiv ist hingegen die Leistung der männlichen Solisten. Ihre Arien und Duette begeistern. Leider gehen die starken Stimmen in der noch lautstärkeren Komposition Bizets streckenweise verloren. Der vom Publikum gefeierte Sopran versagt in seiner Darstellung der Leila, ist der Figur nicht gewachsen. Die ihr von Bizet zugedachten Kolleraturen bleiben aufgesetzt und bedeutungslos. Die Musik Bizets könnte den Kritikern seiner Zeit zu modern gewesen sein. Viele Sequenzen erinnern an opulente Filmmusiken aktueller Hollywood-Produktionen. Für eine Oper verschmelzen Handlung und Musik nicht eng genug miteinander, doch bietet gerade die musikalische Eigenständigkeit, vom Orchester des Theaters sehr gut dargeboten, ein sehr ansprechendes Hörerlebnis.   

Geschrieben von Sarah Bechimer