Kolumne – Am 3.6. schafft Greenpeace ein „lebendes Banner“ und demonstriert gegen den von Menschen provozierten Klimawandel. Doch welchen Eindruck macht dies in der Presse und welche Wirkung zeigen friedliche Aktionen überhaupt?

Heute, am Sonntag, dem 3.6.2007, wurde im Ramen einer friedlichen Aktion der Umweltschutzorganisation Greenpeace im Stadthafengelände Rostocks ein Menschenbanner erschaffen. Ein Banner, das aus Menschen besteht und, von oben betrachtet, den Slogan „G8 Act Now! Stop Global Warming“ ergibt.
Dies ist einer der friedlichen Proteste und politischen Willensverkündungen, für die ich überhaupt hierher gekommen bin. Von der Polizei wohlwollend beobachtet, keine Aggressivität provozierend und dennoch offensichtlich eine Meinung verkündend. So sollten entsprechende Aktionen sein. Aber der vergangene Tag hat gezeigt, dass es auch anders geht. Am Samstag, den 2.7. haben Autonome die Polizisten, die Stadt und ihre Bürger angegriffen, um ihre Meinung mit mehr politisch-motivierter Gewalt zu vertreten. Da stellt sich einem doch die Frage, warum nicht immer auf darauf zurückgegriffen wird. Hier ein Vergleich der Aktion von Greenpeace und den Ausschreitungen am Samstag:
Greenpeace hat es geschafft, dass ein Photo der Aktion auf ihrer eigenen Homepage und vermutlich in mehreren anderen Portalen erschien. Möglicherweise werden auch einige Nachrichtensendungen in einem kurzem Kommentar Greenpeace lobend als friedlichen Kontrast zur Gewalt am Samstag hervorgehoben haben. Die Ausschreitungen auf der anderen Seite sind Titeltema sämtlicher Tages- und Wochenzeitungen und beanspruchen einen großen Teil der offiziellen und alternativen Newsportale wie Spiegel-Online und Indimedia.de. Die Krawalle sind thematischer Schwerpunkt sämtlicher Fernsehnachrichten und selbst wenn Greenpeace als Kontrast erwähnt wird, dann eben nur als Kontrast zu den Krawallen.
Mir, einem absoluten Greenpeace-Sympathisanten und jemandem, der verirrte Insekten wieder aus seinem Zimmer führt, anstatt sie zu zerquetschen, schmerzt das Herz, wenn ich daran denke, dass eines Tages sämtliche politischen Demonstrationen und Proteste ausschließlich auf Gewalt zu basieren drohen, da sich die friedlichen Demonstranten entweder den gewaltbereiten Autonomen aus Frust angeschlossen haben oder einfach aufgegeben haben, ohne ernstzunehmendes Medienecho ihren Willen zu verkünden.
Kleine Frage an den Leser: Haben sie mitbekommen, dass unmittelbar vor Beginn der Anti-G8-Aktionen Greenpeace auf dem Berg Ararat die Arche wieder aufgebaut hat? Dass Greenpeace damit gegen menschlich herbeigeführte Klimaveränderung protestiert? Friedliche Aktionen werden in den Medien leider nie so gewürdigt, wie sie es sollten. Das ist ein ernsthafter Missstand, denn so werden gewalttätige Ausschreitungen provoziert. Die Gewalt des vergangenen Samstags ist hierfür ein treffendes Beispiel. Obwohl es in Rostock eine Vielzahl friedlicher Demonstrationen gibt, die ohne Gewalt für bestimmte politische Forderungen eintreten, wird in den Medien mit großer Sicherheit nichts anderes berichtet werden, als die öffentliche Entrüstung gegenüber den Krawallen.
Wenn sich dieses Problem nicht ändert, wenn die Presse zukünftig nicht mehr Wert darauf legt, Nachrichten abseits von Gewalt und Brutalität auszuschlachten, könnte das beschriebene Szenario tatsächlich Realität werden. Und in einer Welt, in der zu jeder politischen Willensverkündungen Gewalt gehört, ist der Schritt nicht mehr weit zum generellen Demonstrationsverbot.

Geschrieben von tw