Wissenschaftstheorie, das Nachdenken über plausible und prüfbare Wege zur Erkenntnis, ist ein Exoten-Thema in der Lehre. Methoden und Probleme des wissenschaftlichen Arbeitens werden meistens noch in Grundkursen „durchgeprügelt“. Die Frage, ob das für Studienanfänger Sinn macht, bleibt unbeantwortet, angesichts der Möglichkeiten, sich an der Methodendiskussion im Rest des Studiums vorbeimogeln zu können.

Es kann jedoch passieren, dass einem die Last der unbewältigten Theorie-Lektionen bei ernst meinenden Prüfern zuletzt auf die Füße fällt. Gut, wenn es ab und zu doch noch Seminare gibt, in denen Wissenschaftstheorie eine Rolle spielt, besser noch, wenn ein Lehrbuch wie das vorliegende sie begleitet.
Der Autor, Professor für theoretische Philosophie, gibt einen Überblick zur wissenschaftlichen Problemdiskussion. Schwerpunkte sind die Theorien des 20. Jahrhunderts. Das Buch ist verständlich und unkompliziert geschrieben. Die Kapitel sind didaktisch aufbereitet. Übersichtlich gegliedert, nicht zu lang, aufbauend und wiederum in sich geschlossen. Schemata, Merksätze und Selbstüberprüfungsfragen kommen den Bedürfnissen des Lesers entgegen. Als Nachschlagewerk für methodisch gelungene Hausarbeiten eignet sich das Buch nicht. Man sollte es schon zur Hälfte lesen und mit anderen Lesern darüber diskutieren. Methodenkritik ist erlernbar; dieses Buch ist ein sehr guter Anfang.                

Schurz, Gerhard: Einführung in die Wissenschaftstheorie. Wissenschaftliche Buchgesellschaft. 270 Seiten. 24,90€

Geschrieben von Robert Tremmel