Vor der Kulisse des elften Septembers entspinnt sich ein Plot um die Hauptfiguren Isabelle und Jakob. Beide kennen sich schon aus dem Studium in Freiburg, treffen sich nach zehn Jahren wieder und verlieben sich ineinander. Ihretwegen kam Jakob früher aus New York zurück und entging so dem Terroranschlag. Und weil alles so passend scheint, heiraten die beiden, ziehen nach London, nur um dort angekommen mit ansehen zu müssen, wie ihr Leben aus den Fugen gerät. Isabelle verliebt sich in den Drogendealer Jim und Jakob sich in seinen schwulen Chef. Obwohl sie alles haben sind sie doch leer. Eine Sehnsucht nach Liebe und Gewalt entsteht und Sara, das kleine Nachbarskind, fällt ihr zum Opfer.

Katharina Hacker baut in ihren  prämierten Roman „Die Habenichtse“, der eigentlich von der Entfremdung zweier Liebenden handelt, sehr viele Handlungsebenen und Blickwinkel ein: den elften September, den daraus resultierenden Irak-Krieg, Drogen, Kindesmissbrauch bis hin zu Antisemitismus und Homosexualität. Es entstehen somit viele Handlungsstränge, die anfangs nicht leicht zu identifizieren und auseinander zu halten sind.
Die Sprache des Romans des Jahres 2006 ist zudem keine leichte Kost.  Schachtelsätze, keine kenntlich gemachte wörtliche Rede und nachdenklich stimmende Vergleiche („Besitz ist ein Posten des Verlustes“). Auch der Leser fühlt sich zuweilen wie ein Habenichts.  Man kann sich weder mit den Protagonisten identifizieren noch ehrliches Mitleid für sie aufbringen. Außer für Sara. Anstatt mitzureißen wirkt das Geschehen wie ein Rundgang im Zoo.  
Das Buch liest sich insgesamt nicht leicht, stellenweise sogar zäh, und wirkt gelegentlich verstörend und abstoßend. Allerdings schafft es „Die Habenichtse“, dass sich der Leser genauso fühlt, wie es wahrscheinlich Isabelle und Jakob tun. Er fühlt die Leere, die emotionale Armut, das mangelnde Mitleid von beiden und muss tatenlos mit ansehen, wie sich die Freunde der beiden weiterentwickeln, während sie im Leerlauf verharren. Wer also Freude an gekonntem Erzählstil hat und nicht zu zart besaitet ist, sollte es lesen.    

Katharina Hacker: Die Habenichtse. Suhrkamp. 308 Seiten. 17,80€

Geschrieben von Antonia-Madeleine Garitz