Scherbakov: D. Schostakowitschs op. 87 (Naxos)

„Im Augenblick schreibe ich eine Filmmusik. Es ist schlimm, dass es dazu kommen musste. Ich kann euch nur einen Rat geben: Solltet ihr auch in die Lage kommen, dies tun zu müssen, dann nur im Falle äußerster Not, äußerster Not.“

Diese Antwort gab Dmitri Schostakowitsch gegenüber Kollegen im Jahre 1948. Denn Filmmusik galt ihm damals nur als Auftragswerk. Das bewunderte erste Violinkonzert, die Jüdischen Lieder und die Streichquartette Nummer vier und fünf ruhten für unbestimmte Zeit vorsichtshalber in der Schublade. Per Erlass kulturpolitisch stigmatisiert und mit dem Aufführungsverbot der eigenen Werke belegt, reiste der Vorzeigekomponist Schostakowitsch als Jury-Mitglied einer siebundzwanzigköpfigen Delegation 1950 zum 200. Todestag von Johann Sebastian Bach nach Leipzig. In der durch den Kalten Krieg aufgeheizten Lage enstand während des Jubiläums die fragliche Idee, Bachs Zyklus des Wohltemperierten Klaviers im 20. Jahrhundert fortzusetzen. Tastenmusik ist ein wenig beachteter Teil im Schaffen Dmitri Schostakowitschs. Seine 24 Präludien und Fugen eifern weniger dem Thomaskantor nach, sondern begründen in heterogener kompositorischer Qualität eine eigenständige Aussage zur Fugenkunst und der originären russisch-sowjetischen Musikgeschichte. Konstantin Scherbakov legt pianistisch davon ein maßvolles Zeugnis ab.