Kenneth Angers „Hollywood Babylon“

Die US-amerikanische Filmgeschichte begann glorreich. Millionen Zuschauer strömten jede Woche in die Kinotheater. Die 1920er Jahre gelten als das „Goldene Zeitalter“ von Hollywood und Beginn des Studiosystems. Die Schauspieler waren Götter. Angehimmelt von ihren Fans und beschützt von den Filmmogulen.

Doch dann kommt der unanhängige Künstler und Autor Kenneth Anger und erinnert in seinem Blick hinter die Fassade des Filmgeschäfts an menschliche Abgründe und Tragödien. Die detailreichen Ausführungen – Ähnlichkeiten mit der Schreibweise von Tabloid-Blättern sind beabsichtigt – und unzähligen Fotos zeigen Hollywood ohne die alles blendenden Scheinwerfer. Die Auflistung von Drogeneskapaden, sexuellen Umtrieben aller Art und die Verlogenheit der Moral im Film, vernichtet den Glamour Hollywoods.  Angers Verdienst ist zwar nur die ausführliche Auflistung aufgrund seiner Recherche. Doch kann so gängige filmgeschichtliche Auseinandersetzung mit dieser Zeit ergänzt werden. Die Neuauflage des vor über 30 Jahren erstmals auf deutsch erschienenen Werkes vereint zwei Bände mit den Traum zerstörenden Anekdoten. Im Filmgeschäft arbeiten halt auch nur Menschen.

Geschrieben von Björn Buß