Zuccheros „Fly“

Zu singen, was nötig ist, bedarf einer Stimme. Wenn darin eine leichte aufrichtige Prise Wehmut liegt, so verliert in der Musik zuweilen Geradliniges seine Süße nicht, sondern vermag sogar noch einiges dazu zu gewinnen.

Dem bärtigen Italiener mit der Sonnenbrille und dem Hut mag man dies nicht absprechen. Seit 35 Jahren bewegt sich Adelmo Fornaciari alias Zucchero im Musikgeschäft. Nach der Zusammenarbeit mit beispielsweise Miles Davis, B. B. King oder Paul Young drängt sich seit „Zu & Co“ die Frage auf, warum der Durchbruch in den USA noch aussteht. Mit dem schillernden Produzenten Don Was und interessanten Gästen hinter dem Mikrofon sieht der Erfolg des Neulings „Fly“, wenn auch sorgfältig vorbereitet, für ihn mehr als günstig aus. In „Quanti anni ho“ und „È delicato“ glänzt Zuccheros  stimmlicher Schmelz. Nicht als toskanischer Don Qujiote endete der Italiener  in aller Abgeschiedenheit vor seiner Windmühle, sondern meldet sich vielmehr als geistreicher Spaßvogel aus dem Tonstudio von Los Angeles zurück. Ein kleiner, feiner italienischer Satz prangt in der Hülle unter der Silberscheibe: Wie kann man fliegen, wenn man von Idioten umringt ist? Ist das nicht süß? Bedarf es der Worte mehr?

Geschrieben von Uwe Roßner