Die Blutsbande ist die direkteste, langlebigste und verlässlichste Verbindung der zwischenmenschlichen Existenz. Deren Aufbrechen in Zeiten steigender Scheidungs- und sinkender Geburtenraten in modernen Industriegesellschaften führt zum Vertrauensverlust in Beziehungen. Das Einzelgängerdasein wird toleriert.

Der neuseeländische Kinofilm „No. 2” thematisiert dieses Problem. Nanna Maria ist das weibliche Oberhaupt einer von den Fidschiinseln stammenden Familie. Die Matriarchin erahnt zu Beginn des 94 Minuten langen Werkes ihrem bevorstehenden Tod. Ein Wunsch, besser ein Befehl wird deshalb ausgesprochen: ihre sechs Enkel sollen an diesem Tag zu einem Familienfest zusammen kommen. Im Haus mit der titelgebenden Nummer 2 soll gegessen, getrunken und getanzt, eben gefeiert werden. Am Ende des Tages bestimmt die Großmutter dann ihren Nachfolger. Dieser Tag stellt die gesamte Familie vor große Probleme. Das zu grillende Schwein lebt noch, einige Familienmitglieder haben seit Jahren nicht mehr miteinander gesprochen, andere möchten ihre Zeit angenehmer verbringen. Es wird gestritten, gelacht und geweint. Ein Feuer muss gelöscht werden. Fäuste fliegen. Bis die Familie glücklich vereint ist, erlebt der Zuschauer deren kleinen Dramen des Lebens und träumt von dem perfekten Zusammenleben.
Regisseur Toa Fraser debütierte mit der Verfilmung seines eigenen Theaterstückes auf der Leinwand. „No. 2“ ist ein Plädoyer auf die Werte der Familie. Das Anliegen, die guten und schlechten Seiten/Zeiten einer Sippe darzustellen, ist ihm gelungen. Jeder Charakter ist vortrefflich besetzt. Die Vorstadt Aucklands ist als gewählte Kulisse aber ersetzbar, da die Handlung überall geschehen könnte. Fraser verknüpfte die eigenen Wurzeln in eine universale Liebeserklärung auf die familiäre Bande.

Geschrieben von Björn Buß