Ein Abriss zur Entwicklung der nationalen Rechten in Greifswald

Nach vielen Jahren, die wortwörtlich gewaltig waren, ist in Greifswald ein wenig oberflächliche Ruhe eingekehrt. Die Greifswalder Neonaziszene wandelte sich von Brandstiftern zu Biedermännern.

Im Jahr 1991 gründete Maik Spiegelmacher, der schon vor der Wende als Neonazi aktiv war, in Greifswald die erste rechtsnationale Kameradschaft, die „Greifswalder Nationalsozialisten“ (GNS). Diese hatten Kontakte zu den so genannten „Freien Kräften“, autonom arbeitenden Gruppierungen der Rechten, sowie zur Greifswalder Burschenschaft Rugia. Als jedoch drei Sympathisanten der GNS im Alter von 14 bis 17 Jahren nach dem Verüben eines Brandanschlags auf ein Flüchtlingsheim angegeben hatten, Spiegelmacher habe sie zu der Tat angestiftet, wurde Spiegelmacher zu anderthalb Jahren Haft verurteilt. Daraufhin lösten sich die GNS wieder auf. Im Jahr 2000 wurden dann zwei Obdachlose von Jugendlichen erschlagen. Die Polizei hat die Täter in beiden Fällen der rechtsextremen Szene zugeordnet.
Maik Spiegelmacher als Anführer der Rechten hatte lange Zeit einen Mitstreiter: Axel Möller. Möller, der vor der Wende FDJ-Agitator war, wendete sich nach dem Fall der Mauer schnell der nationalen Rechten zu. Von der DVU über die Republikaner kam er schließlich zur NPD. Wahrscheinlich betreibt Möller das rechtsradikale Stoertebeker-Netz, die größte Internetseite für Neonazis in Deutschland. Er fiel als Sprecher und Organisator für Demonstrationen auf. Zwischen ihm und Spiegelmacher kam es 2001 allerdings zum Zerwürfnis.
Im September 2003 wurde der da schon ehemalige Vize-Landeschef der NPD Maik Spiegelmacher vom Amtsgericht Greifswald wegen Freiheitsberaubung, gefährlicher Körperverletzung und Nötigung zu einer Freiheitsstrafe von drei Jahren verurteilt. Er hatte gemeinsam mit drei MittäterInnen den damals 18-jährigen Ex-Freund seiner Freundin schwer misshandelt, ihm die Augen verbunden, ihn nackt an ein Straßenschild gefesselt und ihm ein Schild mit der Aufschrift „Bitte nicht füttern“ um den Hals gehängt. Da sich der Gewaltausbruch gegen einen ebenfalls national Eingestellten richtete, wurden Forderungen nach einem Parteiausschluss Spiegelmachers laut. Nach der Verurteilung ging Spiegelmachers Steckenpferd, die Ortsgruppe der NPD, den Bach hinunter. Sie schloss sich mit der Kreisverband Ostvorpommern (OVP) zusammen, um zu überleben.
Vom Landesverband der NPD ist kaum Engagement in den Landkreisen OVP, Uecker-Randow und in der Kreisstadt Greifswald ersichtlich. Sie ist sich der Unterstützung der Untergrundszene dank vieler persönlicher Verflechtungen auch ohne Wahlkampfaktionen sicher. Man setzte nach den gewaltsamen Ereignissen, über die nicht nur in der lokalen Presse berichtet wurde, auf die tarnende Wirkung eines eher biederen Auftretens. Der Trend zum Kameradschaftsmodell wurde durch diese Zeit stark begünstigt.

Geschrieben von Stephan Kosa