Greifswalder Studenten renovieren älteste Segelyacht Greifswalds

1956 war ganz Greifswald auf den Beinen um den 500. Geburtstag der Ernst-Moritz-Arndt Universität zu feiern. Einer der Höhepunkte war eine große Schiffsparade. Angeführt wurde diese durch das Segelschulschiff „Wilhelm Pieck“. Nach der heutigen Greif folgte das Flaggschiff der studentischen Segelsportler, ein zwölf Meter langer Seekreuzer mit zwei Masten, die „Wiking III“.

Der Name „Wiking“ hat bei Segelschiffen der Uni-Greifswald Tradition. Zwischen 1909 und 1921 segelte bereits die erste „Wiking“, ein acht Meter langer Bornholmkutter mit Studenten über Bodden und Ostsee, bis sie an den Steinen der Insel Ruden zerschellte. Man ließ sich jedoch nicht entmutigen, und so schaffte der 1908 gegründete „Akademische Seglerverein“ zu Greifswald, kurz ASV genannt, die „Wiking II“ an. Sie hielt stolze drei Segelsaisons durch, bevor sie abgewrackt wurde. Die Überreste wurden während einer Protestkundgebung gegen die Versailler Verträge auf dem Greifswalder Marktplatz öffentlich verbrannt.

Nach den Wirtschaftskrisen der Zwanziger Jahre hatte der ASV 1931 schließlich wieder genug Geld zusammen, um ein solides Schiff aus Eiche zu kaufen. Die „Bonzo II“ welche 1923 auf einer Rostocker Werft gebaut worden war. Bei Ankunft in Greifswald wurde sie unverzüglich auf den Namen „Wiking III“ umgetauft.
Bis 1942 erlernten viele Studenten der Uni auf dem Zweimaster das Segeln. Dann setze der Krieg dem Vergnügen ein Ende. Das Schiff wurde nicht mehr aus dem Wasser gehoben und so zerdrückte das Eis des strengen Winters 1944/45 die Bordwand. Im Frühjahr sank die „Wiking III“ auf den Grund des Rycks.

Viele Jahre vergingen, in denen es an der Universität Greifswald andere Probleme gab, als gesunkene Segelschiffe zu heben. 1954 beschlossen die Mitglieder der „Hochschulsportgemeinschaft Wissenschaft Sektion Segeln“, wie sich der ASV von nun an nennen musste, die „Wiking III“ zu heben und zu restaurieren. Als die Arbeiten 1955 beendet waren, fand die zweite Jungfernfahrt statt. Das Schiff wurde in den folgenden Jahren ausgiebig genutzt. Leider nicht ohne Havarien. Von Mastbruch bis Kollision war alles dabei. Der verheerendste Unfall ereignete sich 1964. Man hatte die Erlaubnis für eine Reise nach Helsinki bekommen. In Vorfreude auf die schöne Überfahrt strandete „Wiking III“ beim Leuchtturm „Freesendorfer Haken“ nahe der Peenemündung. Der Verein konnte das Schiff aus finanziellen Gründen nicht mehr instand setzen.

Danach gab es verschiedene private Eigner, die das Schiff immer wieder mit viel Einsatz zum Segeln brachten. 2002 wurde der Zweimaster nicht mehr zu Wasser gelassen.

Im Sommer letzten Jahres machte das Gerücht die Runde, der letzte Eigner würde das Schiff verschenken, sollten sich engagierte Segler finden, welche die Segelyacht in Greifswald wieder flott machen würden. Die Studenten des mittlerweile wieder neu gegründeten „Akademischen Seglervereins“ nahmen die Nachricht mit viel Interesse auf. Man vereinbarte einen Besichtigungstermin, bei dem zwei Fachleuten die Planken gründlich unter die Lupe nahmen. Sie kamen zu dem Schluss, dass eine Restaurierung im Bereich des Möglichen liegt. Der im Frühjahr 2005 gegründete „Förderverein des studentischen Segelns in Greifswald“ (FSG) unter der Leitung von Prof. Helmut Pratzel, übernahm dankenswerterweise die Trägerschaft. Pratzel erlernte während seiner Studentenzeit in Greifswald auf der „Wiking III“ in den 50-er Jahren das Segeln. Der Förderverein bemüht sich in erster Linie darum, die nötigen Spendengelder zu sammeln, von denen sich das Projekt finanzieren soll. Die Übergabe des Schiffes erfolgte letzte Woche. Damit ist „Wiking III“ nach über 40 Jahren wieder in der Hand der Studenten der EMAU.

Da die Wiederherstellung durch eine Werft fern des finanziell Machbaren liegt, sollen alle Arbeiten durch freiwillige Helfer aus der Studentenschaft der Universität Greifswald geleistet werden. Während der kommenden Semesterferien wird es mehr als genug zu tun geben. So können wir jede helfende Hand gebrauchen.

Eine Informationsveranstaltung dazu findet am 6. Februar 2006 um 20 Uhr im Universitätswassersportzentrum statt. (Yachtweg 2, Greifswald-Wieck). Die Restaurierung wird von einem Holzbootsbauer- und einem Tischlergesellen geleitet, die damit rechnen, dass etwa 1.500 Arbeitsstunden nötig sein werden, um das Schiff bis zum Sommer segelfähig zu machen. Die größte Herausforderung wird dabei die Erneuerung des Heckbereiches sein. Sehr arbeitsaufwendig ist auch die Generalüberholung und Stabilisierung des Schiffsrumpfes.

Als Ausgleich für Arbeits- bzw. Spendenleistungen werden kostenlose Segeltörns auf der „Wiking III“ angeboten. Mittlerweile ist der Zweimaster die am längsten in Greifswald beheimatete Segelyacht. Auf der untenstehenden Internetseite ist auch die Nummer unseres Kontos zu finden.

Jede Spende und jede helfende Hand zählt, damit es diesen Sommer, zur 550. Jahrfeier der Universität, wieder eine Schiffsparade unter der Beteiligung der studentischen Segelyacht „Wiking III“ geben kann.

Wer Fragen hat, kann sich per Mail (cvg@projekt-wiking.de) oder telefonisch/SMS (0176/20053346) an uns wenden.

Geschrieben von Henriette Subklew, Fritjoff Gehrke