Der Fachschaftsrat Medizin und seine Probleme

Es gab mal einen Fachschaftsrat Medizin, den gab es offiziell gar nicht. Obwohl gewählt wurde. „Mir fehlten die nötigen Protokolle vom Wahlprüfungsausschuss, um die gewähl-te Fachschaft anzuerkennen“, sagte Alexander Gerberding, AStA Co-Re-ferent für Fachschaftsangelegenheiten und Gremienarbeit, Ende letzten Jahres. So hatte er keinen Nachweis über die Legitimation der Wahl. Was er bekam, waren immer nur Aushänge oder andere Unterlagen. Durch ein Missverständnis Alexanders kam es sogar zu dem Gerücht, er hätte die Protokolle verschlampt. Doch ihm lagen noch immer nicht die richtigen Unterlagen vor. Verständlich, dass der FSR den Kopf hängen ließ und resignierte. Mittlerweile, fast ein Jahr später, sind die Protokolle da und die Medizin hat einen offiziellen Fachschaftsrat.

Über die Gründe, weshalb das so lange dauerte, kann nur gemutmaßt werden. Am nahe liegendsten ist, dass der alte Fachschaftsrat 2004 seine Aufgaben nicht ordnungsgemäß an die Neuen übergeben und ihn sprichwörtlich „ins kalte Wasser geworfen“ hat, als es um die Protokollierung der Wahl ging. Ein weiterer, nicht unerheblicher Grund für die Verzögerung wird sein, dass der FSR kaum erreichbar war und weder auf E-Mails noch auf Anfragen reagierte, sodass Missverständnisse vorprogram-miert waren. Mittlerweile ist eine neue Wahl für Februar angesetzt. Die Protokolle sind schon da.
Bereits die Ausgangslage für die Arbeit des damals noch „inoffiziellen“ FSR war schwierig, denn für die Auszahlung von Geldern ist ein gewählter, anerkannter Fachschaftsrat und ein ordnungsgemäßer Jahresabschlussbericht Voraussetzung. Da Zweiteres zu mehrmaligen negativen Prüfungen führte, wurde das Konto 2004 gesperrt. Bis heute. Das mag nach sturem Bürokratismus klingen, „aber bei der Höhe der verwalteten Gelder ist das nicht hinnehmbar und nicht umsonst haben wir eine Finanzordnung der Studierendenschaft“, rechtfertigt sich Eric Kibler, ehemaliger Finanzreferent beim AStA. Gelder für 2006 könnten nun normalerweise ausgezahlt werden, doch es fehlen noch die Abrechnungen vom letzten Jahr.
Vom AStA ist einstimmig zu hören, dass sowohl Alexander, als auch Eric und Martin Hackober, derzeitiger Finanzreferent, kooperationsbereit seien, doch der Fachschaftsrat Medizin stehe in der Bringepflicht, um die Sachlage zu klären. „Dann sehen wir weiter, aber es wird sich schon eine Lösung finden“, gibt sich Martin optimistisch.
Trotz aller Schwierigkeiten hat der Fachschaftsrat 2005 gute Arbeit geleistet. Für die Medizinstudenten im ersten klinischen Jahr boten sie per Vorauskasse den Verkauf von Reflexhämmern und Stethoskopen an, sorgten für die Verteilung von Kitteln und organisierten sogar den Medizinerball für alle Mediziner, der ein voller Erfolg gewesen sein soll.
Und auch die Kommunikation zwischen den studentischen Vertretern des Fachschaftsrates und den Dozenten funktioniert gut, was umso erstaunlicher ist, da die Hauptursachen für die Probleme mangelnde Gesprächsbereitschaft und Kommunikationsbarrieren zu sein scheinen.
Dieser Artikel hätte ausgewogener sein können, doch aufgrund wiederholter geplatzter Termine und Unerreichbarkeit war ein Interview mit dem Fachschaftsrat nicht möglich.

Geschrieben von Katarina Sass