Wie wird aus Liebe Hass und aus Zuneigung Verachtung? Warum wird eine Frau zur Mörderin ihres Bruders und ihres eigenen Sohnes?

Seit Jahrhunderten lebt der Mythos der Kindsmörderin Medea. Zahlreiche Autoren wie Euripides oder auch Christa Wolff ließen sich von dieser leidenschaftlichen Frauengestalt zu unterschiedlichsten Ausarbeitungen inspirieren, als Opern- und Filmstoff ist das Schicksal der Medea aufgegriffen worden.
Im Theater Vorpommern ist nun ein modernes Ballett von Ralf Dörnen zu erleben, in dem Medea ihren Weg durch die Irrungen des Lebens sucht. Für ihren Geliebten Jason wendet sie sich gegen ihre eigene Familie, wird kriminell und verlässt fluchtartig ihre Heimat.
Fortan führt sie ein Leben, das von Verzweiflung und Entwurzelung geprägt ist. Das Glück mit Jason und dem gemeinsamen Sohn währt nicht lange, denn Jason verlässt sie, um für sich den sozialen Aufstieg zu ermöglichen. Hasserfüllt entwickelt Medea einen grausamen Racheplan, der alle Beteiligten in tiefe Verzweiflung stürzt.
Zur Musik von Stephan Marc Schneider lassen die Mitglieder des Ballettensembles diese Geschichte mit tragischem Ausgang zum Leben erwachen. Dynamische Bewegungen sowie moderne Sprung- und Tanzkombinationen werden genutzt, um dem Zuschauer die Handlungen und Emotionen der Protagonisten zu erklären. Nicht immer will dies gelingen.
Theaterbesucher, die die Geschichte der Medea nicht kennen, haben sicherlich Mühe, der Handlung zu folgen. Begrenzt sind auch die Möglichkeiten eines Balletts, die vielschichtigen Motive und Gefühle der Handelnden, vor allem der Medea, ausschließlich durch Bewegung und Mimik auszudrücken.
Beeindruckend ist die Aufführung jedoch allemal, denn der Inhalt, die tänzerische Leistung, die musikalische Begleitung sowie die Kostüm- und Bühnengestaltung wissen in ihrer Gesamtheit zu überzeugen.

Geschrieben von Grit Preibisch