Drei moritz-Redakteure – drei Meinungen.

Der vierte Teil der Geschichte des jungen Zauberers im Extratest.

Joel Kaczmarek

Für rund 200 Millionen Dollar kann man doch erwarten, dass man sich eine halbe Stunde mehr Zeit nimmt, um den Zuschauer in die Handlung einzuführen und ihn nicht einfach mit lauter Versatzstücken verwirrt zurücklässt. Spannung und Action müssen nicht zu Hetze führen und schon gar nicht zu Detailverlust. Letztlich werden die Charaktere zur Nebensache einer für diese Filmdauer zu komplexen Handlung. Harry Potter erlag wohl dem Problem vieler moderner Produktionen, dass man alles Vorangegangene meint übertreffen zu müssen, indem Bombast und Spannung die kleinen Dinge ablösen.

Michael Boortz

Mittlerweile zum vierten Mal zeigt sich Harry Potter nun auf Zelluloid und wie die Darsteller ist auch der Film erwachsen geworden. Leider. Anders als noch bei den Vorgängern stehen mehr die Spezialeffekte und die Actionszenen im Vordergrund. Es gelingt Regisseur Mike Newell zwar, die Geschichte des 4. Teiles der mittlerweile sechsteiligen Reihe über den jungen Zauberer nahezu vollständig umzusetzen, aber den Charakteren um Harry wird kaum Platz für Emotionen gelassen. Gerade das wäre aber wünschenswert gewesen, um die Stimmung der Vorgänger zu schaffen. Letztendlich ist „Harry Potter und der Feuerkelch“ gute Abendunterhaltung, aber lange kein Märchen mehr für Kinder.

Sarah Rieser

Das Time Magazine hat vor kurzem geschrieben, dass die Kinder, die mit Harry Potter aufgewachsen sind, die sind, die mit der ständigen Bedrohung des Terrorismus aufwachsen. Der neue Film schafft es, das Lebensgefühl dieser Kinder einzufangen. Die unbeschwerte Kindheit der letzten Filme ist von der ersten Minute an vorbei. Der Film lässt einen nicht los, die heile Welt der Kinder zerfällt, ständig schweben sie in einer Gefahr, die sie nicht recht fassen können. Am Ende steht kein Happy End, sondern die Gefahr eines neuen Krieges.
Schluss ist mit diffusen Gegnern, jetzt ist Voldemort selbst an der Reihe, genial gespielt von Ralph Fiennes, der der Figur genau das Quäntchen Menschlichkeit lässt, das sie braucht, um sie zu einem der bedrohlichsten Bösewichte seit langem zu machen. Ja, Voldemort ist böse, aber er ist auch ein Mensch. Der Film ist anders, aber besser als seine Vorgänger.

Geschrieben von Joel Kaczmarek, Michael Boortz, Sarah Rieser