Kinder erzieht am besten, wer sich mit Ihnen beschäftigt

Die Supernanny ist los! Unsere Fernsehgesellschaft hat einen neuen Superhelden geschaffen. Sie heißt Katharina Saalfrank, kommt aus Berlin und ist Mutter von vier Kindern.
Mittwochs zieht sie uns in den Bann und Deutschland schaut zu, wenn die Supernanny in die Erziehung eingreift und Hilfe suchenden Eltern mit Rat und Tat beisteht. Sie versucht Kinder, die trotzen, schlagen und einen Willen fern ab der Eltern haben, wieder in ein normales Familienleben einzugliedern.
Doch was sehen wir da eigentlich?
Wir sehen Kinder, die seit langem über die Strenge schlagen und nicht auf ihre Eltern hören. Sie tyrannisieren die Familie und werden als böse hingestellt.
Doch wie kam es dazu? Welchem Einfluss unterliegen diese Kinder, damit sie solch einen Charakter entwickeln? Unsere Kinder werden in ihrem Heranwachsen durch mehrere Faktoren beeinflusst: Die Eltern, den Kindergarten, die Familie, Freunde. All diese Menschen bilden ein Umfeld, das Kinder prägt. Es wurde also geschafft, in vier, fünf Jahren ein Kind zum Trotz zu erziehen. Doch erziehen wir sie denn wirklich dazu oder ist es nicht eine normale Phase, in der jedes Kind das Recht hat, einmal bockig zu sein?!
Wenn die Supernanny gerufen wird, ist es meist ein Fall, wo Eltern die Geduld fehlt. Sie setzen sich seit langem nicht mehr mit ihrem Kind auseinander und schließlich ist professionelle Hilfe notwendig.
Sie lebt für kurze Zeit bei der Familie, stellt Regeln auf und tritt bei schnellem Erfolg, der sich durch Disziplin der Eltern ergibt, aus dem Leben der Familie. Es macht einen Anschein wie Mary Poppins, doch per Video beobachtet sie das Zusammensein weiter und nach dem ersten Rückfall klingelt sie wieder an der Haustür.
Es hört sich einfach an, doch aus pädagogischer Sicht liegt hier ein harter Kritikpunkt. Eine Hilfe suchende Familie, die auf pädagogische Betreuung angewiesen ist, kann nicht wie am Fließband abgefertigt werden. Gerade deshalb kommt es bei so vielen Kindern zu einem Rückfall. Hier wäre eine längere Betreuung wichtig, um auch diese regressiven Phasen erzieherisch zu meistern.
Schön und gut, worum geht es eigentlich?
Um ein Kind zu einem vollwertigen Mitglied unserer Gesellschaft zu erziehen, bedarf es einer Norm- und Wertevermittlung, die auch das Einhalten von Regeln und das Setzen von Grenzen bedarf. Diesen theoretischen Wert in die alltägliche Erziehungsarbeit einfließen zu lassen scheint nicht immer ganz einfach. Wie man bei RTL sieht, scheinen gerade hier vermehrt Eltern Schwierigkeiten zu haben, denn wer will schon erziehen, wie seine Eltern? Oder wer möchte sich nach 1968 noch den autoritären Stiefel anziehen?
Daher ist es oft unangenehm Grenzen zu setzen (schließlich ist Kinder erziehen auch anstrengend). Das eigene Kind in seine Schranken zu weisen, ist nicht nur ein autoritärer Akt, sondern drückt auch Zuneigung aus. Es zeigt dem Kind, dass man es respektiert und ihm Aufmerksamkeit schenkt, indem man sich mit ihm beschäftigt.
Nur immer das Beste für sein Kind zu wollen heißt nicht, keine Grenzen und Regeln zu setzen. Es ist vielmehr wichtiger zu erklären, warum man hier eine Grenze zieht und selbst wenn es mal heißt: ?Weil ich es so mag?. Dies gibt dem Kind mehr Vertrauen, als es in seinem Handeln allein zu lassen.
Trotz Regeln und Grenzen, trotz Superhelden und Nannys, die tausend Erfahrungen mit Kindern haben, ist Erziehung immer noch Beispiel und Liebe (frei nach Fröbel). Nicht ein perfekter Erzieher, sondern ein Erzieher, der sich um sein Kind kümmert und sich mit ihm auseinandersetzt, wird eine ausgeglichene Beziehung zu seinem Kind erlangen.
Eine Nanny, kommt in eine zerrüttete Familie und muss strikte Grenzen setzen, um sich durchzusetzen. Sie stellt Regeln ohne großen Spielraum auf und formt so das Kind nach ihrem Willen. Jedoch geht es im Alltag nicht um die Kontrolle des Kindes nach unseren Wünschen, sondern darum, dem Kind einen freien Willen zu geben. Den Wert der eigenen Entscheidungsfindung und die stete Bereitschaft, unser Handeln zu erklären, schafft eine Eltern-Kind Beziehung, in der gewisse Regeln gelten, es jedoch immer Handlungsspielräume gibt. Kinder brauchen Grenzen – Eltern auch.

Geschrieben von Kilian Jäger