Am Studienkolleg werden ausländische Studenten auf ihr Studium vorbereitet

?Wir sind Vater, Mutter, Bruder, Opa – so ziemlich alles auf einmal?, sagt Gudrun Schimpfky, wenn man sie über das Verhältnis zu ihren Studenten fragt. Gudrun Schimpfky ist die Leiterin des Studienkollegs in der Makarenkostraße und ihre Studenten kommen aus Marokko, dem Jemen oder Israel.

Am Studienkolleg werden ausländische Studienbewerber in verschiedenen Schwerpunktkursen sprachlich und fachlich auf ihr Studium in Deutschland vorbereitet. Es gibt drei verschiedene Arten von Kursen. ?Der M-Kurs richtet sich an diejenigen, die Medizin, Biologie, Pharmazie oder Sport studieren möchten?, erklärt Gudrun Schimpfky. Die T-Kursen bereiteten auf technische, mathematische, sowie alle anderen naturwissenschaftlichen Studienfächer außer Biologie vor. ?Der G-Kurs schließlich ist zur Vorbereitung auf die sprachlichen, geisteswissenschaftlichen sowie künstlerischen Fächer gedacht.? Die Ausbildung dauert in der Regel zwei Semester und schließt mit einer ?Prüfung zur Feststellung der Eignung ausländischer Studienbewerber für die Aufnahme eines Studiums an Hochschulen der Bundesrepublik Deutschland? (oder kurz: Festellungsprüfung) ab. ?Danach kann sich der Student an jeder Universität in Deutschland bewerben und wird behandelt wie ein deutscher Kommilitone auch.? Dies sei auch der Grund, warum der Unterricht bereits am siebten Januar bzw. siebten Juli ende. ?Schließlich müssen ja die Fristen für die NC-Fächer eingehalten werden.?
Der Ablauf im Studienkolleg erinnert an die Schule, ?auch wenn ich den Ausdruck ‚Schule’ im Zusammenhang mit uns nicht gerne höre.? Der Unterricht beginnt um acht Uhr und erstreckt sich in sechs bis acht Stunden über den Vormittag. Auch Hausaufgaben gibt es natürlich.
Ist das Ende des Semesters erreicht, beginnen für Gudrun Schimpfky und ihre sieben Mitarbeiter (laut Gesetzt muss jeder die Qualifikation zum Gymnasiallehrer besitzen) stressige Tage. Nun heißt es, Klausuren zu korrigieren, damit sich die Studenten schnell bewerben können. ?Eine Prüfung gibt es nach jedem der zwei Semester. Nach dem ersten Semester bekommen die Studenten eine Bewertung, die sie bestehen müssen.? Erst dann kämen sie ins zweite Semester, das sie dann mit der bereits erwähnten Feststellungsprüfung beenden.
Vorraussetzung um überhaupt am Studienkolleg zugelassen zu werden, ist das Bestehen eines Aufnahmetests im Januar bzw. August eines Jahres. Nur die besten werden zugelassen.
Das Greifswalder Studienkolleg ist eines von 25 ähnlichen Einrichtungen in Deutschland. ?Wir sind ein eigenständiges Institut und direkt dem Rektor unterstellt?, berichtet Gudrun Schimpfky. In Greifswald kämen die Studenten in erster Linie aus den arabischen Ländern. ?Das war schon zu DDR-Zeiten so.? Studienvorbereitende Kurse gäbe es hier bereits seit 1979 – und Gudrun Schimpfky ist von Anfang an dabei. ?Damals haben wir mit 30 Studenten angefangen?, erinnert sie sich. Heute sind es 130. Da stießen die Kurse häufig an ihre Kapazitätsgrenze. ?Eigentlich sollen höchstens zwanzig Studenten in einem Kurs sein; meist sind es jedoch 25.?
Auch das Haus, in dem sich das Studienkolleg befindet, hat schon bessere Zeiten erlebt. Als Kindergarten gebaut, beherbergt es seit 1997 das Kolleg. ?Als wir herkamen, war nichts hergerichtet und wir mussten uns die Möbel selbst zusammensuchen.? Ein paar Monate später habe die Uni dann jedoch gehandelt und das Erdgeschoss renovieren lassen. ?Wir sind hier ganz zufrieden – zumindest im Vergleich zu früher.? Nach der Wende befand sich das Studienkolleg nämlich in der Kapaunenstraße. Irgendwann hätten die Statiker dann herausgefunden, dass das Haus eigentlich nicht mehr nutzbar sei. ?Aber wir hatten kein anderes Gebäude.? Erst als sich das Haus gesenkt habe, habe man sich wohl oder übel etwas einfallen lassen müssen. ?Als Risse in der Wand waren, mussten wir raus.? Nach einem kurzen Zwischenspiel in der BWL, sei man dann in die Makarenkostraße gezogen.
Heute sieht Gudrun Schimpfky die Probleme woanders. ?Dieses Jahr hatten wir besonders mit der Wohnraumsituation unserer Studenten zu kämpfen.? Viele hätten kurz vor Semesterbeginn noch keine Unterkunft gehabt. ?Ich bin davon überzeugt, dass auch heute noch nicht jeder eine Bleibe hat.? Doch es gibt auch positive Erlebnisse. So hätten sich auch viele Studenten in Eigenregie eine Wohnung besorgt und Wohngemeinschaften gebildet. Und wenn es hart auf hart kommt, sind Gudrun Schimpfky und ihre Mitstreiter auch gerne bereit, sich noch nach der Arbeitszeit für ihre Schützlinge zu engagieren. So hätte ein Kollege vor einiger Zeit einige Studenten beim Einzug geholfen und Möbel gefahren. ?Das gehört auch zur Betreuungstätigkeit.? Kein Wunder, dass die Lehrer so schnell zum Familienersatz werden.

Geschrieben von Kai Doering