Eine Liebeserklärung an das Schreiben von Briefen

Eine Liebeserklärung an das Schreiben von Briefen

Hast du jemals einen handgeschriebenen Brief erhalten, der deine Welt auf den Kopf gestellt hat? Einen Brief, der nicht nur Worte auf Papier war, sondern eine Geschichte erzählte, die dich berührte und deine Seele zum Singen brachte? In einer Welt, die von E-Mails und Textnachrichten beherrscht wird, scheinen handgeschriebene Briefe eine verlorene Kunst zu sein. Doch hinter jeder geschriebenen Zeile verbirgt sich eine Magie, die nur wenige erleben. Tauche mit mir ein in die Welt der Briefe, eine Welt voller Emotionen, Erinnerungen und unendlicher Möglichkeiten…

Es gibt etwas Besonderes an einem handgeschriebenen Brief, das elektronische Nachrichten einfach nicht erfassen können. Die Berührung des Stifts auf Papier, das langsame Formen von Worten und Gedanken, das Gefühl, dass jede Linie und Kurve ein Teil der absendenden Person ist – das alles macht das Schreiben von Briefen zu einem Akt der Intimität und Verbundenheit. Wenn ich einen Brief schreibe, fühlt es sich an, als würde ich eine Zeitreise antreten. Die Worte fließen aus meinem Herzen und meiner Seele, als würde ich ein Fenster in meine tiefsten Gedanken und Gefühle öffnen. Es ist eine Möglichkeit, meine Liebe, meine Sehnsucht, meine Freude oder auch meine Trauer auszudrücken, auf eine Weise, die unmittelbar und authentisch ist.

Jedes Mal, wenn ich den Stift auf das Papier setze, spüre ich eine Verbindung zu den vergangenen Momenten meines Lebens. Jeder Satz erweckt Erinnerungen zum Leben – an die lustigen Abenteuer mit Freunden, die warmen Umarmungen der Familie oder die stillen Augenblicke der Selbstreflexion. Es ist erstaunlich, wie ein einfacher Brief uns in die Vergangenheit zurückversetzen kann. Die Worte, die wir niederschreiben, bringen uns wieder zurück zu den guten Zeiten, in denen wir gelacht haben und zu den kostbaren Augenblicken, die wir geteilt haben. Das Schreiben eines Briefes ermöglicht es uns, diese Momente noch einmal zu erleben und unsere Erinnerungen lebendig zu halten.

Das Schreiben eines Briefes ist ein bewusster Akt, der Zeit und Achtsamkeit erfordert. Anders als bei schnellen Nachrichten über WhatsApp oder E-Mails nehme ich mir beim Schreiben eines Briefes bewusst Zeit, um meine Gedanken zu ordnen und meine Worte sorgfältig zu wählen. Jeder Satz wird mit Bedacht formuliert, jede Zeile durchdacht, denn ich weiß, dass die empfangende Person jeden einzelnen Buchstaben mit Aufmerksamkeit lesen wird. Es ist eine Verlangsamung in einer Welt, die sich immer schneller zu drehen scheint. Das Schreiben eines Briefes erlaubt es mir, innezuhalten, tief durchzuatmen und mich voll und ganz auf den Moment zu konzentrieren. Es ist eine Kunst, die Langsamkeit zu schätzen und zu erkennen, dass die schönsten Dinge im Leben Zeit brauchen, um zu wachsen und zu gedeihen.

Ein handgeschriebener Brief ist mehr als nur ein Stück Papier mit Buchstaben. Er ist ein Ausdruck unserer Zuneigung und Verbundenheit zur empfangenden Person. In jedem Wort steckt ein Stück unserer Seele, ein Hauch unserer Essenz, der über den Raum und die Zeit hinweg reicht und uns näher zusammenbringt, selbst wenn wir räumlich getrennt sind. Ein Brief ist wie eine Brücke zwischen den Herzen, die Entfernungen überwindet und Verbindungen schafft, die stark und unerschütterlich sind. Wenn wir einen Brief erhalten, spüren wir die Wärme und Liebe, die darin steckt, und fühlen uns verbunden mit dem Menschen, der ihn abgesendet hat, auch wenn er weit entfernt ist. Es ist eine tiefe Verbundenheit, die uns durch die Worte eines Briefes erreicht.

Deshalb ermutige ich jeden Einzelnen von euch, selbst mit dem Briefeschreiben anzufangen! Es spielt keine Rolle, ob ihr einen Brief an einen geliebten Menschen, an euch selbst oder sogar an das Leben schreibt. Was zählt, ist der Akt des Schreibens selbst, der uns dazu bringt, unsere Gedanken und Gefühle zu reflektieren, unsere Stimme zu finden und unsere Geschichte zu erzählen! Also schnappt euch einen Stift und ein Blatt Papier und lasst eure Gedanken fließen. Schreibt einen Brief an jemanden, den ihr liebt, an jemanden, den ihr vermisst, an jemanden, den ihr bewundert, oder einfach an das Leben selbst. Ihr werdet überrascht sein, wie befreiend es sein kann, eure Gefühle aufs Papier zu bringen und euch mit anderen auf einer tieferen Ebene zu verbinden. Das Schreiben von Briefen ist eine Kunst, die nie aus der Mode kommen wird. Es ist eine zeitlose Form der Kommunikation, die uns daran erinnert, dass die schönsten Dinge im Leben oft in den einfachsten Gesten zu finden sind. Also lasst uns gemeinsam die Magie des Briefeschreibens entdecken und das Leben mit Liebe, Freude und Dankbarkeit füllen.

Beitragsbild: Petimat Islamova


Zur Person der Autorin

Eine Liebeserklärung an Tagebücher

Eine Liebeserklärung an Tagebücher

Ich schreibe seit meinem 10. Lebensjahr Tagebuch. Manchmal hole ich meine alten Tagebücher aus meiner Erinnerungsbox raus und blättere durch. In jedem Eintrag finde ich mich – eine jüngere Version meines Selbst, unschuldig und träumend. Die Worte meines jüngeren Selbst sind wie eine Zeitmaschine, die mich zurückführt zu den Momenten des Lachens, der Liebe, aber auch der Herausforderungen, die mich geformt haben. Ein Tanz zwischen Nostalgie und Melancholie, der meine Reise durch die Jugend begleitet.

In den vergilbten Seiten meiner Tagebücher verbergen sich mehr als nur Worte. In ihnen schlummert eine Schatztruhe voller Erinnerungen, eine Reise durch die Gedanken, Träume und Abenteuer meiner vergangenen Ichs. Die befüllten Seiten sind wie Fenster zu den unterschiedlichen Phasen meines Lebens, eine Sammlung von Fragmenten, die meine Jugend einfangen. Es ist, als ob ich in Erinnerungen reise, an die Gedanken, Träume und Abenteuer meines vergangenen Selbst.

Die zarten Linien der Tagebücher tragen die Spuren der vergangenen Jahre. Das Tagebuchschreiben ist für mich wie das Einfangen von verblasster Tinte auf lebendigem Papier. Jede Zeile erzählt von den Farben meiner Emotionen, von den Herausforderungen, die ich gemeistert und den Freuden, die ich gefeiert habe. Es ist ein lebendiges Fotoalbum meiner Vergangenheit, gefüllt mit den schillernden Facetten des Erwachsenwerdens.

Hier sind die Gedanken, die ich nie ausgesprochen habe. Jede Seite atmet Leben, jedes Wort ein Echo meiner Empfindungen. In den Zeilen meiner Tagebücher finde ich Trost, wenn die Worte im Alltag schwer zu finden sind. Es sind nicht nur Worte, die auf dem Papier ruhen; es sind Gefühle, die sich in jeder geschwungenen Kurve und jedem Punkt verbergen. Die Seiten meiner Tagebücher sind wie Fenster zu meiner Seele. Hier kann ich meine Ängste teilen und meine Träume in die Welt hinausschicken. In Tagebüchern liegt die Magie des Festhaltens. Hier finden Vergänglichkeit und Ewigkeit einen gemeinsamen Raum.

Diese Magie liegt nicht nur in den geschriebenen Worten, sondern auch in den kleinen Schätzen, die sie bewahren – wie getrocknete Blumen, Briefe und Bilder. Du musst kein*e Meister*in der Worte sein, um dein eigenes Tagebuch zu starten. Es ist deine Eintrittskarte zu einem persönlichen Abenteuer, wo du deine Gedanken frei fließen lassen kannst. Wer weiß, vielleicht wird auch dein Tagebuch zu einer Schatzkiste voller Erinnerungen, die dich ein Leben lang begleiten. Fang einfach an – dein leeres Buch wartet darauf, mit Geschichten gefüllt zu werden. Dein persönliches Abenteuer beginnt jetzt.

Beitragsbild: Joanna Kosinska auf Unsplash

Adventskalender Türchen 14: Eine Liebeserklärung an die Winterzeit

Adventskalender Türchen 14: Eine Liebeserklärung an die Winterzeit

Leise rieselt der Schnee.. Es ist wieder soweit. Die Winterzeit ist da, die dicken Winterklamotten wurden aus dem Keller wieder hochgebracht, die Ohrenwärmer und der dicke Schal ergänzen nun unser Outfit. Winterzeit heißt auch die Zeit der Verbundenheit, also: Lasst uns gemeinsam diese Zeit feiern, eine Zeit, die nicht nur frostige Temperaturen und klirrende Winde, sondern auch eine einzigartige Schönheit und einen unvergleichlichen Zauber mit sich bringt. In den Weihnachtsferien offenbart sich für mich mehr als nur eine Pause vom Alltag – es ist eine Zeit der Ruhe, des Zusammenkommens und der Magie.

Die festliche Atmosphäre der Weihnachtsferien

Die festliche Atmosphäre der Weihnachtsferien ist für mich wie ein Zauber, der sich über die Welt legt. Die Straßen erstrahlen im warmen Glanz von Lichterketten und funkelnden Sternen. Überall verbreitet sich eine Atmosphäre der Freude und des Miteinanders. Der Duft von Tannennadeln und Zimt hängt in der Luft und kitzelt die Sinne, während sich das Knistern von brennenden Kerzen in den Häusern mit dem Lachen und den fröhlichen Gesprächen der Menschen vermengt.

Es ist die Zeit der festlich geschmückten Schaufenster, in denen sich funkelnde Weihnachtsdekorationen spiegeln. Die Geschäfte sind erfüllt von aufgeregten Menschen, die nach dem perfekten Geschenk suchen, und die Straßen sind lebendig mit dem Klang von Weihnachtsmusik. In dieser Zeit verschwimmen die Grenzen zwischen Fremden, und ein Gefühl der Verbundenheit breitet sich aus.

Die festliche Atmosphäre der Weihnachtsferien erreicht ihren Höhepunkt in den liebevoll dekorierten Wohnungen und Häusern. Lichterketten schmücken die Fenster, der festlich geschmückte Weihnachtsbaum strahlt im Mittelpunkt des Raumes. Gemeinsames Dekorieren und das Auspacken von lang gehegten Weihnachtsdekorationen werden zu liebgewonnenen Traditionen, die das Zuhause in einen Ort der Geborgenheit und des Glücks verwandeln.

Die festliche Tafel, reich gedeckt mit Leckereien, wird zum Mittelpunkt gemeinsamer Mahlzeiten. Die Freude am Schenken und Beschenkt-Werden verleiht der Atmosphäre eine einzigartige Herzlichkeit. Und wenn sich die Familie um den festlich gedeckten Tisch versammelt, entsteht ein Moment der Harmonie und des Glücks, der die Bedeutung von Liebe und Zusammenhalt unterstreicht.

Die Atmosphäre der Weihnachtsferien ist für mich nicht nur eine äußere Erscheinung, sondern ein Gefühl, das tief in die Herzen der Menschen eindringt und sie verbindet. Es ist die Zeit, in der wir uns an die Werte der Liebe, des Mitgefühls und der Großzügigkeit erinnern und diese mit unseren Liebsten teilen. Diese magische Stimmung ist es, die den Winter und die Weihnachtszeit zu einer unvergesslichen Zeit der Wärme und Geborgenheit macht.

Ja, draußen ist es kalt, aber diese Kälte eröffnet uns die Möglichkeit, uns einzukuscheln und die Wärme gemeinsam zu genießen. Die klare Luft, der glitzernde Schnee unter unseren Füßen – es ist, als ob die Welt für einen Moment stillsteht, um Platz für die Magie des Winters zu machen. Die Winterabende sind wie gemalte Leinwände, auf denen die Sterne in der klaren Nacht tanzen.

Winterliche Abende vor dem Kamin

Gemeinsam vor dem Kamin zu sitzen, in flauschige Decken gewickelt, das Knistern des Feuers im Hintergrund – das sind die kleinen Augenblicke, die den Winter für mich so besonders machen. Die Flammen werfen ein sanftes Licht. Die Wärme des Feuers breitet sich aus und vertreibt die Kälte des Winters. Die Flammen tanzen im Rhythmus der Geschichten, die wir teilen, und die Funken des Feuers spiegeln sich in unseren Augen wider. Die winterliche Kälte draußen wird durch die gemeinsame Wärme drinnen zur unwichtigen Nebensache, während wir uns in der Intimität des Kaminlichts verlieren.

Es sind die Geschichten, die an solchen Abenden zum Leben erwachen. Geschichten von vergangenen Abenteuern und gemeinsamen Erlebnissen. Der Kamin wird zum Hintergrund für unsere Gedanken und Träume. Wir tauchen in die Vergangenheit ein und träumen von der Zukunft, während das Knistern des Feuers uns begleitet.

Der Duft von brennendem Holz vermengt sich mit dem Aroma von dampfendem Tee oder heißer Schokolade. Mmm.. Tassen klirren leise, und der Dampf steigt auf, während wir die winterliche Stille durchbrechen. Es sind die winterlichen Abende vor dem Kamin, die uns in einen Zustand der Gelassenheit versetzen. Die Welt draußen mag kalt und unberechenbar sein, aber hier, in unserer kleinen Oase vor dem Kamin, erfahren wir ein Stück Paradies. Es ist die Art von Abenden, die Erinnerungen schaffen und die uns daran erinnern, dass es in der Einfachheit des Augenblicks eine Fülle von Glück gibt. In diesen Momenten wird der Winter nicht nur erträglich, sondern zu einer Zeit des gemeinsamen Wohlbefindens und der Liebe.

Winterliche Reflexion und Vorfreude auf das Neue Jahr

In den letzten Tagen des Jahres, zwischen den festlichen Feierlichkeiten und den gemütlichen Stunden vor dem Kamin, entfaltet sich eine Zeit der winterlichen Reflexion. Der Glanz der Weihnachtslichter verblasst allmählich, und ein stiller Moment der Besinnung tritt ein. Wir schauen zurück auf das vergangene Jahr, auf die Höhen und Tiefen, die uns geprägt haben. Jeder Augenblick wird zu einem funkelnden Stern in der Erzählung unserer Geschichte.

In dieser Zeit der Rückbesinnung wird der Blick nach vorne gerichtet – auf die unbeschriebenen Seiten des neuen Jahres, die sich vor uns ausbreiten. Wir stehen an der Schwelle des Unbekannten, und die Vorfreude auf das, was kommen mag, erfüllt uns mit einem Gefühl der Neugier und Aufregung. Es ist eine Zeit, in der wir uns bewusst werden, wie kostbar die gemeinsamen Momente sind. Die Erfahrungen, die wir geteilt haben, werden zu Bausteinen, die die Brücke in das Neue Jahr tragen.

Möge das kommende Jahr genauso reich an Liebe, Wärme und gemeinsamen Abenteuern sein wie der Winter, den wir gerade erleben! <3

Beitragsbild: Laura Schirrmeister

Umgekrempelt: Spazieren gehen

Umgekrempelt: Spazieren gehen

Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt es 8.000 bis 10.000 Schritte pro Tag zu gehen. Jedoch sitzen wir im Schnitt 8 bis 10 Stunden pro Tag und liegen auch gerne mal eine ganze Weile im Bett. Neben der Arbeit oder dem Studium dann noch darauf zu achten, jedes Mal eine bestimmte Anzahl an Schritten pro Tag erfüllen zu müssen, schreckt dahingehend viele Leute ab. Wenn man hingegen ohne jeglichen Zwang, irgendwas zu erfüllen rausgeht, egal für wie lange, dann ist man dem Ganzen schon weniger abgeneigt und kann das Ganze auch etwas mehr genießen. Man geht in diesem Fall lediglich zum Zeitvertreib raus und nicht, um irgendwelche Schrittzahlen voll zu kriegen. Das Ganze nennt sich dann spazieren gehen.

Ein Schritt in die richtige Richtung:

Ich bin früher als Kind oft mit meinem Vater eine Runde Spazieren gegangen, wenn das Wetter schön war. Heutzutage sind Spaziergänge jedoch eher eine Rarität in meinem Alltag geworden. Glücklicherweise haben wir beim webmoritz. ja unsere Kolumne „umgekrempelt”, bei der wir in einer Art Selbstexperiment versuchen unser Leben zeitweise in bestimmten Aspekten umzustellen. Im Vergleich zu anderen Beiträgen in der Kolumne ist spazieren gehen mit Sicherheit nicht ganz so eine große Lebensumstellung. Ich bin jedoch trotzdem der festen Überzeugung, dass es den Alltag in vielerlei Hinsicht bereichern kann. Nicht umsonst gibt es das Sprichwort: „Ein Spaziergang am Tag hält den Körper fit und stark”. Okay, das Sprichwort hab ich mir ausgedacht, stimmen tut es aber trotzdem, denn tatsächlich soll spazieren gehen dazu beitragen den Kreislauf wie auch das Immunsystem zu stärken. Zudem werden Stresshormone durch Bewegung schneller abgebaut. Klingt doch alles in allem nach einem super „care package”, was man da vom Spazierengehen serviert bekommt. Meine persönlichen Erfahrungen mit dem täglichen Spaziergang teile ich euch im Folgenden mit.

Ein Spaziergang ist jeden Schritt wert:

Ich habe versucht möglichst viele verschiedene Erfahrungen beim Spazierengehen zu sammeln und bin deshalb möglichst immer zu anderen Uhrzeiten losgegangen und habe auch immer andere Wege eingeschlagen. Einer der Wohl bekanntesten Zeitpunkte, um spazieren zu gehen, ist mit Sicherheit nach dem Essen. Das war tatsächlich früher auch schon immer der häufigste Anlass für mich, um einen Spaziergang zu machen und war auch als der berühmt berüchtigte Verdauungsspaziergang bekannt. Spazieren nach dem Essen ist vorteilhaft, da durch die Bewegung sowohl der Blutzucker im Körper stabilisiert wird, als auch die Verdauung angeregt wird. Auch diesmal bin ich öfters nach dem Essen rausgegangen. Abhängig davon wann man gegessen hat, ist draußen natürlich auch unterschiedlich viel los und man erlebt dahingehend auch jeweils immer andere Sachen. Das Ganze fängt bei den Personen an, die einem über den Weg laufen. Während es mittags öfters ein Rentnerpärchen ist, welches ebenfalls eine Runde durch die Nachbarschaft macht, sind es nachmittags dann schon eher die Kinder, die gerade von der Schule den Rückweg antreten. Abends sind es dann vermehrt die Studis, die geschafft von der Uni nach Hause gehen oder fahren.

Tags und nachts unterwegs:

Das Ganze hängt von der Uhrzeit ab, bei der man rausgeht. Uhrzeit ist auch ein gutes Stichwort, denn, wenn ich es mal zeitlich nicht geschafft habe, nach dem Essen spazieren zu gehen, dann habe ich den täglichen Spaziergang woanders hin verlagert. So war ich unter anderem auch schon früh morgens unterwegs und habe mir noch etwas die Beine vertreten, bevor ich meinen Termin beim Arzt wahrnehmen musste. Die Bewegung hat in jedem Fall geholfen, um schneller wach zu werden. Da ich keinen Kaffee trinke, war der kleine Spaziergang daher ganz passend, denn dadurch bin ich im Wartezimmer beim Arzt nicht direkt wieder eingeschlafen. Ganz früh morgens ist auf den Straßen auch noch nicht so viel los, was den Spaziergang insgesamt natürlich entspannter macht. Ich bin dem Berufsverkehr quasi gerade so noch entgangen, was das Ganze ziemlich stressfrei gemacht hat. Noch ruhiger ist es eigentlich nur nachts gewesen. Auch wenn ich den Nachtspaziergang nur einmal in der ganzen Woche gemacht habe, kann ich mit Sicherheit sagen, dass es der idyllischste unter allen Spaziergängen war. Da nichts draußen los war, war der Spaziergang perfekt, um den Kopf frei zu kriegen und die übrig gebliebenen Alltagssorgen beiseite zu schieben.

Durchnässt und verirrt:

Eine weitere wichtige Erkenntnis, die ich gemacht habe, ist, dass man manchmal doch mehr als nur seine eigenen zwei Beine braucht zum Spazierengehen. Es schadet beispielsweise nicht im Vorhinein mal einen Blick auf den Wetterbericht zu werfen. Ich hätte das wohl auch hin und wieder mal machen sollen. Die Quittung dafür, dass ich es nicht gemacht habe, habe ich dann kassiert, als ich bei einem abendlichen Spaziergang an einem Feldweg auf einmal von einem Regenschauer überrascht wurde. Ohne Regenschirm oder eine Möglichkeit sich irgendwo unterzustellen, entwickelte sich der gemütliche Spaziergang schnell zu einem 200 Meter Sprint zum nächstgelegenen Baum.

Was ich ebenfalls empfehlen kann, ist für alle Fälle immer ein Handy dabei zu haben. Für viele ist das wahrscheinlich sowieso schon selbstverständlich, da das Smartphone zur heutigen Zeit einen Dauersitzplatz in den Händen der meisten Leute hat. Ich habe bei meinen Spaziergängen aber möglichst immer versucht mein Handy zuhause zu lassen, um jegliche Ablenkungen beiseite zu schaffen. Wir hängen tagtäglich sowieso schon lang genug am Handy, da kann es nicht schaden, wenn man es auch einfach mal aktiv weg legt und sich anderen Dingen widmet. Der Grund, warum ich nun trotzdem empfehle gelegentlich ein Smartphone mitzunehmen, ist für den Fall, dass ihr euch verlauft. Wie ja bereits am Anfang angekündigt, hatte ich mir vorgenommen immer neue Wege einzuschlagen und das habe ich nach Möglichkeit auch gemacht. Jedoch kann es dann auch gerne mal vorkommen, dass man in komplett unvertraute Gegenden hineinspaziert. So fand ich mich zum Beispiel an einem sonnigen Nachmittag im Herzen von Greifswalds Industriegebiet wieder, ohne jegliche Idee, wie ich aus diesem wieder rauskommen sollte. Eventuell könnte ich das alles auch einfach auf meinen manchmal nicht existenten Orientierungssinn schieben. Jedenfalls wäre Google Maps mit Sicherheit eine gute Hilfe gewesen zu diesem Zeitpunkt. Man könnte sich natürlich auch im Vorhinein mit einer bestimmten Gegend vertraut machen, indem man sie sich auf diversen Karten oder im Internet schonmal anschaut, bevor man dorthin geht. Jedoch finde ich, dass es dem Spazierengehen etwas den Sinn wegnimmt, wenn man die komplette Route quasi vorher schon plant, da ein Spaziergang davon lebt, dass man komplett befreit und ohne irgendwelche anderen Intentionen rausgeht und die Umgebung genießt. Welchen Weg man genau einschlägt sollte mehr oder weniger instinktiv und auch zufällig ablaufen und weniger intentional oder bezweckt.

Mein Fazit:

Wie ihr vielleicht schon beim Lesen gemerkt habt, habe ich weder Schrittzahlen noch Zeiten genannt im Text. Wäre das hier ein Sportexperiment, dann wäre das mit Sicherheit auch angebracht gewesen, jedoch ist es das nicht. Wie bereits am Anfang gesagt, ist ein Spaziergang lediglich zum Zeitvertreib und zur Entspannung gedacht. Die positiven Nebeneffekte, die ein Spaziergang auf den Körper hat, nimmt man natürlich trotzdem gerne mit. Auch wenn es nur knapp eine Woche war, habe ich trotzdem gespürt, dass die tägliche Bewegung mir extrem gut tut. Für eine Person wie mich, die nicht gerne aktiv laufen oder joggen geht, ist spazieren gehen eine gute Alternative, um zumindest ein bisschen fit zu bleiben.
Neben den körperlichen Vorteilen, waren die Spaziergänge auch immer perfekt, um den Kopf frei zu kriegen und etwas Ablenkung vom Alltag zu bekommen. Wenn man sonst nur mit universitären Verpflichtungen zu kämpfen hat, dann tut es zwischendurch auch einfach mal gut, eine Runde spazieren zu gehen, um den Stress etwas zu reduzieren. Mir hat es jedenfalls sehr gut getan, einfach mal für eine gewisse Zeit an nichts denken zu müssen. Zeit ist ein gutes Stichwort, denn es kommt tatsächlich auch gar nicht darauf an, wie lange man spazieren geht. Ob es 15 Minuten, eine halbe Stunde oder zwei Stunden sind, ist komplett egal. Ein guter Spaziergang ist nicht abhängig von der Zeit, die man unterwegs ist, sondern von der eigenen Genugtuung, die man verspürt.
Ich hatte sehr viel Spaß mit meinen täglichen Spaziergängen und werde auch weiterhin versuchen mir jeden Tag etwas die Beine zu vertreten. Nur diesmal den Umständen entsprechend ausgestattet mit Regenschirm und Google Maps an meiner Seite, damit ich auf alles vorbereitet bin.

Beitragsbild: Lucas Hohmeister

Umgekrempelt: Spieglein, Spieglein von der Wand

Umgekrempelt: Spieglein, Spieglein von der Wand

Kennt ihr das, wenn man mal was Neues ausprobieren will, aber am Ende alles beim Alten bleibt? Uns jedenfalls kommt das sehr bekannt vor, deswegen haben wir uns für euch auf einen Selbstoptimierungstrip begeben. In dieser Kolumne stellen wir uns sieben Tage als Testobjekte zur Verfügung. Wir versuchen für euch mit unseren alten Gewohnheiten zu brechen, neue Routinen zu entwickeln und andere Lebensstile auszuprobieren. Ob wir die Challenges meistern oder kläglich scheitern, erfahrt ihr hier.

Er hängt in jedem Bad, schmückt die Wände jedes Fahrstuhls und ist namensgebend für eines der wichtigsten Nachrichtenmagazine: Der Spiegel. Gedanklich schenken wir ihm wenig Beachtung – welche Bedeutung er für uns hat, fällt wie so oft erst auf, wenn er aus unserem Leben verschwindet. Das musste auch ich feststellen, als eines Tages ein vorheriges WG-Mitglied unseren verspiegelten Badschrank mitnahm. Seitdem kann ich nicht mehr in den Spiegel schauen. Nicht aus Scham, sondern aus Bequemlichkeit. Mein ganzes Leben war ich ohne Den Spiegel ausgekommen, wieso also nicht ganz ohne Spiegel? Ob das wirklich so einfach war oder ich mir damit nur etwas vorspiegelte, sollte sich bald zeigen.

Die ersten Tage

Es sieht seltsam aus im Bad. Die Wand überm Waschbecken ist leer – und damit eigentlich nicht besonders spannend. Doch obwohl es da nichts zu sehen gibt, bleibt mein Blick immer wieder an dieser Stelle hängen. Ich kann nichts dagegen tun. Unheimlich. Schaue ich sonst so oft in den Spiegel? Ich halte mich wirklich nicht für besonders eitel, in meinem Kopf habe ich immer nur nach dem Haarewaschen zum Bürsten in den Spiegel gesehen. In der Realität muss ich eben diesen Kopf bei jeder Gelegenheit betrachtet haben – und sei es nur für einen kurzen Moment. Hoffentlich geht das bald weg, ich komme mir leicht dämlich vor.

Neue Gewohnheiten

So langsam sinkt mein Interesse an der weißen Wand. Dafür fallen mir plötzlich überall spiegelnde Oberflächen auf. Der Wasserhahn, die Herdplatte, die Lampe im Badezimmer,… – gefühlt sehe ich mein Spiegelbild häufiger als vorher. Und fast jedes Mal, wenn ich es sehe, streiche ich mir durch die Haare. Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie dadurch auch nicht groß anders aussehen als vorher (wirklich prüfen kann ich diese Hypothese mithilfe der mir zur Verfügung stehenden “Spiegel” nicht, zumal ich ja versuche, auch da nicht hineinzusehen). Trotzdem erwische ich mich immer wieder dabei.

Gedächtnistraining

Meine Haare nicht sehen zu können, ist wirklich das Schlimmste. Auf mein Gesicht achte ich irgendwie gar nicht, auch nicht in den Pseudospiegeln. Das werde ich schon nicht verlieren. Aber obwohl ich meine Haare eigentlich nach einem festen Rythmus wasche, habe ich bisher oft durch einen Blick in den Spiegel festgestellt, ob sie wieder fällig sind. Das fällt jetzt natürlich weg. In meiner Handykamera nachzuschauen fühlt sich nach einer Niederlage an, dazu bin ich zu stolz. Leute fragen geht auch schlecht: “Sag mal, sehen meine Haare eigentlich aus, als hätte ich sie heute waschen müssen?” Wer traut sich schon, da mit ja zu antworten? Zumal es dann ja eh schon zu spät wäre. Ich muss mich also auf meinen eigenen Kopf verlassen. Trotz der ganzen Dinge, die er mich unfreiwillig machen lässt. Das ist gar nicht so einfach, weiter als “also gestern habe ich sie jedenfalls nicht gewaschen” reichen meine Erinnerungen meist nicht zurück. Oft muss ich ziemlich rätseln, bis ich von “dieser einen acht Uhr Vorlesung, in der ich mit nassen Haaren saß” auf das letzte Mal komme, als ich meine Haare gewaschen habe.

Die Außenwelt

Ob ich nach außen hin gerade anders wirke als vorher, kann ich schlecht beurteilen. Irgendwie ist es mir aber auch egal. Wenn andere sich an womöglich zerzausten Haaren stören, ist das schließlich ihr Problem. Ich selbst bekomme das gar nicht mehr mit, weil ich es ja nicht sehe. Irgendwie hat das etwas sehr Befreiendes. Ich höre einfach auf, mir Gedanken darüber zu machen, wie ich gerade aussehe. Jedes Mal, wenn ich doch irgendwo auf einen Spiegel stoße, komme ich in eine Art kindliches Staunen: Sowas, da bin ja ich! Wie ich dabei genau aussehe, nehme ich kaum noch wahr.

Wieder Zuhause

Über einen Monat bin ich ohne Spiegel ausgekommen, als ich in den Semesterferien heimfahre. Hier hat sich nichts verändert – außer mir vielleicht? Am ersten Abend mache ich blöde Faxen vor dem Badezimmerspiegel. Lächerlich, wie viel Spaß ich dabei habe. Ansonsten füge ich mich schnell wieder in den Alltag hier ein. Wenn schonmal ein Spiegel da ist, braucht man ihn ja nicht komplett zu ignorieren. Nur den Spiegeln außerhalb des Bades schenke ich keine Beachtung mehr. Seltsam, dass andere Familienmitglieder die sehr wohl benutzen, plötzlich fällt es mir schwer, den Sinn dahinter zu sehen. Ich sage aber nichts – wozu soll ich ihnen einen Spiegel vorhalten, wenn sie das selbst schon tun?

Inzwischen bin ich wieder in Greifswald. Dass hier nach wie vor keine Spiegel hängen, habe ich trotz der Zeit daheim kaum wahrgenommen. Anscheinend habe ich mich inzwischen echt entwöhnt. Und dabei bleibt es auch. Mir kommt so schnell kein Spiegel mehr ins Haus – und sei es nur, um ihn nicht putzen zu müssen.

Beitragsbild: Luis Villasmil auf Unsplash