Sie drängen sich einem nicht auf. Still und nahezu stoisch kämpfen sie gegen einen übermächtigen Gegner – das Vergessen. Wer diese “stillen Helden” in Greifswald sucht, muss schon genau hinsehen. 27 Steine, die uns an längst vergessene Menschen erinnern.

Die Rede ist von sogenannten “Stolpersteinen”, kleinen quadratischen Gedenktafeln, welche an das Schicksal von Menschen erinnern, die in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt, deportiert, ermordet oder vertrieben wurden. Obwohl sie mittlerweile in zahlreichen Straßen Deutschlands aufzufinden sind, werden sie von den Meisten kaum wahrgenommen.

Mit dem Kopf und dem Herzen stolpern

Die ersten Stolpersteine wurden von dem Künstler Gunter Demnig 1992 vor dem Historischen Kölner Rathaus eingelassen. Auf die Frage, wie er auf den Begriff des “Stolperns” kam, antwortete Demnig in einem arte-Interview: „Nein, nein, man stolpert nicht und fällt hin, man stolpert mit dem Kopf und mit dem Herzen.“
Das Projekt soll als ein dezentraler Gegenentwurf zu den zentrale Gedenkstätten für die Opfer dienen, welche Demnigs Meinung nach nicht genug sichtbar für die Öffentlichkeit wären. Man könne “die Mahnmale einfach umgehen“.

Die Intention der Stolpersteine sei es, den oft nur noch zu Nummern degradierten Opfern des NS-Regimes wieder ihren Namen zurückzugeben. Mit der genauen Markierung der “Tatorte” in den oft dicht besiedelten Gebieten wird die Schutzbehauptung einiger Zeitzeugen, nichts von den Deportationen gewusst oder mitbekommen zu haben, indirekt in Frage gestellt.

Das Bücken, welches notwendig ist, um die Texte auf den Stolpersteinen zu lesen, soll gleichzeitig eine symbolische Verbeugung vor den Opfern darstellen.

Ein Stein, ein Name, ein Mensch

Den Talmud zitierend beschreibt Gunter Demnig das Ziel seines Projektes: “Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist.” Mit den Stolpersteinen werde die Erinnerung an diese Menschen lebendig gehalten.In über 500 Orten in Deutschland wurden die Gedenktafeln von Demnig mittlerweile verlegt – in ganz Europa sind es sogar über 48.000 Stück. Auch in Greifswald sind 27 Stolpersteine zu finden. Die ersten 11 wurden bereits 2008 verlegt, 16 weitere folgten bis 2014.

Eine aktuelle Liste der Stolpersteine findet ihr hier.

 

 

 

 

 

 

 

(Text: von Tom Peterson und Paul Zimansky)

(Fotos: Paul Zimansky)