Während bei Amazon das Last Minute Shopping in China hergestellter Plastikkostüme in seine Endphase geht und Eltern mit ihren Kindern Fratzen in ausgehöhlte Kürbisse schnitzen, ist es angebracht, sich einmal Gedanken darüber zu machen, woher „Halloween“ eigentlich kommt.

Die Supermarktregale quellen schon seit Anfang September wieder vor Schokonikoläusen, Lebkuchen und Spekulatius über. In den letzten Wochen haben sich auch Süßigkeiten in Gespenst- oder Kürbisform dazugesellt. Wenn Weihnachten nicht schon im Oktober sein kann, muss die Zwischenzeit eben irgendwie anderweitig überbrückt werden. Was käme da gelegener, als den amerikanischen Halloween-Brauch auch bei uns in Europa zum Mittel des Konsums zu machen? Amerikanischer Brauch, wirklich? Nein. Wer sich auf Wikipedia beliest, bemerkt schnell, dass die Tradition ursprünglich aus Irland stammt und erst relativ spät mit irischen Auswanderern in die USA gelang. Der Name „Halloween“, „All Hallows Evening“, der Abend vor Allerheiligen, dem „All Hallows Day“ entstammt der katholischen Tradition – und die wiederum ist Europa entstanden.  Wenn wir in der Zeit allerdings noch etwas weiter zurückreisen, kommen wir schließlich zu den Kelten, die schon im fünften Jahrhundert vor Christus Halloween „feierten“, allerdings unter einem anderen Namen: Samhain. Der 31. Oktober war der keltische Neujahrstag und wie das Volk glaubte, zugleich der einzige Tag im Jahr, an dem sich die Welt der Lebenden für die Welt der Toten öffnet. Um zu verhindern, dass die Geister der Toten den Lebenden ihre Seele stehlen, verkleideten sich diese zur Tarnung mit schreckenerregenden Kostümen. Heute ist dieser Brauch in Vergessenheit geraten und kaum eines der Kinder, die von Haus zu Haus laufen und in Amerika „trick or treat“, oder in Deutschland „Süßes oder Saures“ rufen, um Süßigkeiten einzukassieren oder fremde Hauswände mit faulen Eiern zu bewerfen, weiß wohl mehr, was die eigentliche Bedeutung dieses Abends war. Ziemlich sicher weiß der ein oder andere sogar mit den „Kelten“ nichts anzufangen. Hauptsache, die Lebensmittelindustrie kann sich an überteuertem Fruchtgummi in Augenform wieder eine goldene Nase verdienen und Heidi Klum bespaßt Presse und Promis auf ihrer Happy Halloween Party in Hollywood oder New York. Nachdem sie schon als Kombination aus Schlange und Apfel vom Baum der Erkenntnis aus dem Garten Eden oder auch als Vampir aufgetreten ist, ist sie in den letzten Jahren schon als Kleopatra oder Schmetterling thematisch sehr weit abgeschweift und wird es in diesem Jahr – glaubt man der Klatschpresse – wohl auf die Spitze treiben. Dass Kultur und Traditionen sich mit der Zeit verändern, liegt in der Natur der Sache – ob nun Weihnachten oder Halloween. Es sollte sich auch niemand auf einer der Halloween-Parties am Wochenende seines Spaßes beraubt fühlen. Dennoch schadet es ab und zu nicht, mal etwas näher hinzusehen. Wenn die Kölner am 11.11. wieder außer Rand und Band sind und die Kleinen mit ihren Laternen unterwegs, um erneut die Hände für Gummibärchen und Co. aufzuhalten, wäre es schön, wenn jemand im Sinne des Heiligen Sankt Martin vielleicht nicht grade seinen roten Mantel, aber einen Kaffee mit einem Armen teilt